Unioner helfen sehen – Aktion „Gemeinsam sehen – Union leben“ füllt dickes Spendenkonto

Prof. Dr. Barbara Käsmann-Kellner, Martin Dausch, Vicki Thiemann, Denice Tows-Hennig, Sven Köhler (v.l.n.r.). © Foto: Hajo Obuchoff

Die Chefin der Sektion Kinderauge und Sehbehinderung der Universitäts-Augenklinik im saaländischen Homburg  hatte bislang mit dem Fußball kaum etwas zu tun, trotzdem unternahm sie die weite Reise nach Berlin. Martin Dausch, seit wenigen Wochen Spieler des 1. FC Union, weiß dazu mehr darüber. Es geht nämlich eigentlich um seinen erst ein halbes Jahr alten Sohn Luca: „Luca muss im Freien bei Tageslicht eine Sonnenbrille tragen, weil UV-Strahlen seine Hornhaut sofort verletzen würden. Vermutlich wird er in seinem Leben nur 20 Prozent Sehstärke erreichen. Im Verlaufe des Lebens könnte er sogar erblinden.“ Die seltene Krankheit heißt Aniridie und beruht auf einem Gendefekt. Die Augenspezialistin aus Homburg ist eine der wenigen Wissenschaftler, die  sich mit dieser Krankheit befassen. Viele Ärzte, selbst Augenärzte kennen diese Krankheit gar nicht. Da Gesundheit und Medizin heutzutage ein Geschäft sind, wie etwa der Verkauf von  Waschmitteln, interessiert sich die Pharmaindustrie natürlich kaum für die Forschung an Heilmitteln und Methoden, die gerade einmal 800 bis 1000 Patienten helfen könnte.

Anders sieht das bei den Unionern aus. Die bilden – wie inzwischen bundesweit bekannt – eine große Familie. Als die traurige Geschichte um Luca Dausch bekannt wurde, sagte sich Sven Köhler – seit seiner Geburt in Köpenick mit Union aufgewachsen („Meine Eltern waren schon Fans von Union.“) – da muss doch was zu machen sein. Ende Juli dieses Jahres schrieb er deshalb einen Brief im Internet-Fan-Forum der Unioner und rief dazu auf, die Aniridie Forschung zu unterstützen und „den ursprünglichen Sinn unseres geliebten Vereinsnamens auch jetzt wieder mit Leben zu erfüllen“. Sven rief zu einer Aktion auf, bis zum nächsten Heimspiel, es war das gegen Fortuna Düsseldorf, mit Kindern Bilder zum Thema „Glückliche und sehende Augen“ zu malen. Der Sinn: Die Bilder sollten dann versteigert werden. Der Erlös soll an den Verein Aniridie-WAGR-Selbsthilfe Deutschland gehen, der damit die Forschung an der Augenklinik in Homburg unterstützt. „Wir können Union sehen, auch Luca soll dies einmal können“, damit endete Svens Aufruf.
Was dann passierte erzeugte nicht nur bei Martin Dausch und seiner Frau immer wieder Gänsehaut: „Ich habe hier doch den Zuschauern noch gar nicht so viel zeigen können“, meint der bislang selten eingesetzte Mittelfeldspieler. „Und da erfahren wir solch eine Unterstützung.“ Auch die Professorin aus Homburg und Denice Toews-Hennig, Vorsitzende des Selbsthilfevereins und auch Sven Köhler selbst können das bis heute noch nicht so recht fassen. Ein riesiges Echo erfolgte. Bei Sven meldeten sich Dutzende von Helfern. Firmen lieferten Stoffballen, die von Helfern entsprechend geschnitten wurden. Auch Acrylfarben – die Bilder sollten Wasserfest sein – wurden gesammelt. Lehrer, Erzieher, Eltern, Spieler und immer wieder Fans kamen, um der Aktion zum Erfolg zu verhelfen.

Auf der Traverse der Haupttribüne konnte Vicki Thiemann von der Berliner Volksbank einen Scheck über 18.529 Euro und 39 Cent überreichen. Soviel Geld kam bei der Versteigerung Hunderter Bilder zusammen – gemalt von Kindern in Kitas, Schulen und bei Union. Auch einige Union-Spieler waren beteiligt. Beim Heimspiel am 19. August reichte das Stadioneck an der Alten Försterei nicht aus für alle Bilder, die an den Zäunen vor den Tribünen, oben auf dem Rang und über dem Haupteingang hingen – eine riesige Freiluftgalerie. Auch das einmalig in Deutschlands Stadien. Und alles live im Sportfernsehen. Millionen erfuhren von dieser genialen Aktion der Unioner.
Einige Bilder sind noch zu haben, bestätigt Sven Köhler, der extra eine facebook-Gruppe erstellte, wo man noch die letzten Werke ersteigern kann. Zusätzlich zu der auf dem Scheck vermerkten Summe sind inzwischen weiter 1025 Euro auf das Spendenkonto geflossen. „Und kein einziger Cent aus den Spenden ist in die Organisation geflossen“, versichert er, „alles kommt der Forschung zugute.“ Barbara Käsmann-Kellner: „Mit diesem Geld können wir etwa drei Jahre lang unsere Forschungen betreiben.“

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