"Ich verpflichte mich, das Grundgesetz einzuhalten sowie die versprochenen ökonomischen, politischen und sozialen Reformen in Angriff zu nehmen", sprach Ghannouchi Er werde auch in ständigem Kontakt zu politischen Parteien sowie nationalen und gesellschaftlichen Organisationen bleiben, sagte der Regierungschef.
Am Freitag richteten sich Proteste der Bevölkerung verstärkt gegen Präsident und Regierung. Zur Entspannung der Lage löste Ben Ali das Kabinett auf und ordnete Neuwahlen an. Aber das konnte die Wellen der Empörung nicht mehr glätten. Der arabischsprachige Fernsehsender Al-Jazeera berichtete, dass Ben Ali das Land verlassen hatte und die Macht von den Militärs übernommen wird. Der gestürzte Diktator ist nach Saudi-Arabien geflohen. Samstagmorgen traf die Maschine des Präsidenten in der Stadt Dschiddah am Roten Meer ein, meldet die saudische Nachrichtenagentur SPA.
Nun soll Interims-Präsident Mbazaa Neuwahlen in 60 Tagen vorbereiten.
Arabische Medien berichteten vor Ort, dass Einheiten der tunesischen Armee die Position vor wichtigen strategischen Objekten beziehen. So seien der Präsidentenpalast, einige wichtige Ministerien und der Flughafen der Hauptstadt Tunis bereits unter Kontrolle der Militärs. Die Bürger dürfen sich von 18.00 bis 6.00 Uhr nicht auf der Straße aufhalten. Die Soldaten hätten den Befehl, gezielt auf Ungehorsame zu schießen, hieß es. Al-Jazeera berichtete auch von Schießereien im Zentrum der tunesischen Hauptstadt.
Die Bevölkerung protestiert seit Dezember vergangenen Jahres vor allem gegen schlechte soziale Verhältnisse, ausufernde Korruption und Arbeitslosigkeit. Während der Unruhen kamen bislang mindestens 67 Menschen ums Leben, hunderte wurden verletzt. Ben Ali "regierte" autoritär, diktatorisch das Land seit 1987.
Soldaten nehmen Polizisten gefangen
In einer dramatischen Entwicklung haben tunesische Soldaten Hunderte Elite-Polizisten des geflohenen Präsidenten Ben Ali festgesetzt. Das wurde aus Sicherheitskreisen bekannt. Ihnen wird vorgeworfen, für die gewaltsame Eskalation bei den Massen- Demonstrationen der vergangenen Tage in Tunesien verantwortlich gewesen zu sein. Mehrere von ihnen stehen zudem im Verdacht, an Plünderungen und Zerstörungen beteiligt gewesen zu sein.
dpa, RIA Novosti, Weltexpress