Wie diese Niederlage der Eintracht zustandekam? Skibbe hielt sie angesichts des Spielverlaufs für ungerecht, Borussentrainer Michael Frontzeck für „nicht unverdient“. Tatsächlich hätte es auch ein Unentschieden sein können und auch ein Sieg der Eintracht, so wechselnd, so Hin und Her ging es im Spiel zu, das keine Dominante zeigte, wohl aber 20 Fußballspieler, die immer irgendwie hin- und herrannten, die Mönchengladbacher dabei allerdings mit der größeren Durchschlagskraft. Und wenn Trainer Frontzeck dann vom Selbstvertrauens einer Mannschaft sprach, daß diese nach fünf Niederlagen nun zwei Siege hintereinander bewerkstelligte, „was lange nicht vorkam“, und die Effizienz lobte, „was das Toreschießen angeht“, hatte er recht.
Noch lange konnten die Fans dieses Mißverhältnis überhaupt nicht überwinden, wie heftige Diskussionen nach dem Spiel in den S- und Straßenbahnen zeigte. 20 Torschüsse standen auf Seite der Eintracht, davon ein einziges Tor und neunmal waren die Borussen dran und hatten zwei Tore. Obwohl das im Detail nicht stimmt, denn wie rechnet man dabei die Eigentore? Es war nämlich das Pech von Marco Russ, daß er einen als Abwehr gedachten Schuß direkt seinem Torhüter ins Gesicht schoß, worauf der Ball ins Netz ging und nun der überraschte und hilflose Oka Nikolov auch noch als Torschütze des 0:1 in der 54. Minute dasteht.
In der ersten Halbzeit nämlich hatte die Eintracht durchaus den Eindruck von Führung und auch Führungstor gemacht. Gerade in den Minuten vor der Pause drängte sie ständig und überhaupt war das kein schlechtes oder langweiliges Spiel. Die Spieler rannten ständig dem Ball hinterher, nur auf Eintrachtseite so absolut uneffektiv. Hört man dann noch von 6 Ecken der Eintracht, zu einer einzigen der Mönchengladbacher und 19 Flanken gegenüber sechsen und der statistischen Überlegenheit bei Ballkontakten und Zweikämpfen – nur bei den Fouls waren die Borussen mit 19: 16 vorne – dann ergibt sich eine spielerische Überlegenheit, die auch zu sehen war, sich aber nicht in Toren widerspiegelte. Da aber nur Tore zählen, hat insofern Trainer Frontzeck recht, wenn er von Effizienz spricht, aber unrecht, wenn er diese aus dem Spielverlauf ableitet.
Dieses Spiel hätte nie verloren werden dürfen und Heribert Bruchhagen, Eintrachtboß, war deutlich, als er von einer „schweren Niederlage, die uns hart trifft“, sprach. Denn es war die allerorten geäußerte Überzeugung der Eintracht, daß man die Punkte in den Spielen nach unten hole, sprich; denen, die in der Tabelle unter der Eintracht stehen. Das ist kräftig daneben gegangen, denn drei Punkte in einem Heimspiel zu verlieren und diese einem direkten Konkurrenten zu überlassen, tut einfach weh. Wie es dazu kam? Offiziell ist es die Verletztensituation, die der Eintracht derzeit keinen ausgewiesenen Stürmer mehr auf dem Platz läßt. Aber in Wirklichkeit hatten Spieler wie Ümit Korkmaz – der mit Pirmin Schwegler bester Spieler auf dem Platz war und sich einen häufigeren Einsatz wirklich verdient hat – oder auch Alexander Meier der Eintracht ja Chancen herausgespielt, nur wurde nichts draus, was insbesondere bei Meier in der 43. Minute durch Klärung auf der Linie Pech war. Der allerdings hatte sich immer wieder Hämmer im Abspiel erlaubt, die nur noch von Markus Steinhöfer überboten wurden. Der schoß grundsätzlich in die falsche Richtung, mochte man glauben, wobei zwischen Pech und heutigem Unvermögen schwer zu unterscheiden ist. Auch Caio hätte man eine Torchance gegönnt, denn er werkelte fleißig mit und so muß die Eintracht in ihrer Analyse des Spiels auf die fehlenden Tore trotz herausgespielter Chancen besondere Aufmerksamkeit richten. Schließlich könnte man bei allem Pech für die Eintracht auch von Glück sprechen, daß das einzige Tor in der 86. Minute durch einen Handelfmeter zustandekam, den Schwegler verwandelte.
Ein Sachverhalt ist ohne die heutigen Sonntagsspiele für den 13. Spieltag allerdings auffällig. Das war kein Samstag der Heimmannschaften! Nur Schalke 04 gewann mit 2:0 zu Hause gegen Hannover 96. Hertha BSC Berlin trotzte den Stuttgartern ein 0:0 ab, bei allen anderen Spielen gewannen die Gäste: Nürnberg mit 3:2 gegen Wolfsburg, Hoffenheim mit 4:0 gegen Köln und Werder Bremen gar 6:0 gegen Freiburg. Fußball verkehrt.