Frankfurt/Main, Deutschland (Weltexpress). Pferde. Flüstern. Pferdeflüstern. „Das Geheimnis des Pferdeflüsterers ist, dass es kein Geheimnis ist.“ Mit dieser Aussage entzauberte Heinz Welz schon 2001 den Mythos des Pferdeflüsterers, der in den 90er Jahren durch Monty Roberts in Deutschland entstanden war und im Film „Der Pferdeflüsterer“ mit Robert Redford einem großen Publikum bekannt wurde.
Damals wurde Heinz Welz auch zuweilen als „der deutsche Robert Redford“ bezeichnet.
Die Handlung des Filmes basiert auf dem gleichnamigen Roman von Nicholas Evans, dessen Vorlage für die Romanfigur des Pferdeflüsterers nicht Monty Roberts war, denn er orientierte sich an den amerikanischen Pferdetrainern Tom Dorrance, Ray Hunt und besonders Buck Brannaman.
An diese Pferdetrainer knüpft Heinz Welz an in seinem ersten Buch “ Pferdeflüstern kann jeder lernen“, erschienen 2002 im Kosmos-Verlag. Im Jahr 2003 erschien die Fortsetzung „Entdecke den Horseman in dir“. Die Bücher waren sehr erfolgreich mit über 10000 verkauften Exemplaren in den ersten 6 Monaten. Anlass der Buchbesprechung ist die jetzige Neuauflage und die Aktualität, die beide Bücher immer noch haben. Beide Bücher wurden zu einem Handbuch für viele Horsemen im deutschsprachigen Raum, die im Aufwind von Monty Roberts eigene Schulen gründeten unter dem Logo „Natural Horsemanship“ (NHS).
Als erfolgreicher Westernreiter, Journalist, Pädagoge, Psychologe, sowie Kommunikationswissenschaftler und Persönlichkeitstrainer beleuchtet er die Pferde-Mensch-Beziehung von den verschiedenen Seiten und auf unterschiedlichen Ebenen.
Wie können zwei so unterschiedliche Lebewesen zueinander kommen?
Stichworte sind: Gefühl und Folgsamkeit, Konsequenz und Vertrauen, sowie Dominanz und Führung.
Das bekannte Join-Up von Monty Roberts entwickelt sich weiter in einem gemeinsamen Spiel im Round Pen (RP), das Welz Joining nennt. Entscheidend ist, dass der Mensch lernen muss, mittels Körpersprache zu kommunizieren, die das Pferd um vieles besser beherrscht als er selbst.
Es geht nicht darum, was das Pferd lernen soll, sondern der Mensch ist der Lernende
In 10 Schritten wird der Mensch an das Joining systematisch herangeführt, mit dem Ziel, eine Beziehung zwischen Pferd und Mensch zu entwickeln, auf der Basis von gegenseitigem Respekt und Vertrauen.
Im 2. Buch (ebenfalls auf 192 Seiten) wird diese Beziehung weiter gefestigt und das Reiten vorbereitet. Warum braucht man ein Buch von 192 Seiten, um jemanden auf das Reiten vorzubereiten?
Die Antwort ist einfach: „Aus der Sicht des Pferdes ist es nicht normal, dass ein Reiter sich auf seinen Rücken setzt.“
Die meisten Reiter kaufen sich ein Pferd, von dem sie nicht wissen, welche Erfahrungen es mit dem Menschen hatte, oder sie haben ein junges Pferd, das irgendwann bestiegen wird nach ein paar Longierstunden, wo es gelernt hat, beim Longieren (im Kreis laufen) auf die Gerte und Stimme zu reagieren. Eine wirkliche Beziehung zwischen Reiter und Pferd wurde nicht entwickelt. Das Pferd hat zu gehorchen und, wenn es sein muss, mit der Gerte oder anderen Hilfsmitteln.
Im NHS ist die Gerte nur eine Verlängerung des Arms, kein Strafinstrument, selbst in der klassischen Reitschule „sagt man das“!
Heinz Welz benutzt im Round Pen überhaupt keine Gerte, sondern allenfalls das Seilende, um rhythmische Bewegungen auszuführen, welche Pferde untereinander auch benutzen, um den anderen auf Abstand zu halten.Er nennt das „einem indirekten Gefühl folgen“. Das direkte Gefühl ist der physische Druck, z. B. drücke ich seitlich an der Schulter, dann sollte das Pferd mit der Vorhand weichen, drücke ich seitlich an der Hinterhand, heißt das: Ausweichen der Hinterbeine.
Alle Übungen am Boden dienen dazu, das Pferd auf die so genannten Hilfen beim Reiten vorzubereiten. Das Pferd kann das alles von Natur aus, je nach dem, wie viel Erfahrung es mit anderen Pferden hatte, die ranghöher waren.
Diese Erfahrung machen Pferde oft nicht, die in Boxen gehalten werden!
In dem Moment, wo das Pferd den Menschen als ranghöher wahrnimmt, wird es sich entspannen und den Interaktionen des Menschen folgen, wenn sie ihm verständlich sind.
Elf Schritte zur Leichtigkeit nennt Heinz Welz seinen systematischen Lehrgang. Das Ergebnis ist „Echte Horsemanship“.
Für Reiter, die Probleme mit ihrem Pferd haben und es mit Strafe und Gewalt versuchen, gibt Heinz Welz oft die Empfehlung, noch einmal von vorn zu beginnen mit der systematischen Arbeit wie bei einem jungen Pferd.
Das ist schwierig für Reiter, die sich für allwissend halten
Die meisten Pferde, auch traumatisierte, sind so lernfähig, dass sie ihre sogenannten Verhaltensauffälligkeiten ablegen können und manchmal wie ein neues Pferd erscheinen.
Bibliographische Angaben
Heinz Welz, Pferdeflüstern kann jeder lernen, Kommunikation im Round Pen, Gebundene Ausgabe, 192 Seiten, Verlag: Kosmos, 1. Auflage 2002, Preis. 12,99 €
Heinz Welz, Entdecke den Horseman in dir, Elf Schritte zu Gelassenheit und Sicherheit mit dem Pferd, Gebundene Ausgabe, 192 Seiten, Verlag: Kosmos, 1 Auflage 2003, Preis: 26,90 EUR