„Dass es dieses schöne Haus überhaupt gibt, haben wir einem Deutschen zu verdanken,“ erläutert der ehemalige Tourismuschef Heinrich Wagner, der die Villa nun liebevoll betreut. „Dem deutschen Industriellen Bernhard Trier.“ Er habe sich, so Wagner, Anfang des 20. Jahrhunderts bei einem Besuch des Arlberg in St. Antons verliebt und beschlossen, sich dort ein Haus zu bauen. 1912 zog Trier ein; doch lange Zeit konnte er seine komfortable Villa nicht genießen. Trier starb während des Ersten Weltkriegs. Seine Witwe verkaufte das Haus, das dann immer wieder den Besitzer wechselte. Der bekannteste war der bulgarische Tabakhändler Basil Koutzouglou. Ältere Einheimische reden noch heute von der „Koutzouglou-Villa". Als Anfang der 1970er-Jahre das Gerücht kursierte, ein internationaler Konzern wolle das Haus kaufen und im Park ein Hotel errichten, waren sich die St. Antoner einig: Das dürfe nicht geschehen. Villa und Park müssen in ihrer einzigartigen Form erhalten bleiben. Es gelang, das historisch bedeutsame Gebäude samt Park zu erwerben. Einige Jahre später war klar, wie die Räumlichkeiten genutzt werden sollten: Für ein Ski- und Heimatmuseum.
Heute wandert der Besucher in diesem einzigartigen Museum durch die Geschichte des alpinen Skilaufs. Altes Kartenmaterial, Fotos von „gestern“ und „heute“, die Namen der mehr als 40 Medaillengewinner des 1901 gegründeten Skiclubs Arlberg sowie die Siegerski des dreimaligen Weltmeisters Karl Schranz machen die Vergangenheit wieder lebendig. Eindrucksvolle Filme und sehenswerte Fotos berichten über die Entwicklung St. Antons vom armen Bauerndorf zum modernen, in aller Welt bekannten Wintersportort.
Das Museum folgt auch den Spuren eines der wichtigsten Skipersönlichkeiten: Hannes Schneider, der um 1920 die Arlbergtechnik in alle Welt verbreitete. Der Arlberger Skipionier, am 24. Juni 1890 in Stuben am Arlberg geboren, begann 1907 seine Berufslaufbahn als angestellter Skilehrer beim Hotels Post in St. Anton. Im Winter 1920/21 gründete er dort die erste Skischule Österreichs, in der Urlaubsgäste erstmals nach pädagogischen Richtlinien im Skilauf unterrichtet wurden. Während anderswo der Telemark-Stil hoch im Kurs stand, tüftelte Schneider an den Vorläufern des heutigen Parallelschwungs – dem Stemmbogen.
Hannes Schneider spielte auch als Filmschauspieler eine besondere Rolle. Zu einem seiner erfolgreichste Filme wurde „Der Weiße Rausch", den Dr. Arnold Franck im Winter 1930/1931 in St. Anton gedreht hatte. Als Gegner des Nationalsozialismus gelang es Schneider aufgrund seiner guten internationalen Beziehungen, 1939 mit seiner Familie in die USA aus zuwandert. In North Conway im Bundesstatt New Hampshire gründete er eine neue Skischule, die später sein Sohn Herbert übernahm. Seine alte Heimat besuchte”¨Hannes Schneider nach dem Zweiten Weltkrieg nur mehr gelegentlich. 1955 verstarb er im Alter von 65 Jahren. Ein Denkmal Im Park des Museums St. Anton erinnert an den berühmten Skipionier.
Wem nach so viel spannender Geschichte nach einem guten Essen gelüstet, der kann gleich im Haus bleiben. Das Museums-Restaurant verwöhnt seine Gäste in verschiedenen, mit viel Geschmack eingerichteten Räumen, wie der Kaminhalle, der Jagdstube, der Bibliothek, dem Raucherzimmer oder dem Musikzimmer mit kulinarische Köstlichkeiten der Region.
”¨Das Museum St. Anton hat während der Sommer- bzw. Wintersaison täglich geöffnet. Der Besuch kostet für Erwachsene vier Euro; Kinder bis 16 Jahre haben freien Eintritt. ”¨Weitere Informationen: www.museum-stanton.com