Völkermord in Namibia

Namibia
Fassade der Felsenkirche in Lüderitz. © 2018, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel, Aufnahme: Namibia, 2018

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ja, auch die späte Kolonialmacht Deutsches Reicht hat in ihren „Schutzgebieten“ Verbrechen an den Eingeborenen begangen. Aber nun bricht wieder wie eine Sturmflut die Schuldzuweisung auf uns ein.

Wenn dieser Maßstab an alle Kolonialmächte angelegt werden würde, dann kämen England, Frankreich, Portugal und Spanien gar nicht mehr aus Entschuldigung und Wiedergutmachung heraus. Das kleine Belgien könnte nur noch auf den Knien liegen, so monströs waren seine Untaten am Kongo. Und was die USA angeht, so dauern deren Mißhandlungen an den Indianern noch immer an. Auch die Australier haben bis heute schmutzige Hände.

Was mir im Fall von „Deutsch-Südwest“ fehlt, ist die Vorgeschichte. Diese kann und soll das Folgende nicht entschuldigen, aber sie gehört zum Gesamtbild dazu. Es sind dies die Morde an deutschen Farmern und ausgerechnet auch an Missionaren. Hier wurden ganze Familien grausam umgebracht. Die kleine „Schutztruppe“ war gar nicht mehr in der Lage, diesen beizustehen. Die Meldungen darüber haben dann zur tragischen Niederschlagung geführt, deren Einzelheiten noch immer umstritten sind.

Aufs Ganze gesehen war die deutsche Kolonialpolitik nicht verbrecherisch. Bei den Nachkommen der Ureinwohner ist Deutschland weitgehend in guter Erinnerung. Also, Deutsch-Ostafrika, die pazifischen Inseln wie Samoa und auch das ferne Tsingtau waren keine Konzentrationslager. Diese haben die Engländer „erfunden“, als sie die Frauen und Kinder der um ihre Freiheit kämpfenden Buren darin einpferchten.

Der britische Historiker Richard Gott sieht in seinem Buch „Britain‘s Empire“ die britische Kolonialpolitik geradezu als eine Blaupause für die unmenschlichen Taten im 20. Jahrhundert.

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