Waren die sportlichen Umstände des Spitzenspiels unter den Körben schon spektakulär – Brose war in den ersten drei Vierteln das überlegene Team, brach dann aber in den letzten 10 Minuten mit 8:23 förmlich ein -, so könnten die Begleittöne einen fragwürdigen Trend einleiten.
Die Manager Wolfgang Heyder und Marco Baldi (Berlin) hatten sich vorab via Medien ein verbales Scharmützel in Uli-Hoeneß-Manier geliefert. Der Bayern-Boss, Vorsitzender der Abteilung Attacke, war in der Vergangenheit teilweise rüde Kollegen und Kontrahenten verbal an die Wäsche gegangen, die am Thron der Großkopfeten von der Isar rüttelten…
Bei Heyder/Baldi verlief es etwas softer. Der Eine hatte einem Teil der Basketball-Liga mangelnde Qualität bescheinigt, was es schwer mache, sich in Europa zu behaupten. Was den Anderen empörte, so was als respektlos und Ausrede zurückwies…alles im Sinne offenbar, die Stimmung vor dem ersten saisonalen Gipfeltreffen anzuheizen.
Berlins Albatrosse, letztmals Meister 2008 und wohl ein wenig neidisch zum Doppelgewinner der beiden letzten Jahre (Meisterschaft und Pokal) Bamberg schielend, legten in Vorberichten nochmals nach. Durch Äußerungen von Sportdirektor Mithat Demirel. Und des Spielmachers Heiko Schaffartzik ("Wir sind das bessere Team – wir werden Bamberg schlagen"). Und in einem unmittelbar vor Anpfiff eingeblendeten Video-Statement ließ sich der Nationalspieler zu der Aussage verleiten: "Wir wollen die Bamberger schlagen, weil ich sie einfach nicht mag…".
Großer Jubel bei einem Teil der Alba-Fans, die sich als Ultras – also Extremfans – positionieren wollen. Pfiffe aus dem Block der mitunter ebenfalls überdrehten
Bamberg-Anhänger.
Das Spiel verlief – wie erwartet – kämpferisch, war teilweise hitzig und heiß. Und trotz der insgesamt als Foul gewerteten 46 Aktionen (25 gegen die Gäste/ 21 gegen Alba) wohl nicht über den Rahmen unfair.
Dennoch, im einstmals körperlosen und fairsten Ballspiel der Welt nun auch trash talk, das auf dem Feld durchaus übliche Anmachen, verbale Runterziehen oder Provozieren des Gegners, außerhalb des Parketts? Das mediale Versenden von Giftpfeilen – muss das sein?
Der als sachlich bekannte Bamberger Trainer Chris Fleming ("Heyder ist falsch
interpretiert worden") meint: "Nein – und da bin ich der gleichen Meinung wie mein Alba-Kollege Gordon Herbert -, das haben wir vor einem Basketballspiel dieser Qualität nicht nötig. Da ist von vornherein alles gegeben, was die Leute sehen wollen: Guten Basketball und Emotionen."
Christoph Büker, Presseverantwortlicher des Deutschen Basketball-Bundes, empfiehlt, die Angelegenheit nicht zu hoch zu hängen: "Die Spieler wissen doch, das ist nur Ballyhoo.
Das gehört zum Geschäft. Die Mehrheit schätzt und respektiert sich doch. Und niemand ist persönlich beleidigt worden. Also, wenn danach so eine Klassepartie zustande kommt, dann stört mich der Klamauk darum nicht wirklich."
Schaffartzik wusste hinterher, dass seine Mannschaft und er selbst nur haarscharf an einer Niederlage vorbeigeschrammt waren. Und er in diesem Falle als Großmaul dagestanden hätte. Also machte er das Beste aus der Situation und lehnte nach dem Ende jeglichen Kommentar zu seiner Anheizerfunktion ab…
Heyder und Baldi übrigens traten vereint und durchaus zivilisiert vor der Kamera des übertragenden Sportsenders auf. War eigentlich doch auch nichts Weltbewegendes passiert,
so am Anfang der Saison!