Top Spiel Turbine Potsdam gegen FFC Frankfurt am 8. Dezember in ARD Sportschau – Lizenzvergabe weiterhin bei Rechteagentur SportA

© Foto: Dietmar Tietzmann
Lizenzrechte pur

Glücklicherweise kam mit dem Champions League Gewinner VfL Wolfsburg mit Thomas Röttgermann ein weiterer Player mit Zuversicht und Plan hinzu, der ernsthaft und zielgrichtet weitere Potentiale des Frauenfußball professionell erschließen möchte. Anfang der Saison schmiedete die verantwortliche Abteilung für die Frauenbundesliga in der DFB-Zentrale zusammen mit den ARD/ZDF Lizenzrechte Inhabern SportA (Gemeinschaftsunternehmen von ARD/ZDF) einen Deal mit dem privatwirtschaftlich aufgestellten Spartensender Eurosport aus Paris. Den Programmstrategen von Eurosport wiederum haben die Einschaltquoten deutscher Zuschauer während der EM 2013 überzeugen können. Was aber aus der Vereinbarung herauskam, waren ungünstige Sendetermine zu samstäglicher Mittagszeit.

Live-Stream mager
Kürzlich  knisterte es in den Absprachezirkeln des DFB. Nicht Eurosport, sondern die Dritten Programme von hr und rbb bekamen den Zuschlag zur Übertragung des Top Spiels Potsdam gegen Frankfurt am Dezembersonntag in Form einer vorabendlichen Zusammenfassung  mit den wesentlichen Torszenen zu bester Prime Time der ARD-Sportschau sowohl für ein Live-Stream Format auf rbb-online und hr-online – eine Art "Pantoffelkino" für Freaks, aber damit kein populäres TV-Format. Eurosport musste ad hoc sein Programm ändern. Die Franzosen hatten schon in ihren Programmvorschauen das Spitzenspiel Turbine Potsdam vs 1. FFC Frankfurt für Samstag, den 7. Dezember live angekündigt. Die Planung des DFB entschied aber anders. Womit klar wurde, dass die ARD und ZDF jederzeit Frauenfussball senden können, wenn sie nur wollen.

Livefussball satt

Unabhängig davon überträgt Eurosport seit Saisonbeginn Spiele aus der Frauenfußball-Bundesliga live. Der private Sportsender erwarb dazu die Übertragungsrechte für jeweils ein Spiel an allen 22 Spieltagen bis 2016. Heike Ullrich, die Leiterin der Abteilung Spielbetrieb im DFB, setzt mit Recht auf vorsichtiges Wachstum. Beides zusammen war wohl ausschlagend für den neuesten Schritt des DFB Frauenfußball-Bundesliga live pro Spieltag ein Topspiel zu senden. Nun gibt es zwei Spiele, die an einem eher dunklen Adventswochenende Frauenfußball in die gute Stube bringt. Als Ersatz überträgt Eurosport also am Samstag,  am 7. Dezember (ab 13 Uhr), live die Begegnung des Deutschen Meisters VfL Wolfsburg gegen den BV Cloppenburg. Darauf meldete der DFB in seiner gestrigen Pressemeldung: "Das Topspiel im Livestream: Potsdam empfängt am 10. Spieltag Frankfurt. Livefußball satt aus der Frauen-Bundesliga gibt es Anfang Dezember. Gleich zwei Spiele der Eliteliga können Fans in verschiedenen Medien in voller Länge verfolgen."

Premiumsendung

Das bedeutet: erst im Abendprogramm der ARD Sportschau sendet man Ausschnitte in TV-Format, vorher und das wird ziemlich elegant gut verpackt  rübergebracht "Pantoffelkino". DFB-Direktorin Steffi Jones sagte: "Wir freuen uns, dass die ARD-Sportschau erneut Ausschnitte eines Topspiel der Frauen-Bundesliga zeigt. Die Vereine und die Liga erhalten damit eine bundesweit wahrgenommene Plattform in einer Premiumsendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Durch die Liveübertragung im Internet bei rbb und hr haben die Zuschauer zudem die Möglichkeit, sich das Spiel zwischen Potsdam und Frankfurt auch in voller Länge anzuschauen. Dass Eurosport zudem noch die interessante Begegnung des Meisters Wolfsburg gegen den ambitionierten Aufsteiger Cloppenburg überträgt, rundet das sehr gute Angebot für den Frauenfußballfan an diesem Wochenende ab."

