Berlin, Deutschland (Weltexpress). Kalt war es Freitagnacht in Berlin, echt ungemütlich. Der Wind trieb feine Schneeflocken unablässlich über die Dächer der Großstadt und durch die Straßen auf dem Prenzlauer Berg. Und elf Mann von BFC Dynamo trieben den Ball im Jahnstadion Richtung gegnerisches Tor, lange Zeit erfolglos.
Doch der Gegner aus Auerbach, dem Zentrum des östlichen Vogtlandes, stoppte spätestens an der Strafraumkante die Bemühungen der Berliner, die jedoch in den ersten 45 Minuten zu einer Hand voll Möglichkeiten kamen, die jedoch nicht zwingend waren.
Dafür traf vermutlich der Spieler mit der Rückennummer 28 des VfB Auerbach 1906. So genau sah das der Stadionsprecher im Gewusel rund um Ball und Gegner, das dieses eine Mal in der 19. Minute im Strafraum der Berliner herrschte – bei gleichzeitigem Schneegestöber -, offensichtlich auch nicht, nannte allerdings den Namen Thomas Stock.
In den zweiten 45 Minuten gönnte sich der Gast das Vergeben einer Großchance vom Elfmeterpunkt. Bernhard Hendl hielt den von Lukas Novy nicht besonders platziert geschossenen Ball mit leichter Hand (56.). Beim Foul-Elfmeterpfiff gab es sowohl Proteste von den BFC-Spielern als auch von deren Anhängern. Die meinten, dass Francis Adomah den Ball gespielt habe und nicht die Beine von Stock, der zuvor durch die Hintermannschaft der Berliner wirbelte wie eine Schneeflocke.
Bis weit in die zweite Hälfte sah alles danach aus, als würden die Auerbacher trotz Strafstoßpech „mit Leidenschaft punkten“, so und nicht anders lesen wir die Parole des VfB Auerbach auf deren Heimatseite im Weltnetz, doch dann kam es erstens anders und zweitens, als man denkt.
Ugurtan Cepni, Spieler des BFC Dynamo, gönnte sich dort, wo Außenlinie und Mittellinie aneinandertreffen, ein Rededuell mit gegnerischen Trainern. Der Assistent an der Seitenlinie griff nicht ein, auch nicht Hauptschiedsrichter Chris Rauschenberg aus Eisenach, der die Partie ansonsten gut im Griff hatte und fünf gelbe Karten vergab, und einen vierten Offiziellen zwischen den Spieler- und Betreuerbänken gibt es nicht in der Regionalliga Nordost. Auch Rufat Dadashov mischte sich ein VfB Auerbach und meinte mit.
Dann machte er mit und zwar dort, wo es darauf ankommt und die Wahrheit liegt: auf dem Platz. Nachdem der eingewechselte Rafael Brand den 1:1-Ausgleich erzielte (82.) schoss Dadaschov das Runde ins Eckige (86.) und freute sich wie ein Schneekönig, rannte zu eigenen Bank, wo sich eine Jubeltraube bildete und zur gegnerischen, um sich vor Trainer Michael Hiemisch in Stellung zu bringen.
Er sei „das ganze Spiel über als Scheiß-Ausländer“ beschimpft worden, erklärte er späte gegenüber Medienvertretern wie dem MDR. Heimisch winkte ab, zeigte sich auf der Pressekonferenz enttäuscht über das Ergebnis, er sprach von einem Geschenk, und relativierte die Beleidigungen, die er nicht gehört habe und von denen er nichts wisse, als üblich. Das mag sein, aber das Übliche ist nicht das Gute.
Dynamo-Trainer Rene Rydlewicz hingegen war mehr mit dem Spiel der eigenen Elf über weite Strecken der Partie unzufrieden und weniger mit dem Resultat und dem Nachspiel.
In der Schlussphase wurde es im Jahnstadion noch einmal ungemütlich, aber Rauschenberg pfiff pünktlich ab und drei Punkte wurden mit Leidenschaft erkämpft. Das forderten die wenigen eigenen Fans zuvor lautstark. Offiziell vom Stadionsprecher verkündet wurden immerhin 1 312 Zuschauer bei winterlich unangenehmen äußerlichen Wetterbedingungen im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.
Nebenbei bemerk sah Stefan Schmidt im Tor der Auerbach bei beiden Gegentoren alles andere als glücklich aus.
Beim Berliner Fußballclub Dynamo geht es am 1. April in Meuselwitz weiter. Mehr als Platz zwei hinter Energie Cottbus ist nicht drin – weniger auch nicht.
Auerbach als aktuell 16. der Regionalliga Nordost empfängt dann den Berliner AK.