Um darauf – und für den nationale Titelkampf in der Bundesliga – gerüstet zu sein, hat der achtfache Meister der Jahre 1997 bis 2008 einen kräftigen Relaunch vollzogen. Im Kader durfte nur ein Ausländer – Spielmacher Dashaun Wood – bleiben. Sechs neue wurden geholt. Alle in Absprache mit dem Neu-Trainer Sasa Obradovic. Der 43-jährige Serbe kennt den Klub aus dreijähriger Korbjagd für Alba und gilt als Inkarnation des Erfolges. Als Spieler hat er eine imposante Erfolgsliste: Mit Alba Meister und Korac Cup-Gewinner, mit Serbien Weltmeister, Europameister, olympischer Silbermedaillengewinner. Als Trainer Meister mit Köln und u.a. zuletzt mit Donezk Meister der Ukraine und Viertelfinalist Eurocup.
All das hat Alba, das bislang nie den Eindruck erweckte, sich finanziell in Abenteuer zu stürzen, Geld gekostet. Neusponsoren wie der Trikotsponsor Tin Tag, so der Aufsichtsrat Axel Schweitzer auf der Pressekonferenz, hätten es ermöglicht, "das Budget im einstelligen Prozentbereich anzuheben". Was neun Prozent und total knapp acht Millionen Euro bedeuten könnten.
Der Verlust der dominanten Position in der Bundesliga an Bamberg nach 2008 hat am Selbstverständnis des einstigen Branchenführers genagt. Und vorübergehend zu einer Karussell-Politik auf dem Trainerstuhl geführt. Siehe der Israeli Muli Katzurin, siehe der Kanadier Gordon Herbert, die nach vier Jahren mit Luka Pavicevic (2007 bis 2011) die Erwartungen nicht erfüllen konnten. Nun also Obradovic, der von sich sagt, dass er an hochgeschraubte Erwartungen gewöhnt sei und als Trainer täglich unter Druck stehe. Die Spieler, die Mannschaft besser zu machen. Und der keinen Zweifel lässt über seine Job-Philosophie: Basketball ist ein Mannschaftssport. Da sei die Mannschaft der Star und nicht einzelne Spieler!
Nach dem überraschenden Ausscheiden zum Auftakt der Play-off-Runde gegen den Aufsteiger Würzburg und vorherigen bitteren Niederlagen, gibt sich Alba bescheiden in den öffentlichen Zielangaben. Manager Marco Baldi weist dem Festgeld-Krösus Bayern München in seiner zweiten Ligasaison die Rolle des Meisterschafts-Favoriten zu. Neben dem Double-Gewinner Bamberg: "Das Erreichen des Semifinals sollte für Alba das realistische Vorhaben sein." Hauptaugenmerk liege diesmal auf dem Pokalwettbewerb, für den Berlin als Ausrichter der Endrunde gesetzt ist.
Wie sehr Alba vom Glanz früherer Zeiten und seinem guten Ruf profitiert, beweist die Tatsache, dass Alba als erste deutsche Mannschaft gegen ein Team aus der stärksten Basketball-Liga der Welt antreten darf. Am 6. Oktober daheim und das auch noch gegen Dallas mit der deutschen Ikone Dirk Nowitzki. Das geschieht im Rahmen eines Austauschprogramms zwischen Euro League und der nordamerikanischen NBA. Dort gastieren Real Madrid und Montepaschi Siena – Albas Vorrunden-Gegner in der Euro League. Während Dallas und die Boston Celtics in Europa auf PR-Tour sind.
Albas Status und die großartigen Besucherzahlen haben zu einer Anfrage durch die Euro League in Berlin geführt. Und als Albas Sponsoren bereit waren, ihr Scherflein zum Auftritt der NBA-Stars beizutragen, war der Deal perfekt. Binnen 50 Minuten waren die nicht gerade billigen Tickets weg. Die Einnahmen teilen sich die NBA, Euro League und der Veranstalter und O 2-Eigner Anschutz Entertainment (AEG). Alba erhält für sein Entgegenkommen 100 Freikarten sowie selbstredend einen kaum bezifferbaren Imagegewinn!
Wirtschaftlich einträglicher dürfte für die Hauptstädter der Ligastart am 3. Oktober ausfallen. Da laufen um 17 Uhr in der Arena am Ostbahnhof die Artland Dragons auf. Immerhin eine Mannschaft mit beachtlicher sportlicher Qualität, wenn auch nicht mit einem Dirkules-Halbgott.