Massenpublikum

Wir meinen: das Schlagerspiel der Erzrivalen nur im "Pantoffelkino-Format" im Internet zu streamen ohne es live komplett im TV-Format zu zeigen ist eine kompromissbelastete Fehlentscheidung und kann in dieser Form auf Dauer nicht als Werbung für den Frauenfussball angesehen werden. Andererseits ist der Kurzbericht zu genial günstiger Zeit in der ARD Sportschau eine sehr gute und effektive Entscheidung, da der Bericht ein kompetentes Massenpublikum erreichen wird. Heike Ullrich ist die Frau der Zahlen im Alltag der Liga. Ullrich, verantwortlich für die wirtschaftliche Stabilität der  Frauenbundesliga, weiß, dass mit der regelmäßigen Übertragung sich der Marktwert der Vereine steigern wird – genaugenommen der Topvereine. Dem Wolfsburger Verein für Leibesübungen (VfL) kommt  sicher der mediale Sprung der Fernsehreichweiten besonders zu Gute.
Einige Verwirrungen
Dank Vorjahres-Triple und gezielter Einkaufspolitik sind die Weichen am Allerpark auf Zukunft gestellt. Es entsteht das neue „Musterdorf“ des deutschen Frauenfußballs – der Sportpark Allerpark mit einem eigenen Stadion für den Frauenfußball. Wir meinen: von zwei Livespielen zu sprechen ist irrführend, da der Zuschauer nur eine Partie davon vor dem Fernseher mitverfolgen kann.Verwirrungen beseitigt. Dass Eurosport das Duell der Erzrivalen aus Brandenburg und Hessen zunächst im Programm hatte und später aus der Planung strich, sorgte für einige Verwirrungen. Es ist davon auszugehen, dass auch der Manager Thomas Röttgermann mit dem ndr in Hannover neue Sendeformate entwickeln wird. Denn ist augenfällig, dass die informativen Artikel der fleißigen Reporter der Wolfsburger Lokalpresse nicht überall im Bundesgebiet gelesen werden können. Hier sollte die auflagenstarke hannoversche Mediengruppe Madsack sich mehr aus dem Fenster legen. Die Frauen des VfL Wolfsburg sind Weltklasse, so wie die Autos aus der Stadt.
Etablierung der Marke
Dean-Thierry Augustin, CEO der Eurosport Gruppe, fand bei Vertragsabschluss mit den Damen des  DFB die Entwicklung ganz im Sinne seiner Strategie und Geschäftspolitik, obwohl Kritiker seinem Spartensender unterstellen, dass die oft mittelmäßig kommentierte mittägliche Samstagübertragung der deutschen Bundesliga doch mehr zur Unterstützung und Füllung für sehr teure Werbeminuten diene, als der wirklichen Etablierung der Marke Frauenbundesliga für die Vereine. Die bisher schlechteste Sendequote lag bei der Begegnung des 2. Spieltages, als Eurosport zur Sendezeit 12 Uhr die Partie Bayern München gegen den SC Freiburg übertrug. Nur 110.000 Zuschauer verfolgten das Fußballevent. Auch die Begegnung am 8. Spieltag FF USV Jena gegen Bayer 04 Leverkusen war unter Limit.
Spiel, Datum, Anstoß-Uhrzeit, Partie, TV-Zuschauer, Marktanteil:
1. 07.09.2013, 13.00 Uhr VfL Wolfsburg – Bayern München  150.000 – 1,6 %
2. 14.09.2013, 12.00 Uhr Bayern München – SC Freiburg 110.000 – 1,4 %
3. 03.10.2013, 13.00 Uhr Turbine Potsdam – FCR 01 Duisburg 200.000 – 1,7 %
4. 05.10.2013, 13.00 Uhr FFC Frankfurt – Bayer Leverkusen 270.000 – 2,6 %
5. 12.10.2013, 12.30 Uhr 1. FFC Frankfurt – Bayern München 230.000 – 2,4 %
6. 19.10.2013, 11.45 Uhr Turbine Potsdam – VfL Wolfsburg  150.000 – 2,0 %
7. 02.11.2013, 12.00 Uhr 1. FFC Frankfurt – VfL Sindelfingen 140.000 – 1,5 %
8. 09.11.2013, 12.00 Uhr FF USV Jena – Bayer 04 Leverkusen 110.000 -1,3 %
