Der Handlung von “Oben” ist ein Prolog vorangestellt. Carl Fredericksen (Fred Maire) lernt man als kleinen Jungen kennen. Im Kino bestaunt er die Abenteurer des Charles Muntz (Karlheinz Böhm). Der erforscht tollkühn fremde Länder mit seinem treuen Hundegespann im Zeppelin “Spirit of Adventure”. Carl trifft Elli (Isabelle Rauscher) und beide schwärmen fortan gemeinsam von Abenteuern. Ein Menschenleben vergeht in Zeitraffer, ohne Dialoge, der zweite Film in “Oben”. Am Ende des nicht immer glücklichen, aber erfüllten Lebens sitzt Carl als einsamer, grantiger Witwer daheim. Sein von ihm und der verstorbenen Elli bunt gestrichenes Haus soll einer Autobahn weichen. Dass seine Erinnerungen zubetonieren werden, lässt Carl in die Luft gehen. Dank unzähliger Heliumluftballons hebt Carl in seinem Haus wie in einem Zeppelin ab. Nach “Teilweise wolkig” und dem Lebensprolog könnte “Oben” nun zum dritten Mal zu Ende sein. Ein alter Mann wehrt sich gegen Bauhaie und hebt mit einem Luftballonflugvehikel ab. “Macht ´s gut, Freunde!”, ruft er den Altersheimpflegern, die ihn abholen wollen, noch zu. Weg ist er. Wunderbar.
Inhaltlich sind die drei aneinandergehängten Schachtelerzählungen genug, um einen Kinoabend zu füllen. Doch das wäre zu irritierend für das Gros der Zuschauer, zu knapp, zu fantastisch-unmöglich,. Also beginnt die Handlung von “Oben” erst. Der dicke Pfadfinder Russel ( Maximilian Belle) hat sich in Carls Haus geschmuggelt. Er will dem alten Mann helfen, um ein Pfadfinderabzeichen zu verdienen. Arthur Conan Doyles “Verlorene Welt” inspirierte das Land, in welches das fliegende Haus das ungleiche Duo trägt. Hier begegnen sie einem wundersamen Federtier, einem alten Helden und einer Meute Hunde, die mehr als bellen und beißen können. “Oben” beruft sich auf leicht verständliche Sinnbilder, um seine phantastische Handlung zu erzählen. Schier unglaublich, aber eben nicht unglaubwürdig, wenn man sich auf ein filmisches Märchen einlässt. “Oben” ist ein Kinderfilm, aber für ein Abenteuer ist man nie zu alt, lehrt Carl.
Die Kraft der Gedanken lässt die Charaktere sich zu ungeahnten Höhen aufschwingen. Glaube an ihre Träume und nicht wenig Trotzigkeit beflügeln sie. Der Wunsch nach Loslösung vom Erdrückenden im Alltag der Figuren wird durch die bunten Luftballons symbolisiert. Sie lassen das Haus wie einen verzauberten Gegenstand nach “Oben” aufsteigen. Gesteuert wird es mit einer alten Kaffeemühle. So geht es im Märchen und in “Oben“. Es gibt magische Gegenstände, sprechende Tiere und ein wunderbunter Vogel soll gefunden werden. Wer Märchen kennt, ahnt, dass der Vogel nicht gefangen werden darf. Man muss ihn vor den Schurken bewahren und dafür kämpfen Carl und Russel. Man darf nicht zuviel verraten über “Oben”. Von dem magischen Abenteuer muss man sich überraschen lassen. Ein geistvoller Hauch von Abenteuers schwebt wie ein kurioser Schutzengel über allen Figuren und gibt “Oben” seine humorvolle Leichtigkeit.
Es weht ein wechselhafter Wind da “Oben”, der den Animationsfilm auch zum Kitsch und allzu Irrealem driften lässt. Doch die liebenswerten Charaktere, besonders Carl Fredericksen, der älteste Held, den sich ein Disney Film je erlaubte, und die gelungenen Zeichnungen ergeben den fantasievollsten Kinderfilm seit langem aus den Pixar Studios. “Oben” ist ein filmischer Höhenflug, der die Zuschauer auf Wolke Sieben hebt. Nur die Landung in die Realität fällt härter aus als die des Luftballonhauses.
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Titel: Oben
Originaltitel: Up
Genre: Animationskomödie
Land/Jahr: USA 2009
Kinostart: 17.September 2009
Regie und Drehbuch: Pete Doctor , Bob Peterson
Sprecher (deutsch): Fred Maire, Maximilian Belle, Dirk Bach, Karlheinz Böhm, Isabelle Rauscher
Verleih: Walt Disney
Laufzeit: 96 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung
Internet: www.oben-derfilm.de