Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Fans des 1. FC Union Berlin e.V. waren schon immer hart im Nehmen. Zu DDR-Zeiten tanzte ihnen ständig der BFC Dynamo mit seinen Privilegien vor der Nase herum. In der Wendezeit stürzten die Eisernen durch Missmanagement und Manipulationsversuche bis in die Regionalliga ab.

Mit Leidenschaft führte Union-Präsident Dirk Zingler mit Hilfe der Trainer Uwe Neuhaus und Urs Fischer sowie Sportdirektor Oliver Ruhnert über elf Zweit-Liga Jahre die Köpenicker in die Bell Etage des deutschen Fußballs auf. Aktuell beißen sich die Eisernen aus der Wuhlheide als Bundesliga-Tabellenvierter auf einem Champions-League-Platz fest. Die Unioner müssen allerdings aufpassen, dass sie nicht zum Steigbügelhalter ausschließlich pekuniär getriebener Profis werden.

Die Gedanken können einem Fan schon kommen, wenn Max Kruse als Gallionsfigur der Köpenicker zum abstiegsgefährdeten VfB Wolfsburg wechselt. Kruse stieß mit viel Ärger im Gepäck von Fenerbahce Istanbul zu Union Berlin. Unter der behutsamen Führung durch Cheftrainer Urs Fischer fand er zu alter Form zurück. Jetzt wechselt er vom Heute auf Morgen nach Wolfsburg.

Max Kruse ist ehrlich, wenn er sagt: „Ich bitte euch um euer Verständnis für meine Entscheidung, ein Angebot das langfristig und hoch dotiert ist, anzunehmen. Dazu geht es um einen Verein, bei dem ich noch ein Kapitel offen habe, dass ich nun zu Ende schreiben kann.“

Der Stürmer wird im nächsten Monat 34. Da bleibt nicht mehr viel Zeit auf dem grünen Rasen Geld zu verdienen. Zum Verständnis: Kruse spielte vor sieben Jahren schon einmal für Wolfsburg. Wer mit 34 noch einen langfristigen dicken Vertrag erhält, den kann man verstehen, wenn er schnell annimmt.

Kurse ist allerdings nicht der einige Profi, den es aus der „Alten Försterei“ zur dicken Kohle zieht. Der Potsdamer Robert Andrich (27) kämpfte in der zweiten Liga, zuletzt bei Heidenheim, um sportliches Ansehen. 2019 kam er in die Wuhlheide. Dort wurde er zu einem bemerkenswerten Mittelfeldspieler aufgepäppelt. Es dauerte nicht lang und schwupps zog es den eisenharten Robert im vergangenen Herbst wegen der Aussicht auf die Champions League nach Leverkusen. Vielleicht hätte er diese, seine Hoffnung auf Höheres auch in Berlin verwirklichen können. Sicher mit etwas weniger Kontosteigerung.

Schließlich ist da auch noch Marvin Friedrich. Er kam aus Augsburg von der Ersatzbank zu Union, entwickelte sich zu einem Topspieler und schwirrte jetzt in Richtung Tabellen-Zwölften Mönchengladbach davon. Sportliche Gründe können von Marvin kaum als Wechselgründe herangezogen werden.

Um weiter den gegnerischen Torhütern Respekt einzuflößen, holten die Berliner jetzt den Zweitliga-Torjäger (14 Treffer) Sven Michel (31) von Paderborn nach Berlin. „Ich bin stolz, bei Union spielen zu dürfen“, sagt der gebürtig Siegburger. Das haben übrigens die anderen bei ihrer Vertragsunterzeichnung auch gesagt.

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