Wobei der 2:1-Erfolg der beiden Saison-Aufsteigerinnen aus der Schwabenmetropole über das brasilianische Top-Paar Antonelli/Juliana im abschließenden Pool-Match mit einem Ausrufezeichen zu versehen ist.
Am Mittwoch könnten Laura Ludwig/Kira Walkenhorst (Hamburg) sowie Karla Borger/Britta Büthe (Stuttgart) gleichfalls in den Kreis der 32 Weltbesten einziehen.
Bei den Männern liegen Jonathan Erdmann/Kay Matysik (Berlin) nach ihrem zweiten Vorrundengewinn ebenfalls auf Kurs, während Alexander Walkenhorst/Stefan Windscheif (Essen) nach je einem Sieg und einer Niederlage dafür zum Gruppen-Abschluss unbedingt gegen die Brasilianer Pedro/Evandro als Sieger den Court verlassen müssen.
Ob das Sechser-Aufgebot des DVV ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die bisherige WM-Medaillen-Bilanz aufstocken kann, bleibt abzuwarten.
Die diesmal chancenreicheren Frauen haben es 2013 in Polen durch Borger/Büthe (Silber) bis dato lediglich einmal auf’s Podest geschafft. Die männlichen Sandwühler dagegen verbuchten vier Medaillenerfolge: Dreimal daran war der 2012-er Olympiasieger Julius Brink beteiligt – Rang drei mit Kjell Schneider 2005, Triumph mit Jonas Reckermann 2009 und nochmals Bronze mit jenem 2011.
Jonathan Erdmann/Kay Matysik vertraten vor zwei Jahren mit dem Überraschungserfolg als WM-Dritte das Ausnahmeduo Brink/Reckermann nach deren Karriere-Abschied prächtig.
Ungewohnt aus Sicht der deutschen Fans, dass diesmal nur zwei deutsche Männerteams unter 48 bei der WM vertreten sind. Haben die Deutschen den Anschluss verloren, war der Substanzverlust nach dem Abgang des Aushängeschilds schlicht zu groß?
„Nein“, sagt Andy Künkler, Verbands-Vizepräsident und verantwortlich für den Beachbereich im DVV sowie Trainer von Walkenhorst/Windscheif. „Das hängt vor allem mit den neuen WM-Startmodalitäten zusammen.“
Ein Jahr vor dem Vierjahres-Höhepunkt Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro hat der Weltverband FIVB dies beschlossen: Waren bisher 44 Paare mit maximal vier pro Nation über die Weltrangliste plus vier Wild Cards bei WM startberechtigt, so ist diese Zahl auf 23 reduziert worden. 20 werden auf die Kontinente aufgeteilt, plus insgesamt 5 Wild Cards. Bedeutet, „dass Europa 10 bis 15 Mannschaften weniger dabei hat. Und entsprechend mehr Teams aus Ozeanien/Asien, Afrika und Amerika hier antreten können.“
So finden sich Vertreter aus El Salvador, Guayana, Thailand, Costa Rica, Marokko oder Algerien im WM-Programm, die sonst nie im 32er Feld auf der Welttour-Serie erscheinen. Weil dies nach Leistungskriterien formiert wird. Mit internen Landesselektionen und einer vorherigen Qualifikation.
Das führte in Holland vor allem im Frauen-Turnier zu extremen Leistungsunterschieden und Ergebnissen wie 21:7, 21:0 nach 21 Minuten der Brasilianerinnen Antonelli/Juliana über das Duo aus Algerien!
„Ich glaube nicht, dass der Verlierer dabei Spaß hatte. Und Zuschauer, das Fernsehen oder der Sieger auch nicht“, sagt Julia Sude.
Allerdings profitierte ihr Team von der neuen WM-Regel, denn sie kam mit Chantal Laboureur über das WM-Kontingent Europas zu ihrem dritten WM-Auftritt. Beide hatten im Vorjahr zu wenig Punkte für die Weltrangliste gesammelt, um so den Platz im Hauptfeld zu erhalten.
Dennoch sieht Andy Künkler die Aufweichung des Leistungsprinzips für den WM-Start kritisch: „Solche Begegnungen wie die mit den Algerierinnen tragen nicht zur Popularisierung des Beachvolleyballs bei. Außerdem entsteht eine Wettbewerbsverzerrung, wenn die Vorrundengruppen nicht nach dem Ranking zusammengestellt werden.“ Nach alten Regularien wären übrigens die Männer-Paare Sebastian Fuchs/Thomas Kaczmarek (Weltrangliste 31) und Markus Böckermann/ Lars Flüggen (25.) vermutlich ebenfalls bei der WM am Netz.
Die FIVB unter Führung des Brasilianers Ary S. Graca propagiert allerdings seit Jahren, Beachvolleyball solle insgesamt globaler werden. Auf allen Kontinenten entwickelt und möglichst ganzjährig zu erleben! Dass dies bei vielen kleineren Ländern Zustimmung findet, liegt nahe. Möglicher Nebeneffekt: Die Strategie nach dem Blatter-Prinzip dürfte ihm die nötigen Stimmen für eine Verlängerung der Amtszeit sichern.
Künkler sagt: „Sportpolitisch ist das Bestreben, Beachvolleyball weltweit zu fördern, sicherlich verständlich. Das sollte aber auf der großen Bühne von Welt-Titelkämpfen nicht zur sportlichen Niveauverwässerung führen.“