© veröffentlicht bei framba.de
Wir meinen: die Übertragung von Spielberichten in der Prime Time der ARD Sportschau erreicht wesentlich mehr Zuschauer. Unser Vorschlag: eine Bündelung mit anderen beliebten Ballsportarten wie Handball , Basketball und Volleyball der Frauen wäre eine Alternative, sofern sich die ARD auf eine rigoros eingeführtes neues Format einer "ARD-Frauensportschau" verständigen würde. Dies klingt sicher für manche Fachleute eher utopisch und irrereal, aber eine Gleichberechtigungsdebatte in Sachen Sendezeiten zu beginnen, wäre zeitgemäßer als sich weiterhin einreden zu lassen, dass Frauenfussball niemanden interessiert. Die enorm hohen TV-Zuschauer Einschaltquoten bei EM Schweden 2013 Länderspielen der deutschen Frauennationalmannschaft zu guter Sendezeit sprechen da gewiss eine andere Sprache und schafft Raum für Argumentation.
Klassiker nur im Live-Stream
Für alle Leser sei gesagt: den Anfang macht Eurosport am Samstag, 7. Dezember 2013, um 13.00 Uhr mit der Partie zwischen VfL Wolfsburg und BV Cloppenburg. Der Klassiker zwischen Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt gibt es allerdings nur per Livestream bei rbb-online und hr-online am Sonntag, 8. Dezember 2013, um 14.00 Uhr, zu sehen. In der ARD Sportschau erfolgt eine knapp dreiminütige Zusammenfassung, die mit Sicherheit eine bessere Sprecherleistung haben wird als bisher bei Eurosport. Die Übertragungsquoten und auch Moderatorenleistuingen bei Eurosport sind ernüchternd. Es liegt mit Sicherheit am Zeitfaktor des Sendetermins, dass der Massenansturm in den deutschen Wohnzimmern bisher ausblieb. Wir meinen: es gibt in Deutschland sicherlich bessere Sprecher aus dem Blogger Bereich, wenn man sie etwas schulen und ansprechen würde. Unsere Redaktion kann auf Anfrage Namen nennen.
Symbolfigur mit Charisma
Steffi Jones, Direktorin beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), traut der Frauenfußball-Bundesliga in naher Zukunft einen gewaltigen Entwicklungssprung zu. "Ich hoffe, dass wir in fünf Jahren durchschnittlich bis zu 5000 Zuschauer pro Partie erreichen", frohlockte die sehr beliebte charismatische Symbolfigur der DFB-Frauengruppe in der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt am Main in einem Interview mit der Rheinischen Post. Wir meinen: dafür müsste sich aber der Zuspruch aus dem Potential der Zuschauer allerdings mehr als verfünffachen: in der vergangenen Spielzeit kamen im Schnitt 890 Zuschauer in die Stadien. Wir meinen: nur mit Spielberichten in der ARD Sportschau oder einer extra ARD Frauensportschau erreicht man auf Dauer das pekuniär interessante Publikum, was von den Vereinen von der Wohnstube zu den Stadien abgeholt werden kann. Eurosport mit Verlaub verdient auf jeden Fall gelobt zu werden, denn bei dem  Privatsender sind zum Glück die Entscheidungswege kürzer. Klicks bei Social Media sind kein Ersatz, um den Zuschauerstrom in die Stadien zu locken, denn die Vereine der 1. und 2. Frauenbundesliga benötigen alle um im Sinne von FAZ-Leitartikler Michael Horeni zu argumentieren mehr professionelle Unterstützung und Medienkultur.
Vorheriger ArtikelFahrbericht Mitsubishi Space Star 1.2 Shine+: Apfelgrüner Colt
Nächster Artikel„Myland“ is your land oder: Mahlzeit und Musik aus der Marmilla im Sardegna Store in Berlin