Denn das ist die eigentliche Story: Ihr Haar gehört ihr nicht. Was auf ihrem Kopf – und wie sich später raus stellt auch mit dem Rest ihres Körpers – passiert, ist nicht ihre Entscheidung, sondern geschieht auf Anordnung der koreanischen Schwiegermutter, die die vietnamesische Loan ihren Vorstellungen unterwerfen will und dabei kompromisslos ist.
Am Anfang regt sich noch Widerstand: Die Tochter bettelt um ihr eigenes Haar, sie weint, sie bittet, es zu lassen, wie es ist, doch die Autorität der Mutter siegt. Und das Mädchen bricht. Immer tiefer kauert sie sich in ihrem Friseursessel zusammen, den Blick nach unten und innen gerichtet. Die Augen hoffnungslos, freudlos. Es ist eine Schande, sie dabei zu beobachten.
Wütend bis schockiert soutiert der Zuschauer die Darstellung der stummen Knechtschaft, die immer weiter fortschreitet, indem ihr die Lockenwickler eingedreht werden, sie unter der chemischen Haube sitzt, dem Getratsche der Friseurmeisterin notgedrungen lauscht.
Was verbirgt sich hinter der gestrengen Mutter, warum malträtiert sie ihre Schwiegertochter? Bringt ihr in der Friseurpause ein kanarienvogelgelbes Jackett mit Straßbrosche vorbei, dazu klobige Schuhe und alles muss der Teenager (er)tragen. Schließlich verlassen beide den Haarshop, das Mädchen zieht eine schwere Reisetasche hinter sich her. Sie gleicht einem Stein an der Kette. Auch ihre Tränen, die am Ende in Strömen fließen, reichen nicht, das Herz der Schwiegermutter zu erweichen.
Titel: A Perm
Land/Jahr: Republik Korea 2009
Länge: 19 Minuten
Regie: Lee Ran-hee
Darsteller: Yoon Bo-ra, Yoon So-ja, Kim Jung-ah