Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wer kennt sie nicht, die Tonkin-Lüge? Washington verkündete der Welt die Angaben der United States Navy, wonach Nordvietnamesen auf Schnellboote zwei US-amerikanische Kriegsschiffe mehrmals ohne Anlass beschossen haben. Das hätte sich am 2. und 4. August 1964 im Golf von Tonkin vor der nordvietnamesischen Küste zugetragen. Der US-Kongress erteilte die Tonkin-Resolution auf der Basis der Beweise des Tonkin-Zwischenfalls und US-Präsident Lyndon B. Johnson gab den Tonkin-Befehl. Die GIs schossen quasi zurück und griffen in den Vietnamkrieg ein, der auch als zweiter Indochinakrieg gilt, weil sich dieser Krieg, der von etwa 1955 bis 1975 geführt wurde, an den ersten Indochinakrieg von 1946–1954 anschloss.
Dank der Pentagon-Papiere (1971) und der Memoiren von Ex-US-Kriegsminister Robert McNamara (1995) wurde klargestellt, dass der angebliche Tonkin-Zwischenfall nichts weiter war als vorgetäuscht und die Tonkin-Lüge der US-Regierung zur Durchsetzung ihres spätestens seit 1963 geplanten offiziellen Kriegseintritts diente.
Viele, die sich daran gut erinnern können, sehen zwischen den angeblichen Ereignissen im Golf von Tonkin und denen im Golf von Oman Ähnlichkeiten. Der Reeder der Kokuka Courageous sprach von einem „Objekt“, das auf den Tanker zugeflogen und bezog sich auf seine Seemannschaft. Die Trump-Regierung spricht von Haftminen und legt „Beweisfotos“ vor, die für Kritiker nur „bunte Bilder“ sind, die nichts beweisen. Raketen oder Haftminen? Und das ist nicht die einzige Frage, die noch nicht beantwortet ist.
Nicht nur die Trump-Regierungen in Washington zeigt mit dem Finger auf den Iran. Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig. Für London und Riad scheint der Schuldige festzustehen.
Sevim Dagdelen (Die Linke) teilt per Pressemitteilung vom 18.6.2019 mit, dass das „neue Kriegslügen“ seien und sie den „Eindruck“ habe, „dass seitens der USA mit Kriegslügen zwingend ein Angriffsgrund konstruiert werden soll“.
Damals wie heute werden der Weltöffentlichkeit Fotos präsentiert, die „feindliche Schiffe“ zeigen sollen. Einen Unterschied gibt es: Heute sind die Bilder bunt.