Besonders herzliche Begrüßung
Wenig später lagen sich die Beiden in den Armen, mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht tauschten sie kurz ein paar Worte, bis Louisa mit der Mannschaft noch mal in die Kabine verschwand. Diese Art der besonders herzlichen Begrüßung widerfuhr Karoline Heinze, jene junge Frau mit den langen blonden Haaren, an diesem Tag noch öfters. Nach dem Abpfiff etwa, als die 20-Jährige den USV-Spielerinnen nach dem 2:2 persönlich zum Punktgewinn gratulierte und von ihrer ehemaligen Mannschaft sogar in den obligatorischen gemeinsamen Kreis gebeten wurde.
Ehemals Bundesligadebüt in Jena mit 16 Jahren
Von 2010 bis 2013 trug Karoline Heinze in 55 Spielen das Trikot des FF USV Jena. Ihr Bundesligadebüt für die Thüringerinnen gab sie am 15. August 2010 – mit 16 Jahren. Im vergangenen Sommer verschlug es die Mittelfeldakteurin in die USA, wo sie an der University of Central Florida studiert und für das Women ´s Soccer Team Knights dem runden Leder nachjagt. Wir sprachen nach dem Spiel des FF USV gegen die Bayern mit Karoline.
Karoline, du hattest heute zweifelsohne die längste Anreise!
Karoline Heinze: Stimmt. Ich studiere in Orlando in Florida und dort ist die Saison gerade zu Ende gegangen. Also habe ich mir gedacht: das Erste, was ich mache – ich fahre nach Jena. Gestern Mittag bin ich dann von Orlando los geflogen nach Miami, von dort nach Berlin, wo ich heute Morgen gegen Acht gelandet bin. Dann ging es direkt hierher, und trotz der 18 Stunden, die ich am Stück unterwegs was, habe ich mich riesig auf das Spiel gefreut.
Und – zufrieden mit dem Punktgewinn?
Heinze: Ich habe natürlich die ganze Zeit in Orlando verfolgt, was in Jena abgeht. Am Anfang war ich ganz schön überrascht, dass so viele Spiele gewonnen werden. Aber ich war natürlich auch ziemlich stolz. Heute gegen die Bayern, das war schon ein kleines Spitzenspiel, auf das ich mich gefreut habe. Am Ende bin ich mit dem Ergebnis auch ziemlich zufrieden. Es war ein gutes Spiel, das Zuschauen hat Spaß gemacht. Ich finde, die Mannschaft spielt supergut zusammen. Es ist eine Freude, sie spielen zu sehen.
Bei Fragen nach dem Besonderen in Jena fällt immer wieder der Begriff Teamgeist. Siehst du das auch so?
Heinze: Definitiv. Jena ist ein Verein, in dem nicht das ganz große Geld da ist wie in anderen Vereinen. Da ist gerade der Teamgeist sehr, sehr wichtig, dass die Mannschaft intern zusammen hält. Ich finde, das sieht man auch sehr gut an den Spielerinnen, wie sie miteinander umgehen und kommunizieren auf dem Platz. Auch wenn man die Mannschaft nicht kennt, kann man von außen diese besonders gute Stimmung im Team sehen, auf dem Feld wie daneben.
Spürt man das auch noch, wenn man – wie du – nicht mehr hier spielt?
Heinze: Auf jeden Fall. Ich habe mich schon den ganzen Frühling auf die Rückkehr nach Jena gefreut. Alle hier haben mich so herzlich empfangen. Die Mannschaft, das Trainerteam, einfach alle. Als ich nach dem Spiel noch mit in den Kreis gebeten wurde, hat mich das sehr berührt. Da war ich den Tränen nahe. Ich habe das Gefühl, dass ich noch immer dazu gehöre, obwohl ich nicht mehr hier spiele. Ich fühle mich noch immer superheimisch hier in Jena.
Wie sehen deine Pläne für die nächste Zeit aus?
Heinze: Ich habe mich nach dem Jahr in Orlando entschieden, mein komplettes Bachelor-Studium dort zu machen. Weil ich für mich entdeckt habe, dass die englische Sprache und ich gut miteinander können. Sie wächst so schnell in mir, es wird von Tag zu Tag besser. Vorhin habe ich mich z.B. mit Amber unterhalten und gemerkt, ich spreche gut genug, dass wir Spaß haben und gut miteinander reden können. Ich werde also jetzt die vier Jahre dort zu Ende machen, weil sich auch mein späteres Ziel verschoben hat. Eigentlich wollte in Jena Medizin studieren, bin aber jetzt auf Sportjournalismus umgeschwenkt. Ich weiß, das ist ein großer Sprung, aber Deutsch und Englisch würden mir da super helfen. Ich bin einfach begeistert vom Sport und denke, das wird ´ne ganz coole Sache.
Welche Schlagzeile hättest du dann für deine ehemalige Mannschaft?
Heinze: Dass sie in dieser Saison absolut das Überraschungsteam sind. Das würde definitiv passen. Die drei Jahre, die ich hier war, haben wir immer bis zum letzten Spiel gegen den Abstieg gefightet. Und jetzt spielen die da oben mit, das ist doch unbeschreiblich cool!
Am 1. Juni steht das letzte Heimspiel der Saison an. Mit dir als Zuschauer?
Heinze: Ich bin auf alle Fälle für die nächsten zwei Monate in Deutschland und am 1. Juni mit großer Wahrscheinlichkeit wieder hier im Ernst-Abbe-Sportfeld.