Bereits in der zweiten Generation leitet Herr Xu (sprich: Schu) hier die Geschäfte. Der Laden ist groß, gewährt aber durch geschickte Raumteilung und mehrere separate Zonen durchaus Intimität. Die Speisekarte bietet neben den gängigen Klassikern der chinesischen Küche auch Besonderheiten wie Tausendjährige Eier, Quallensalat oder Schweineohren mit scharfer Soße. Wir sind an diesem Abend noch nicht ganz so mutig, aber allein die Existenz dieser Gerichte beweist, dass wir uns bei keinem 08/15 Glutamat-Chinesen befinden. Und wirklich, zum Zeitpunkt unseres Besuches sind gut die Hälfte der Gäste Asiaten. Wir meinen: Ein besseres Indiz für Qualität kann es nicht geben.
Als Vorspeise nehmen wir „Rindersülze mit fünf Gewürzen“, eine reichhaltige Portion für sechs Euro. Es ist pures mageres Rindfleisch das auf dem Teller liegt und hat mit ‚unserer‘ Sülze wenig zu tun. Die Gewürzmischung ist wunderbar, wird aber trotz dringlicher Nachfrage beim Chef nicht preisgegeben. Geheimrezept. Dazu probieren wir noch im Bambuskorb gedämpfte ‚Wan Tans‘ (Teigtaschen aus Weizennudeln mit Schweinefleisch, vier Euro) und chinesische Maultaschen (Chiaoze, drei Euro).
Die Portionen der Hauptgerichte sind so groß, dass man ruhig etwas Hunger mitbringen darf. Während am Nebentisch ein bruzzelnd heißes Gericht serviert wird entscheiden wir uns für eher konservative Gerichte: Die knusprige Ente nach Sichuan-Art ist auf angenehme Weise scharf und zieht einem nicht gleich die Schuhe aus. Das zarte Fleisch wird mit verschiedenen Gemüsen und Knoblauch gereicht (11,50 Euro). Das süß-saure Schweinefleisch „Gu-Lao-Rue“ (8,50 Euro) ist zwar ein Klassiker, wird aber vor dem Backen paniert, was nicht jedermanns Sache ist, meiner Begleitung mundet es jedoch so gut, dass ich nicht probieren darf. Die eigentlich obligatorischen Süßspeisen lassen wir aus, der Magen und der Gaumen sind einfach schon jetzt perfekt bedient worden.
Nach dem Essen sitzen wir noch lange mit unserem sympathischen Gastgeber zusammen und erfahren neben vielem anderen, dass ein chinesischer Koch nur vier Jahre in Deutschland arbeiten darf und dann zurück nach China muss. Warum das so ist, kann sich keiner erklären, nicht mal Herr Xu. Doch er nimmt es wie ein echter Asiate: Mit einem weisen Lächeln… Ein interessanter und in jeder Hinsicht angenehmer Abend geht zu Ende. Wir kommen wieder.
Weltexpress-Wertung: sehr empfehlenswert
– dezenter, aufmerksamer Service
– so gut wie kein Glutamat im Essen
– chinesische Spezialitäten für Mutige
– beliebt bei Berlinern asiatischer Herkunft
– Preis/Leistungsverhältnis stimmt
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