Die Pfaueninsel beherbergte Anfang des 19. Jahrhunderts allerlei exotische Tiere, Pflanzen und Menschen, welche dem preußischem Regenten im Laufe seiner Herrschaft zum Geschenk gemacht wurden. Darunter das Zwergen/Geschwisterpaar Christian und Marie, neben einem Mohren, einem Südseeinsulaner, einem Riesen und diversen Kängurus, Pfauen, Löwen etc.
Exoten unter der deutschen Sonne, vereint in ihrer Andersartigkeit, ihrer „Ungeheuerlichkeit“ und ihrer Sehnsucht nach Glück.
Marie wächst mit ihrem Bruder Christian und Gustav dem Gärtnersneffen auf, die Insel gehört ihnen, mit all ihren Verstecken, Höhlen und dunklen Mysterien. Auch das Geheimnis der Liebe erkunden die drei mehr oder minder als Gemeinschaft. Unerwiderte Liebe wird zu Schmerz, Geschwisterliebe kann unter extremen Konstellationen seltsame Formen annehmen. Eine „Zwergin“ und ihr trauriges Schicksal, wenn im Zweifelsfall der Geliebte auf ausgetreten Pfaden wandelt und die Rose verschmäht. Ein Buch wie eine böse Moritat, fein gedichtet, in einer traumwandlerischen Sprache, die alle Sinne betört. Hettche als Meister aller guten Worte, stilistisch einfach nur groß, toll erzählt und mit tiefem Verständnis für die vermeintlichen Randfiguren der Geschichte.
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Thomas Hettche, Pfaueninsel, 352 Seiten, Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2014, ISBN: 978-3462045994, Preis: 19,99 Euro (D)