London, VK (Weltexpress). Der Bär, der zum Tee kam: Kein anderer als der Liebling der Nation, Paddington Bear höchstpersönlich, war bei der Queen auf Schloss Windsor zur traditionellen „Teatime“. Und selbstverständlich setzte sich der Kinderbuch-Bär über sämtliche Verhaltensregeln hinweg, von der strengen königlichen Etikette ganz zu schweigen: Er trank direkt aus dem Teetopf, sodass für die Gastgeberin kaum etwas übrig blieb, er katapultierte einen der traditionellen „Scones“ versehentlich auf die Wange des Haushofmeisters und zog eines seiner legendären Konfitüre-Sandwiches unter dem roten Hut hervor. Doch die Queen ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, auch sie zog ein Sandwich aus der Handtasche: „Für alle Fälle“.

Mit diesem Sketch, monatelang unter strengster Geheimhaltung vorbereitet und von der legendären BBC virtuos ausgeführt, hat die Queen die Herzen ihrer Untertanen mehr denn je berührt und, falls nötig (nach dem Diana-Desaster) zurückerobert. Für manche war diese charmante Episode gar der Höhepunkt dieses an spektakulären Ereignissen reichen, viertägigen Platin-Jubiläum-Weekends zur Feier des 70. Jahrestages der Krönung der inzwischen 96jährigen Queen Elizabeth II. Mit Humor und Charme hat sie jenen Recht gegeben, welche „trotz allem“ an der Monarchie hängen – und jenen, welche den meisten anderen Mitglieder der Königlichen Familie ablehnend gegenüberstehen.

Die Queen, wohlbekannt für ihren verschmitzten Humor – als sie etwa an der Seite von James-Bond-Darsteller Daniel Craig bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 2012 agierte – hatte sich offenbar ohne Zögern zum protokollwidrigen Auftritt in der Paddington-Episode bereiterklärt: Dies sei doch zu viel „Fun“ um darauf zu verzichten. Vielleicht hat dieser Sketch gar die britische Monarchie gerettet – nach allen Irrungen und Wirrungen der letzten Jahre und Jahrzehnte. Ob ihr Sohn, Prinz Charles, je auch nur annährend die uneingeschränkte Popularität seiner Mutter erreicht, ist zu bezweifeln. Jedenfalls hat der Prince of Wales erst kürzlich seinen Anspruch auf den Thron bekräftigt, als er die Königin bei rituellen Parlamentseröffnung vertrat. Jedenfalls hat die Queen ein deutliches Zeichen für die Zukunft der Monarchie gesetzt, als sie – nachdem sie sowohl dem Gedenkgottesdienst in St.Paul’s als auch dem geliebten Derby ferngeblieben war – sich ganz am Ende der Feierlichkeiten dem Volk nochmals auf dem berühmten Balkon des Buckingham Palace zeigte: Mit Sohn Charles, Enkel William (und Gattinnen) sowie dem 87 Jahre jüngeren Urenkel George. Damit hat sie die Thronfolge für drei Generationen gesichert – und dies der ganzen Nation klar vor Augen geführt.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Dr. Charles E. Ritterband wurde in „Voralberger Nachrichten“ am 10.6.2022 erstveröffentlicht.

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