Mittwoch, 04. Dezember 2024
Schlagworte Tragikkomödie

Schlagwort: Tragikkomödie

Allein in vier Wänden – Die Gebrüder Paz inszenieren eine tragisch-komischen...

Berlin (Weltexpress) - Der ganze Berlinale-Stress war einfach zu viel. Ich glaube, ich leide an „Phobidilia“. Nicht unter negativen Nachwirkungen des gleichnamigen Films des israelischen Regie-Duos Doran und Yoav Paz, sondern unter dem so bezeichneten Zustand, welcher den Titelcharakter befällt. Nachdem ich das Spielfilmdebüt der Paz-Brüder im Panorama der Berlinale gesehen habe, weiß ich, dass ich nicht allein bin und wie meine Geisteshaltung - wir ziehen diese Bezeichnung dem leicht pathologisch klingenden Begriff 'Zustand' vor – heißt. „Phobidilia“ ist ein ernsthaften Sozialdrama, welches einige fälschlicherweise für eine Satire halten. Offenbar ist denen nicht klar, wie real und weit verbreitet die im Film inszenierten Symptome sind. Genau wie der junge Mann (Ofer Schechter) im Zentrum der Handlung hatte ich einen Nervenzusammenbruch an einem öffentlichen Ort. Allerdings nicht aufgrund endlosen Feierns, sondern Überarbeitung. Der Hauptcharakter, der sich später Wainblum nennt, verlässt daraufhin seine Wohnung nicht mehr. Vier Jahre lebt er so in der Gesellschaft von Bildschirmgestalten wie Seifenoper-Charakteren, Videohelden und Internetbekanntschaften. Bis äußere Umstände seine hermetisch abgeriegelte Existenz bedrohen.

Sawakos Entscheidung – „Sawako decides“ in Joshii Yuyas schwarzer Komödie im...

Berlin (Weltexpress) - Arme Sawako. Sie ist so ein unglückliches Mädchen. Sogar einer der Kolleginnen der jungen Frau aus Tokio fällt es auf. Und das, obwohl sie und ihre Kollegin sich immer „so lethargisch“ fühlen. Aber da kann man nichts machen. Mit ihrem wenig sympathischen Vorgesetzten hat Sawako Beziehung, die sie noch weniger erfüllt als ihre monotone Arbeit. Lässt sich nicht ändern. Ihre Vorgesetzten in der Spielzeugfabrik behandeln Sawako herablassen. Kann man nun einmal nichts gegen tun. In seinem Spielfilmdebüt „Sawako decides“ zeichnet der japanische Regisseur Ishii Yuya ein bitter-komische Porträt der in Pragmatik erstarrten jungen Generation – eine Generation, welche seine eigene ist, denn Yuya ist nur wenig älter als seine Heldin Sawako. Mit lakonischem Witz und subtiler Ironie erzählt Yuyas Berlinale-Beitrag „Kawa no soko kara konnichi wa – Sawako decides“ von den fatalen Folgen der Genügsamkeit.

Zusammen ist man weniger allein – Gemeinsam einsam sind die jungen...

Berlin (Weltexpress) - „Parade“ ist ein verstörender Film. Isao Yukisadas Film schleicht sich im Gewand einer Komödie heran, dem eines jener lustigen Ensemblefilme über eine Gruppe zusammengewürfelter junger Leute, die ihren Weg im Leben finden. Die ein gemeinsames Erlebnis einander näher bringt. Die vereint eine riskante Situation bewältigen. Keine Angst, all das ist „Parade“. Es wäre ungerecht, Yukisadas Verfilmung des 2002 erschienen Romans Shuichi Yoshidas den Rang einer Komödie abzusprechen, so scharf funkelt sein Sarkasmus, so amüsant sind dessen originelle Charaktere. Sind sie nicht sympathisch, wie sie sich in ihrem beengten Drei-Raum-Apartment in Tokio arrangieren? Der Gesundheitsfanatiker Naoki, der allmorgentlich noch vor Sonnenaufgang drauflos joggt, die arbeitslose Schauspielerin Kotomi, immer auf Abruf für ihren inzwischen berühmten Schauspieler-Freund, der verplante Sushi-Kellner Ryosuke und die abgebrühte Zeichnerin Mirai. Ganz normale junge Menschen – oder?

Ewige Liebe geht durch den Magen – Wang Quan ´an eröffnet...

Berlin (Weltexpress) - Zwei unterschiedliche Zeichen nebeneinander, zwei Worte. Beides Buchstaben der selben Sprache, verbunden durch eine übergreifende Bedeutung. Der anspielungsreiche und zurückhaltende Titel, mit welchem die 60. Berlinale ihren Wettbewerb eröffnet, birgt all die großen Versprechungen von Wang Quan ´ans ruhigem Drama: die Geschichte historischer Trennung gespiegelt in der Geschichte eines durch diese Trennung auseinander gerissenen Paares, eine späte Liebe, ein unsicheres Wiedersehen. Keine dieser Hoffnungen an der Eröffnungsfilm erfüllt sich. „Tuan Yuan – Apart Together“ ist ein leise tragische Komödie, in der schwere Kost nur auf dem Esstisch zu finden ist.

Gegen jede Regel – Jean-Luc Godards „A bout de Souffle –...

