Nach Ende der Apartheid wurde vor etwa 20 Jahren damit begonnen, dieses ehemalige Hafen- und Werftgelände in ein gefälliges und beliebtes Vergnügungsviertel umzubauen. In Erinnerung an Queen Victoria, die 1860 den Bau der vorgelagerten Wellenbrechermauer beginnen ließ und ihren 2. Sohn Alfred gab man einer bunten Mischung von Boutiquen, Restaurants und öffentlichen Plätzen diesen Namen. Musikgruppen mit Xylophonen, Saxophon, Gitarren und Trommeln sorgen hier für echt afrikanische Atmosphäre.
Diese Aufbruchsstimmung des neuen, jungen Südafrikas lässt uns die Vergangenheit mit der Rassentrennungspolitik jedoch nicht vergessen. Im Gouverneurspalast unweit des heutigen Parlamentsgebäudes lebten die damaligen holländischen Statthalter in beinahe unbeschreiblichem Luxus. Draußen wurden gleichzeitig Sklaven öffentlich gefoltert und hingerichtet. Vertieft wird dieser Eindruck durch einen Besuch des ehemaligen Gefängnisses auf Robben Island, wo Nelson Mandela so lange eingekerkert war. Einer der früher dort Inhaftierten berichtet von Einzelhaft und endlosen Schikanen. Fast unwirklich scheint dazu die Abendsonne schrägt über die flache Insel – eigentlich sollte es hier regnen.
Auf dem Tafelberg über der Stadt liegt morgens wie so oft eine flache Wolke. Die Gondelbahn hat uns in wenigen Minuten auf etwa 1000 Meter Höhe gebracht. Weit schweift der Blick über Stadt, Hafenanlagen und Meeresbuchten. Hinter der Victoria & Alfred Waterfront ist das für die Fußballweltmeisterschaft gebaute Stadion zu erkennen. Ein Spazierweg führt entlang des Hochplateaus zu verschiedenen Aussichtsplattformen: rechts der Atlantik und links jenseits des Kaps der Indische Ozean. Tief unter uns verläuft die Straße zum Kap der guten Hoffnung.
Kapstadt in Richtung Cape Point verlassend, gelangt man in Villengegenden in selten schöner Naturlandschaft. Granitbrocken liegen auf dem weißen Sandstrand verstreut, dahinter ragen Ausläufer des Tafelberges empor. Immer etwas oberhalb der Küste verläuft eine Panoramastraße. Der Chapman`s Peak Drive ist eine neun Kilometer lange Küstenstraße auf der Kap-Halbinsel südlich von Kapstadt. Er schlängelt sich in 114 Kurven unmittelbar zwischen Meer und steilen Felswänden entlang von Hout Bay nach Noordhoek und führt über den Chapman’s Peak, einen 160 Meter hoch gelegenen Aussichtspunkt zum Kap.
Meterhohe Wellen krachen gegen den Felsen. Hier treffen Indischer und Atlantischer Ozean aufeinander. An Baden ist nicht zu denken. Unbeirrt von fotografierenden Reisenden grasen unweit davon wilde Paviane und Strauße. Vor den Affen gilt es sich in Acht zu nehmen. Sie wissen, dass sich in mancher Tasche Proviant befindet und reißen sie Ahnungslosen aus der Hand, denn rasch haben sie gelernt, sich mit wenig Mühe zu versorgen.
Auch die Rückfahrt nach Kapstadt bietet einige Attraktionen. Am Boulder Beach tummeln sich Pinguine und in den Kirstenbosch Gardens ist man eingerahmt von üppiger Vegetation. Bunte Vögel saugen Nektar aus dicken Proteablüten, gewaltige Laubbäume beschirmen die Vielfalt der Sträucher. Kein Straßenlärm dringt ans Ohr, weiße Wolkenfetzen ziehen in Richtung Meer, Vögel laden singend zur Balz. Die Natur ist sich selbst genug.
