Über Geschichte, Philosophiegeschichte und die Aufgaben der Philosophiegeschichtsschreibung oder Karl Jaspers, Weltgeschichte der Philosophie, Einleitung, Aus dem Nachlaß herausgegeben von Hans Saner – erstmals als Taschenbuch

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Seine Position, daß es Frieden nur durch Freiheit gebe und diese allein aus der Wahrheit entstehe, ist auch Journalisten, die dem Projekt der Moderne, das ist: die Aufklärung, verpflichtet sind, ein Begriff. So kritisiert er zwar die „marxistische Welt“, wie der das, was jenseits des Eisernen Vorhangs ist, nennt, doch auch das Diesseits als eine Welt der Ware – oder wie er es nennt: des Produzierens und Konsumierens“ – und des Spektakels  – oder wie er es nennt: „das Leben“ sei „häufig leer und auf Prestige beruhend“ – und plädiert für eine politische Bildung, weil das Wissen der Massen mangelhaft sei und diese, weil sie sich nicht Zeugnis für tausend Jahre ablegen könne, Spielball im Parteinstaat sei. Jaspers forderte 1966 mit dem Buch "Wohin treibt die Bundesrepublik? Tatsachen – Gefahren" eine Verfassungsänderung und mehr direkte Demokratie.

Zurück zur Philosophie, so wie ich sie sehe, eine Politische oder nicht ist. Für Jaspers, der nach dem totalen zweiten Weltkrieg von 1948 bis 1961 Professor für Philosophie in Basel war, wo er am 26. Februar 1969 im Alter von 86 Jahren starb, sei, so der Herausgeber Hans Saner, die „Weltgeschichte der Philosophie“ dreifach zu schreiben als Weltgeschichte der „Denkformen“, Weltgeschichte der „philosophischen Gehalte“ und als Weltgeschichte der „philosophischen Persönlichkeiten“, zu denen die in diesem Text bereits erwähnten, Jaspers, Arendt und Heidegger, zweifellos zu zählen sind.

Saner schreibt in seinem Vorwort, daß „Jaspers` Nachlaß zur Geschichte der Philosophie ”¦ mit aller Deutlichkeit“ zeige, „daß seine Konzeption der ‚Großen Philosophen‘ auch für ihn nur eine Form der Geschichtsschreibung unter vielen möglichen und einigen notwendigen Formen war“. Anders gesagt: Alle Geschichten von Menschen sind eingebettet in eine Universalgeschichte der Menschheit und diese sei nicht ein „Sammelsurium von Lokalgeschichten“ sondern Dank der Technik, der Verkehrs-, Kriegs- und Kommunikationstechnik, eine Globalgeschichte „und somit auch Geschichte der Philosophie als Weltgeschichte der Philosophie. Das Ganze zähle in aller Totalität, wann und wo es auch in Erscheinung getreten sei.

Wie auch immer Jaspers philosophiert: er ordnet den Inhalt wie folgt: in a) vorläufige Erörterungen über Geschichte und Philosophiegeschichte und b) Die Aufgaben der Philosophiegeschichtsschreibung.

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Karl Jaspers, Weltgeschichte der Philosophie, Einleitung, Aus dem Nachlaß herausgegeben von Hans Saner, ungekürzte Taschenbuchausgabe, Piper, Website: www.piper.de, München, Oktober 2013, ISBN 978-3-492-30343-9, 9,99 EUR (D), 10,30 EUR (A)

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