Im Buch erfahren wir viel über Löws steinigen, und auch mal abwärts laufenden Weg als Kicker und Spieler-Dompteur. Löw hatte ja mit Ballack, Kuranyi und wie die leicht dödeligen Poldis dieser Fußballwelt auch heißen mögen, durchaus einige infantile Querulanten vor der Linse. Allerdings geht Bausenwein mitunter etwas zu weit und versucht auch noch den letzten krummen Satz seine schiefe Deutung zu geben. Das erscheint bisweilen etwas müheselig und mindert die Spannung. Trotzdem wird Löws abenteuerlicher Weg zur Bundestrainerei fein nachgezeichnet, auch das Glück, welches ihn bei aller akribischen Arbeit hold ist, bekommt seinen Platz in der Biografie zugeweisen. Letztlich gäbe es keinen Löw ohne Klinsmanns Scheitern.
Das Wort „Philosophie“ nervt im Buch hingegen, und die ständigen Verweise auf Herrn I. Kant sind etwas matt. Löw kann sicher bessere Sätze formen als manch anderer Kandidat der Trainerzunft, doch deshalb gleich einen Ideologen mit kompakter Weltanschauung im Löwschen Kosmos zu vermuten, ist ein Witz.
Gut gefiel mir der spielerisch-taktische, der erklärende Teil. Die Löwworte wie Laufwege, punktgenaues Passspiel, der Tempofußball und das Verschiebesystem werden ausführlich erörtert und beklatscht.
Insgesamt ein nettes Buch für Löwfans und kommende Bundestrainer, die ja bekanntlich ca. 40 Millionen Mal in Deutschland vorkommen.
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Christoph Bausenwein: Joachim Löw und sein Traum vom perfekten Spiel, 368 Seiten, Verlag Die Werkstatt, 2011, 24,90 Euro