Resch forderte eine „radikale Verminderung der Dieselrußemissionen“ und erinnerte daran, dass der Weltklimarat IPCC Rußpartikel aus Dieselmotoren, Kaminen und Feuerstellen für 20 bis 50 Prozent des Klimawandels verantwortlich mache. Eine Verringerung der Dieselrußpartikel in der Luft schützt daher schnell und nachhaltig das Klima. „Umweltzonen, eine schnelle Nachrüstung aller Diesel-Pkw und Lkw mit Partikelfilter, sind gerade auch in Leipzig das wirksamste Instrument, um die Gesundheit der Menschen und das Klima weltweit zu schützen. Wir fordern die rote Karte für ungefilterte Fahrzeuge, auch Busse, Baumaschinen und Schienenfahrzeuge für die Leipziger Innenstadt“, sagte Resch. Er forderte die Halter von Dieselfahrzeugen erneut auf, ihre Fahrzeuge mit einem wirksamen Partikelfilter nachrüsten zu lassen und damit einen aktiven Beitrag zum Gesundheits- und Klimaschutz zu leisten. Ab dem 1. Oktober wird diese Nachrüstung für Pkw bis zum Jahresende durch die Bundesregierung mit einer Barförderung in Höhe von 330 Euro unterstützt.
Seit Beginn der gesetzlich vorgeschriebenen Messungen in Leipzig 2002 werden die Grenzwerte für Feinstaub und Dieselruß innerhalb der Stadt regelmäßig überschritten. Jürgen Kasek, Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen warnte die Stadtverwaltung daher davor, „die Schadstoffbelastung klein zu reden“. Er begrüßte, dass die Stadt endlich einen Luftreinhalteplan erstellt habe und forderte, dass dieser ohne Abstriche umgesetzt werde. „Dieser Plan ist das Mindeste, das die Stadt Leipzig für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger unternehmen kann“, sagte Kasek auf der Pressekonferenz des Bündnisses „Rußfrei fürs Klima“ der vier großen Umwelt- und Verkehrsverbände. „Unverantwortlich ist es jedoch, noch vor Einführung der Umweltzone, nach Ausstiegsszenarien aus der Luftreinhaltung zu suchen“, so Kasek.
Die Bevölkerung in Leipzig leidet nachweislich unter den hohen Feinstaub- und Rußpartikelkonzentrationen in der Atemluft. Der Ruß bzw. die Partikel aus unvollständig verbranntem Dieselkraftstoff treiben jedoch auch den Klimawandel voran. Die feinen Rußpartikel werden von den Luftströmungen der Nordhalbkugel insbesondere in die Arktis und auf die Gletscher der Hochgebirge getragen, gehen dort auf den Schnee- und Eismassen nieder und verhindern die natürliche Abstrahlung der Sonnenstrahlen von den eigentlich weißen Eisfeldern. Der Ruß geht als schwarzer Feinstaub auf den Gletschern nieder, verstärkt die Absorption der Sonnenstrahlen und schränkt die Reflexion ein (sogenannter Albedo-Effekt). Die Dieselrußemissionen aus dem Auto- und Nutzfahrzeugeverkehr in Europa sind daher direkt für die Gletscherschmelze in der Arktis und im Hochgebirge verantwortlich. Dr. Axel Friedrich, internationaler Verkehrsberater, forderte die Stadt Leipzig auf, ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen. „Umweltzonen sind einfach umzusetzen und sehr effektiv – Leipzig kann mit einer weiträumigen Umweltzone den Anschluß an den internationalen Klimaschutz schaffen“, sagte Friedrich. Die Versäumnisse der Stadt müssten dringend ausgeräumt werden, sagte auch Alexander John, Sprecher der Klima Allianz Leipzig. „Bisher fehlt noch immer ein umwelt- und klimafreundliches Verkehrsmanagement, obwohl das eine langfristig wirksame Maßnahme wäre, mit der Stadt und Bürger zum Luft holen kommen könnten“, sagte John.
Hintergrund
Die Kampagne „Rußfrei fürs Klima!“ setzt sich für eine drastische Verringerung der Dieselruß-Emissionen ein. Im Bündnis „Rußfrei fürs Klima!“ arbeiten die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zusammen, um die Rußpartikel aus Dieselmotoren zu reduzieren und den Klimaschutz voranzutreiben. Denn insbesondere Rußpartikel sind eine wesentliche Ursache für das Abschmelzen der Hochgebirgsgletscher in Europa, Asien und Amerika und für das Schmelzen der Arktis. Rußpartikel entstehen in Europa vornehmlich aus der unvollständigen Verbrennung von Dieselkraftstoff, in weiten Teilen Asien ist zudem die Verbrennung von Holz und das Abfackeln landwirtschaftlicher Flächen eine bedeutende Rußquelle.
Eine Studie der EHZ Zürich zeigt, dass die Schweizer Gletscher seit den 1990er Jahren um zwölf Prozent geschrumpft sind. Ebenso dramatisch sei die Situation im Himalaya, vor allem in Nepal, wo bis 2035 die Gletscher- und Eisfelder vollständig verschwunden sein könnten. Die Gletscherschmelze habe insbesondere in Asien ernste Konsequenzen für die Menschen. Das tibetische Eisplateau zusammen mit dem Himalaya, dem Hindukusch und den umliegenden Bergregionen stellt das wichtigste Wasserreservoir für Asien dar. Die Gletscher speisen nicht nur den Gelben Fluss, sondern ebenso den Jangtse, den Mekong sowie die Flusssysteme Ganges und Indus mit davon abzweigenden Satlej, Yamuna, Ghaghara und Brahmaputra. Durch die starke Gletscherschmelze steigen die Wasserpegel der Seen und Flüsse in der Region. Diese treten über die Ufer und führen zu katastrophalen Überschwemmungen, auf die Dürren folgen. Dadurch werden die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen in der Region zerstört sowie die sensiblen Ökosysteme wie Fluss- und Waldlandschaften vernichtet. Die Klimawirkung von Black Carbon hat inzwischen Einzug in die internationale Klimadiskussion gehalten. Die UN-Kyoto-Nachfolgekonferenz, die vor einigen Wochen in Bonn zu Ende gegangen ist, und auch das UN-Umweltprogramm (UNEP) befassen sich neuerdings mit den kurzlebigen Klima schädigenden Stoffen.
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Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe e.V. vom 20.07.2009.