Berlin, Deutschland (Weltexpress). An George Grosz, den großartigen Zeichner und Maler, Karikaturist und Kritiker, der Ende Juli 1893 im kaiserlichen Berlin als Georg Ehrenfried Groß geboren wurden und Anfang Juli 1959 im Berlin der Nachkriegszeit unter vier Mächten starb, wird hier und heute selten erinnert. Immerhin gibt es noch einen Platz, der nach dem Mann, der als Emigrant auch in den Vereinigten Staaten von Amerika Erfolge feierte, benannte ist. Das ist zwar kein großer Platz, eher ein dreieckiges Plätzchen und zwar dort, wo die Schlüterstraße Berlins längste Flaniermeile, das ist und bleibt der Kurfürstendamm, kreuzt, aber immerhin wurde er 2012 mit einem von Heidi Hetzer spendierte Schmuckschild versehen, auf dem der Name des satirischen Berliners steht. Der kleine Platz trägt einen großen Namen.
Zudem tauchen Gedenktafeln am einstigen Wohnhaus der Familie Grosz in der Trautenaustraße 12 und am Savignyplatz 5, wo George Grosz trunken die Treppe runterstürzte und starb, auf. Ferner finden Suchende den Name Grosz auf der Grabstätte von Eva und George Grosz auf dem Waldfriedhof Heerstraße wieder. Seit 2012 gibt es einmal mehr den berhmten Namen. Groß prangen fünf Buchstaben über dem Eingang zum Cumberland-Haus am Ku`damm. Das gigantische alte Gebäude wurde vom Architekten Robert Leibnitz, der auch das Adlon entwarf, zu Papier gebracht und in den Jahren 1911 und 1912 gebaut. Seinen Namen erhielt es zu Ehren von Ernst August (II.) von Hannover, der zudem dritter Duke of Cumberland bzw. Herzog von Cumberland war und noch viel mehr Titel und Tracht trug. Vom Haus Cumberland hatte dieser Ernst August allerdings wenig, denn er verstarb nach dem ersten Weltkrieg, der ihm viele Titel (vor allem die des Vereinigten Königsreichs Großbritannien (heute mit dem Zusatz: und Nordirland)) kostete, 1923 auf Schloss Cumberland in Österreich. Haus Cumberland wurde das Gebäude genau genommen nicht von Beginn an genannt. Am Anfang war es schlicht ein schönes 600-Zimmer-Appartement-Haus teuren Typs und vornehmsten Stils mit allem, was das Herz begehrt. Weil kaum einer Einlass begehrte und einzog, war der Eigentümer bald bankrott und das bereits 1913. Daraufhin wurde dort das luxuriöse Grand Hotel „Cumberland“ mit 700 Betten betrieben.
Heute wohnen im denkmalgeschützten Haus Cumberland wieder Leute mit großem Beutel fein am Kurfürstendamm und auch diese vielen Flanierkilometer durch Charlottenburg werden immer vornehmer. Dazu passen angesagte Cafés und Restaurants. Beides in einem und noch viel mehr ist das Grosz.
Wir Gourmets vom Weltexpress waren dort und gleich begeistert. Nicht nur das Ambiente des Grosz ist großzügig und großartig, sondern auch das Vier-Vergnügen-in-einem-Haus-Konzept. Und das scheint einmalig in Charlottenburg. Das Grosz ist nämlich nicht nur ein edles Restaurant, sondern auch ein Kaffeehaus mit köstlichen Kuchen, eine Bar mit Dutzenden Cocktails und wunderbaren Whiskys sowie ein sündhafter Ort fürs Süße. Die kleine aber feine Pâtisserie trägt den Titel L`Oui und verkauft, was in der hauseigenen Bäckerei und Pâtisserie gefertigt wird. Wie wäre es mit Choux, Macarons, Tartes und tollen Torten mit Titeln wie „Prinzessin Viktoria“?! Das und noch viel mehr passt prächtig zum Haus Cumberland, wie wir meinen, und beißen in frische Brioches aus einem sehr ei- und fettreichen Hefeteig. Vorzüglich mundet auch der französische Gebäckklassiker. Das Mandelcroissant oder das Croissant au Beurre sind nicht zu verachten. Sie sind vorzüglich.
Im Kaffeehaus wird morgens, nachmittags und sogar abends köstlicher Kaffee ausgeschenkt. Zum Tee vor und nach fünf Uhr werden sogar köstliche Häppchen gereicht, die stilecht auf einer dreistöckigen Étagère angerichtet wurden.
Doch Lunch und Dinner im Restaurant des Grosz bleiben für uns nach wie vor die Höhepunkte. Zudem kann man sein Mittag- oder Abendessen nicht nur drinnen unter der hohen Decke sondern auch draußen in einem der fünf Innenhöfe des Gebäude-Komplexes Cumberland-Haus genießen. Vor allem im Sommer ist das eine super Sause.
Beim Blick in die aktuelle Karte entdecken wir feine Köstlichkeiten wie Büffelmozzarella mit gegrillter Avocado, Avocadocrème und geschmolzenen Datteltomaten und Jakobsmuscheln mit gegrillter Wassermelone und Gremolata auf. Wenig später landen diese und andere famose Vorspeisen wie Rinder- und Thunfischtatar samt Suppen auf unserem Tisch. Die übersichtliche Karte bietet eine klare Kante: zum Gewöhnlichen. Wir bestellen Tortellini Cavolfiore mit gegrilltem Blumenkohl und pochiertem Ei sowie Spaghetti Salsiccia aus der Abteilung Pasta und Risotto, Seeteufel mit gegrillten Süßkartoffeln und glasierten Keniabohnen und weißen Heilbutt mit sautiertem grünen Spargel und geschmolzenen Datteltomaten aus der Abteilung Fisch. Feinstes Fleisch lassen wir uns ebenso servieren. Schwarzfederhuhn mit Blattspinat und getrüffelter Polenta und Weiderind aus der Uckermark mit Pommes Maxime und Brokkoli sehen super aus, duften herrlich und schmecken köstlich. Ein trockener Riesling aus dem Rheingau und frisch gezapftes fast friesisch herbes Pils passen prächtig zum Essen.
Zum Nachtisch nehmen wir alle die berühmt-berüchtige Créme Brulée Grosz (mit Joghurt und Himbeeren). Was sonst?! Wenn man so toll in Berlin tafeln will, kann und darf – quasi vier Mal vom Feinsten in einem Haus -, dann fühlt man sich ein wenig wie der Duke of Cumberland. Und ein Gast an diesem spätsommerlichen Abend im großartigen Grosz sah auch so aus. Einmalig. Mit ihm und George Grosz hätten wir gerne noch einen Whisky an der Bar getrunken.
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Grosz, Kurfürstendamm 193/194, 10707 Berlin, Telefon: 030 652 142 199, E-Mail: grosz@grosz-berlin.de, Web: http://grosz-berlin.de
Öffnungszeiten der Küche: täglich von 9 bis 23 Uhr