Ein Tag vor dem französischen Nationalfeiertag ertönt in Mönchengladbach die „Marsellaise“. Anschließend ertönt „Star-Spangeld Banner“, die offizielle Nationalhymne der USA. Historisch gesehen spielt David (Frankreich) gegen Goliath (USA).
„Say no to racism“, fordern vor Anpfiff die 22 Spielerinnen. Wir könnten auch nein zu Claudia Neumann sagen, die es nicht schafft, diese vier Worte richtig zu übersetzen. Egal. Ein Miller drüber und schon geht`s los.
Die Tische sind belegt mit Gästen, deren strange accent Lust auf 90 Minuten macht, und Gläsern voller Gerstensaft. Prost auf das Halbfinale der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland.
Außenseiter Frankreich setzt das ersten Accent. Und wir setzen auf Bacon and Cheese, einen Burger, Nachos und den Monster Burger.
Nedci seht auf einen Fernschuß, zieht aus der Distanz ab. Mit dem rechten Fuß. Hob Solo lenkte das Leder über die Latte (8.). Da ist es, das 1:0 für die USA. Angriff über die linke Seite, kein Abseits, und Lauren Cheney hält flink den Fuß rein (10.). Überraschende Führung für die Vereinigten Staaten. Applaus im Andy`s Dinger & Bar!
Bei den Nachos werden wir überrascht. Die gebackenen Mail-Tortillas mit Cheddar-cheese sind knusprig, mit Jalapenos, Tomatenwürfeln und serviert mit Chunky Salsa, Guacamole und Sauerrahm. Lecker, lecker, lecker – alle drei Dips.
Claudia, unsere Kellnerin, bringt die zweite Runde. Prost auf den Frauen-Fußball dort am Rhein und den Service hier an der Spree. Die Nachbarn bekommen Burgerplatten vom Feinsten, voll mit Fritten und Salat.
Da kommt er, der Monsterburger. Mein Monsterburger. Doppelt Fleisch, schmackhaft lugt der Bacon an beiden Ende raus, schmelziger Käse klebt und glänzt. Auf meinem Stadionteller ist auch noch viel Platz für Pommes und Salat. Wir unterbrechen die Direktberichterstattung für wenige Minuten Mahlzeit.
Während ich mich durch den Burger beiße bekommt erst der eine Kollege sein Essen, "Nacho für den Macho", sagt er, lacht und läßt es sich munden, und dann der andere seinen Burger. Viel kleiner ist der Burger nicht. Im Gegenteil: Er ist ein King. Meine ist Monster.
Da sind wir wieder. Auch Frankreich ist wieder da. Hammerharter Ball gegen das Lattenkreuz (33.). Was für eine Chance! Die Französinnen drängen auf den Ausgleich, wollen das 1:1. Zwei Minuten wird im Borussen-Park nachgespielt. In den 120 Sekunden geschieht nichts Entscheidendes und so bleibt es beim nunmehr schmeichelhaften 1:0 für die US-Girls.
Der vermeintliche Underdog ist ein gleichwertiger Gegner in einer hochklassigen Partie, bei der die Damen der Grande Nation groß aufspielen.
Jetzt geht`s lohos mit der zweiten Halbzeit auf vier Fernseher. Flachbild. Die Französiennen legen los wie die Feuerwehr. Thiney mit der Möglichkeit zum Ausgleich. Le Sommer ist neu im Spiel und stürmt mit. Werden die Französinnen dieses hohe Tempo bis zum Ende gehen können?
Bei einem Weitschuß von 14 muß sich Solo strecken (53.). Sie klärt zur Ecke.
Lloyd hämmet auch aus der Distanz drauf, doch der Ball fliegt hoch über das Tor ins Aus.
Tooor. Frankreich schafft den Ausgleich (55.). Es steht 1:1 im Halbfinale. Die Flanke von Bompastor fliegt an Freund und Feind vorbei ins Tor. Hope Solo ist bei diesem Ball machtlos. Erneut ein scharfer Schuß von Abiliy. Kein Aufbäumen der US-Amerikanerinnen. Im Gegenteil: Die Französinnen reißen das spiel an sich. Ein Angriff folgt auf den nächsten. Analog zum Kampf um die Bastille vor 222 stürmen gegen die Abwehrfestung der USA, die mehr und mehr bröckelt.
USA finden quasi nicht mehr statt. Entlastungsangriffe mangelware. Die Französinnen scheinen technisch überlegen, sind sehr paßsicher. Mit anderen Worten: Die Bälle kommen an, obwohl sie nur mit einem Spiel. Und wie!