Tswalu – zu leise zum Schlafen
Der zweimotorige Flieger zieht eine Kurve hoch über der Landebahn. Ein Signal für die Guides, dass neue Gäste kommen. Feuchte Tücher und kalte Getränke werden gereicht, während unsere Koffer ausgeladen werden. Welch ein Empfang hier mitten in der Kalahari, dem „leeren Land“! Die Familie Oppenheimer hatte 1999 genau 100.000 Hektar ehemaliges Jagdgelände gekauft, um eine von Dürren und Entvölkerung bedrohte Landschaft ökologisch sinnvoller Nutzung zuzuführen. Nur 250 mm Regen fallen durchschnittlich im Jahr und lassen nur einen savannenartigen Bewuchs zu. Hier leben fast alle Wildtiere des südlichen Afrikas in natürlicher Umgebung. Auf dieser riesigen Fläche von ca. 33 x 33 Kilometern können maximal nur 30 Gäste an zweierlei Orten beherbergt werden. In der Motse Lodge finden etwa 20 Personen Platz in luxuriös ausgestatteten Rondavels, Rundhäusern mit Strohdach in landestypischer Bauweise. Dann gibt es andernorts noch ein größeres Ferienhaus für 10 Personen, für kleine Guppen oder eine Familie. Hohe technische und personelle Anforderungen müssen mitten im Niemandsland erfüllt werden. Es gilt eine eigene Wasser- und Abwasserversorgung zu unterhalten. Die Stromerzeugung und Warmwasserbereitung werden mit erneuerbaren Energien unterstützt. Tatsächlich werden alle 140 Angestellten von der Organisation Tswalu entlohnt, davon alleine 90 Personen zur Betreuung der Gäste aus aller Welt. Jeder Gast bzw. jede Familie bekommt ein eigenes Pirschfahrzeug mit Spurenleser und Fahrer. Bereits um 6.45h morgens geht es hinaus in den anbrechenden Tag. Waagrechte Sonnenstrahlen lassen die Schirmakazien als Silhouetten über dem goldgelben Gras erscheinen. Etwas entfernt brüllen Löwen.
Gästen die herben Reize der afrikanischen Savanne zu zeigen ist jedoch nur Teil des Netzwerkes Tswalu. Das zur Safarilodge gehörende Dorf soll als Vorbild für soziale Anbindungen in der Gemeinde und ökologisches Wirtschaften dienen und sich selbst versorgen können. So wird eine Krankenstation von Schwester Betsy unterhalten. Ärzte und Zahnärzte aus Deutschland spenden medizinische Geräte, von der Ultraschallvorrichtung bis zum Spezialstuhl für Zahnbehandlungen. Einige investieren dabei nicht nur die Transportkosten, sondern stellen ihre Dienste für gewisse Zeit zur medizinischen Betreuung der Dorfgemeinschaft zur Verfügung, bevor sie an Safarifahrten teilnehmen. Das bedeutet, dass die Einnahmen aus dem Tourismus diese Kosten nicht decken können, zu denen noch eine Vorschule für Kinder und Kurse zur Erwachsenenbildung für die Einheimischen gehören. Dabei hat man ein faires Konzept entwickelt: man kann eine Stunde vor Feierabend die Arbeit niederlegen und an Fortbildungen teilnehmen, wenn man anschließend noch eine zweite Stunde aus seiner Freizeit dazu einbringt.
Am späteren Nachmittag gehen wir auf Nashornpirsch. Nach langem Suchen und bei gerade noch ausreichendem Licht nähern wir uns einer Gruppe von drei Tieren. Wir schleichen uns zu Fuß bis auf etwa 50 Meter heran. Der Wind ist wohl günstig und wir können die Kolosse in Ruhe beobachten. Nur ihr Schmatzen beim Grasfressen ist zu hören. Sonst nur Stille.
Als vor einigen Jahren eine Gastgruppe aus Hongkong auf Tswalu weilte, hatten sie Schlafprobleme. Verglichen mit ihrer gewohnten Umgebung war es zu dunkel und zu leise. Dann machten sie den Radio leise an und etwas Licht, um einschlafen zu können. Den entfernten Schrei der Hyäne konnten sie allerdings an diesem Abend nicht hören.
Informationen: die Deutsche Lufthansa fliegt täglich abends ab Frankfurt mit dem A 380 nach Johannesburg, von dort Weiterflug mit SAA nach Kapstadt. Das Visum wird kostenfrei bei der Einreise erteilt. Sehenswert beim Zwischenaufenthalt in Johannesburg ist der für einen Tagesausflug empfehlenswerte Pilanesberg National Park in ca. 150 km Entfernung.
Unterkünfte: Die Safarilodge Tswalu liegt nahe der Grenze zu Botwana westlich von Johannesburg. Abholung der Gäste per Charterflug von Kapstadt oder Johannesburg.
Es empfiehlt sich ein Aufenthalt von mindestens 3 bis 4 Tagen, um das Zusammenwirken des Dorfes mit dem Naturschutz zu erleben. Weitere Informationen und Kontaktanfragen, auch von interessierten Ärzten die sich einbringen würden unter www.tswalu.com
Literatur zur Vorbereitung und zum Mitnehmen: Südafrika mit großer Reisekarte und Special Guide im Verlag Baedeker; 526 Seiten zum Preis von € 25,95; www.baedeker.com
Auskünfte: Unter www.dein-suedafrika.de bzw. unter der kostenfreien Telefonnummer 0800-1189118 können Broschüren bestellt und Fragen beantwortet werden. Reiseveranstalter mit ihren Angeboten sind unter www.tierischsuedafrika.de gelistet.