Trotz weiterer Polit- und gesellschaftlicher Prominenz sind die ausgezeichneten Sportler Franz Beckenbauer und Michael Ballack die Stars – Der Deutsche SportpresseBall 2010 in der Alten Oper in Frankfurt am Main

Schauplatz des Sportpresseballs: die Alte Oper in Frankfurt.

Neben dem Schirmherr Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister der Verteidigung, dessen Standort man deshalb immer so gut erkannte, weil er in einem unglaublichen Blitzgewitter der Fotografen hell aufstrahlte, waren das vor allem die hessische Politikprominenz, der amtierende Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier wie auch der abgetretene Roland Koch mitsamt vielen Ministern und der Kultusministerin Dorothea Henzler. Die sichteten wir dann in der Lounge der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen, die einer der Hauptsponsoren des Balls ist, und wo man sich zwischendurch gemütlich zum Plausch niederlassen kann, derweil im großen Saal der Bär tobt – Mitternachtsstar Howard Carpendal war das dritte Mal dabei – und auch die gute, aber sehr laute Musikgruppe im ersten Stock jedes Gespräch unterbindet. Also saßen in der Lounge beim Wein der Sportplauderer Waldemar Hartmann mit Fritz Pleitgen, ehemals Intendant des WDR und heute für die kulturellen Aktivitäten des Ruhgebietes zuständig, wie der Europäischen Kulturhauptstadt Essen.

Aber lassen wir die Herren in Ruhe plaudern, denn für Frauke T. ist dort sowieso kein Einlaß und sie interessiert sich auch mehr für die Prominenz, die sie kennt und ja, sie ist sportbegeistert. Den Sieg der Eintracht über Wolfsburg im heimischen Stadion hat sie sausen lassen, denn sie war beim Friseur und hat sich von einer Kollegin schminken lassen, aber daß sie den Eintrachtpräsidenten Peter Fischer auf einmal vor sich stehen hatte, ließ ihre Augen blitzen. Aber dennoch ihr Star war einfach Michael Ballack. Der hatte seine Krücken endlich ablegen können und stand smart und absolut balltauglich vor den beiden jungen Damen. Ja, daß er gerade als „SportlerIn mit Herz“ ausgezeichnet worden war, das hatten beide im großen Saal mitbekommen und auch, daß er sich gegen Felix Magath, Kati Wilhelm, Henry Maske, Maria Riesch, Mark van Bommel, Waldimir Klischko u.a. durchgesetzt hatte.

Hintergrund der Auszeichnung ist jeweils ein soziales Engagement der Sportler in Stiftungen und entsprechenden Organisationen. Michael Ballack beispielsweise ist Sonderbotschafter des UN-Programms UNAIDS, wo es um die HIV-Prävention und notwendige Aufklärungsarbeit geht. Die unterlegene Maria Riesch strahlte trotzdem und die gefiel nun Frauke T. auch sehr gut und sie strahlte zurück. Überhaupt der Große Saal der Alten Oper. Dort sitzen zum gedeckten Essen an fein und schön dekorierten Tischen diejenigen der 2800 Ballbesucher, die sich eine entsprechende Karte gekauft hatten oder eingeladen waren. Während des Essens bleiben alle anderen draußen, was man verstehen kann, und weswegen sich unsere beiden Erstlinge mit den Flanierkarten ab 20 Uhr auf die Erkundung der Ballmöglichkeiten außerhalb des Großen Saales begaben.

Eine Spielbank mitten im Foyer. Wo war die Garderobe geblieben? Die hat man stilsicher in den Mozartsaal ausgelagert, denn tatsächlich war Platz nötig für den großen Roulettetisch, der dicht umlagert war, sowie Glücksspiele wie Black Jack u.a. Direkt davor dann die einarmigen Banditen genannten Spielautomaten, bei denen man bei 3000 Punkten in fünf Minuten einen Gewinn einheimsen kann. Allerdings scheint die Gewinnbremse dort eingebaut, denn dreimal war kurz vor den 3000 Schluß. Einmal bei 2980. Das ist doch gemein. Oben im ersten Stock konnte man dann Tischfußball spielen, vor allem aber das gastronomische Angebot nutzen, was alle taten. Dort hat auch die Deutsche Post ihren Sitz, allerdings nicht wie früher auf der langen Theke mit frankierten Postkarten und Briefmarkenservice, was von den Ballgästen so gerne genutzt wurde wie auch die simulierten Spielmöglichkeit, die es nicht mehr gibt. Geblieben ist vom zusammengeschmolzenen Stand nur noch der Foto-Service. Der allerdings fand in der alten Güte statt. Denn diese Fotos darf man kostenlos als Erinnerung mitnehmen, während die Defilierfotos unten am Eingang käuflich zu erwerben sind.

Die Post war auch zeitgemäß und hatte den Fotomodellen des Abends einen Gegenstand in die Hand gedrückt. Das war der Pokal in Form einer Statue, die bei der Fußballweltmeisterschaft 2011 zu gewinnen ist. Wichtig. Denn obwohl schon bisher der Kartenverkauf für die Stadien, in denen die Frauenweltmeisterschaft in Deutschland ausgetragen wird, sich sehr gut anläßt, ist doch immer noch wichtig, sich für die Ernsthaftigkeit des Vorhabens sowohl sportlich wie auch gesellschaftlich einzusetzen. Die Stadt Frankfurt macht das eh, aber die in Frankfurt beheimatete Steffi Jones ist sozusagen das Aushängeschild des Frauenfußballs, vom DFB dazu gekürt, aber doch eigentlich aus eigener Kompetenz heraus und mit viel Leidenschaft als Person die beste Botschafterin für weiblichen Fußball.

Das kann man sich gut vorstellen, daß sie demnächst dann mit einer weiteren Ehrung auf dem Sportpresseball ausgezeichnet wird: der „Legende des Sports“. Diese Ehrung ist in diesem Jahr dem wie immer umjubelten „Kaiser“ Franz Beckenbauer zuteil geworden. Ziemlich volksnah äußerte sich Frauke T., als sie sprach: „Naja, eine Legende war der Beckenbauer doch auch schon vorher.“ Was ja stimmt, aber Franz Beckenbauer spielte seine Rolle locker routiniert und immer noch ist er einfach gut geeignet, dem Fußball Internationalität und Glamour zu geben. Die beiden jungen Damen waren von ihm hingerissen.

Aber alles soll man nicht ausplaudern. Auch nicht, wen die beiden noch getroffen und mit wem sie Gespräche geführt und mit wem sogar verabredet haben. So ein Ball ist ein so unglaublich vielfältigen Ereignis, allein die Gästelisten bräuchten viele Seiten – übrigens angenehm, daß immer noch die Sportler bei den Prominenten in der Überzahl sind, eben wirklich ein Deutscher SportpresseBall – und was auf ihm passiert, ist auf der einen Seite vorprogrammiert durch die Auszeichnungen, die Musikgruppen und die Stände. Aber andererseits steht es den Gästen frei, sich auf allen Ebenen auf den Weg zu machen und selbst zu erkunden, was man erleben möchte. Frauke T. und ihre Freundin sind insofern ideale Gäste, denn sie, die das erste Mal dabei waren, waren glücklich und hingerissen. Und solche Gäste kommen wieder. So lange sie jung sind, eher mit der Flanierkarte. Aber später sicher dann im großen Saal an den gedeckten Tischen.

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