Berlin (Weltexpress) - „Es ist ein Film ohne Regeln oder einer, dessen einzige Regel lautet: Die Regeln sind falsch oder werden falsch angewendet.“, Sagte der französische Regisseur Jena-Luc Godard über „A bout de Souffle“. Auf der Retrospektive der 60. Berlinale wird das Schlüsselwerk der Nouvelle Vouge wieder im Kino aufgeführt. Das konsequente Verweigern filmischer Konventionen gibt „A bout de Souffle“ bis heute seine irritierende Ausdruckskraft. Mit nervöser Kamera verfolgt Godard seine amoralischen Helden, jagt sie durch die Straßen, als wäre er so gehetzt wie sie. Tatsächlich war das der französische Jungregisseur, der seine Gangster-Groteske auf 90 Minuten zügeln musste. „Außer Atem“, „Breathless“, „A bout de Souffle“ löste eine Welle der Begeisterung aus, des Unverständnisses - und die Nouvelle Vouge, gemeinsam mit „Sie küssten und sie schlugen ihn“ Francois Truffauts, nach dessen Szenario „A bout de Soufle“ entstand, und Alain Ressnais „Hiroshima, Mon Amour“.

Die transsibirische Transenshow – ”¦ eröffnet das Berlinale Panorama in Felix...

Auch wenn sich unter ihren Kleidern Männer verberge, dachte sich Regisseur Felix Mikhailkov. Da die Themen Transvestismus in der Russischen Föderation immer noch weitgehend tabu ist, entschloss er sich gleich ein Drehbuch darüber zu verfassen. In seiner Komödie „Veselchaki“ führt er ein Panoptikum transexueller Stereotypen vor, die in bunten Flitter-Kostümen und üppigen Perücken in einer Transenbar auftreten. „Outrageous!“, soll das schockierte Publikum jetzt aufschreien. Männer in Frauenkleidern, ja ist denn heute schon Karneval? Mag sein, dass Travestie-Shows im konservativen Russland etwas außergewöhnliches sind. Hier sind sie es nicht. Ein so verklemmter Umgang mit dem Thema wie in Mikhailovs „Veselchaki“ hingegen schon. Eine missmutige Eröffnung für das Berlinale Panorama.

Lehrstunden des Gefühls – Nick Hornby erteilt in „An Education“ bitter-süße...

Berlin (Weltexpress) - Ein hübsches kleines Paradox ist Drehbuchautor Nick Hornby und Regisseurin Lone Scherfig mit „An Education“ gelungen. Großartig besetzt mit unbekannten oder selten gesehenen Darstellern, will ihre Tragikkomödie der Bedeutung des Titelbegriffs gerecht werden, deren vollen Bedeutungsreichtum keine Übersetzung umfassen kann: eine Erziehung, eine Ausbildung, Unterrichtung, Lernen fürs Leben. Dabei ist „An Education“ lediglich ein amüsantes Nichts, eine charmante Belanglosigkeit, die unterhält wie ein unaufrichtiges Kompliment und wie ein solches verdient, sofort wieder vergessen zu werden.

Ernst sein ist alles – Die schwarze Komödie der Coen-Brüder über...

Berlin (Weltexpress) - „Your eyes, I say, may look like his but in Your mind You don`t know where it is“. In „A Serious Man“, der jüngsten pechschwarzen Komödie der Brüder Joel und Ethan Coen sind diese Zeilen von essentieller Bedeutung. Hoffentlich haben Sie über diese Zeilen nachgedacht. Offen gesagt, selbst hat man es bisher nicht getan. Obwohl man diese weisen Worte – denn weise sind sie - schon unzählige Male gehört hat. Sie haben das höchstwahrscheinlich auch. Wann? Wo? Also gut...

Essen für die Seele – Alles mit Liebe zubereitet in Fatih...

Berlin (Weltexpress) - „Soul Kitchen“ ist wie eine lange Nacht im titelgebenden Restaurant. Die Musik, die Figuren, die Stimmung - alles passt perfekt zum Ort, dieser umgebauten Fabrikhalle die auf schöne Weise schäbig aussieht. Toll solange man drin ist. Ist man draußen, kippt die Sicht. Zu laut, zu derb, zu beliebig. Wiederkommen? Ja, denn solange man drin ist... Das Beste aus seinen vergangenen Filmen, verspricht Akin in seiner dramatischen Komödie zu verbinden. Das Gefälligste beschreibt besser die filmische Richtung, welche der Regisseur mit „Soul Kitchen“ einschlägt.

Erleuchtung aus dem Abseits – Von menschlichen Toren und Torschützenkönigen erzählt...

Berlin (Weltexpress) - Immer enger zieht Eric Bishop (Steve Evets) seine Bahnen mit dem Auto im Kreisverkehr, enger zieht sich die psychische Schlinge um seinen Hals. Nach dem Zusammenbruch stammelt er noch auf dem Krankenhausbett, er dürfte nicht zu spät zur Arbeit kommen. Am untersten Rand ist er angekommen, finanziell, privat, seelisch. “Looking for Eric” beginnt als menschliches und gesellschaftliches Porträt, wie es Regisseur Ken Loach mit “Raining Stones” schuf. Feinsinniger Humor und stille Tragik sind in „Looking for Eric“ nur Köder für ein Dramenversprechen, welches sich nie erfüllt. Loach scheint seines Rufs als Sozialdramatiker müde. Mit “Looking for Eric” schielt er zum versöhnlichen Familienkino.

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