Die Laufwege der Bedienung im Andy`s Diner und Bar ähnelt denen der Französinnen. Tja, wenn der Laden voll ist, läuft`s gut. Claudia muß Kurven können. Die Atmosphäre im Andy`s Diner & Bar ist prächtig.
Bussagoaire schoß. Ja, die Fußball spielenden Frauen Frankreichs schießen aus allen Lagen (65.).
Wechsel bei den aus US-Frauen. Carli Lloyd geht, Megan Rapinoie kommt.
Aus 20 Metern ballert wieder eine Französisn auf den Kasten der USA. Erleben die USA in Mönchengladbach noch ihr Waterloo? Nach einem Patzer von Solo verpasste Eugénie Le Sommer (67.) mit einem Heber knapp das 2:1.
Rapinoe tirtt zum Freistoß an. Sapowicz, die Fau im Tor der Französinnen, kann nur abklatschen (69.). „Never give up“, rufen sich die US-Girls zu und halten nun dagegen.
Das hätte Rot geben müssen. Morgan stürmt aufs französische Tor zu und wird gehalten (73.). Aufregung in der 75. Spielminute. Eine Französin köpft Solo den Ball aus den Händen. Die Torhüterin foult sie umgehend im Strafraum in höchster Not. Tja, das hätte Elfmeter geben müssen, liebe Schiedsrichterin Heikkinen aus Finnland.
Ein weiterer Wechsel in der 78. Spielminute. Spielführerin Sandrine Soubeyrand geht, Elodie Thomis kommt. Dann läßt sich Wambach äußerst offensicht im Strafraum fallen. Muß das sein?!
Toooor für die USA (79.). Abby Wambach köpft aus spitzem Winkel ins lange Ecke. Den Ball konnte Torfrau Sapowicz nicht aus der Luft pflücken. Keine Chance. Im direkten Gegenzug kommt deine Französin um eine Haareslänge zu spät. Pech.
Und Glück auf der Gegenseite. Dort fällt das 3:0 für die USA. In der 82. Minute trifft das ganz in Weiß gekleideten US-Girls Morgan an der Torsteherin vorbei ins Tor. Der Ball zappelt im Netz. Die Franzosen unter uns murren. Nein, beim Zuspiel stand sie nicht im Abseits. Das zeigt die Zeitlupe.
Der Bonbon ist gelutsch. Die Französinnen machen hinten auf, werfen alles nach vorne und sind – keine Frage – anfällig bei Tempogegenstößen.
Die USA wechseln. Heather O`Reilly verläßt das Feld. Heath ist neu im Spiel (86.). Sapowicz kann in einer 1:1-Situation gegen Morgan klären. Dann ist das Spiel vorbei.
Wir stellen fest: Die USA wankte, aber sie fiel nicht. Als es darauf ankam, waren die Frauen zur Stelle. „Gerade im Frauenfußball muß man den Sack zusammen“, merkt ein Mann am Nachbartisch an. Kann Mann so sagen.
Die von der Sonne über dem Land braungebrannten Schwester von Jean d`Arc können mit Stolz geschwellten Brust nach Hause fahren. Im Gegensatz zu ihren männlichen Freunden des Fußballs, die in Südafrika eine Grand blamage boten, zeigten sie schönen Spielzüge, vor allem Spielwitz, kurz: Frankreich hat toll gespielt.
Doch Frankreich fährt nach Sinsheim, denn toll spielen reicht nicht, auch Frauen müssen gewinnen. Fragen Sie uns nicht, wo Sinsheim liegt und vor allem nicht, warum der DFB das Spiel um den dritten Platz in die Pampa des Kraichgaus an die südlichen Ausläufer des vorderen Odenwalds gelegt hat.
Die Frauen-Nationalelf der USA fahren von Mönchengladbach zum Finale nach Frankfurt an den Main. Mit Sekundärtugenden wie Kampfkraft, Wille und Disziplin kann man Erster werden. Warum auch nicht?
Wir verabschieden uns und geben aus "Andy`s Diner & Bar" am Potsdamer Platz 1 inmitten der deutschen Hauptstadt ab an unsere Kollegen in Frankfurt am Main, die darauf warten, von der zweite Halbfinalbbegegnung zu berichten. Viel Spaß beim Spiel Japan gegen Schweden.
* * *
Andy’s Diner & Bar, Potsdamer Straße 1, 10785 Berlin, Website: http://www.andysdiner.de