Frankfurt am Main (Weltexpress) - Schizophren. Schizophren ist es jedes Mal von Neuem, wenn man Opern, deren Aufführungen man x-mal gesehen hat, so anschaut, als ob es das erste Mal wäre und auch so bespricht. Erst recht schizophren beim ’Rheingold`, das den Untergang von Wagners Tetralogie vorbereitet soll, der dann in der „Götterdämmerung“ das Ende der Welt beschert - und auf jedes Ende einen neuen Anfang nötig macht - , wenngleich nicht immer so dramatisch wie in New York unter der Regie des Wiener Otto Schenk, wo in den Neunzigern die mythischen Mauern der Götterburg Walhall mit lautem Getöse und echtem Feuer zusammenbrachen. Das ist in Frankfurt nicht zu erwarten, denn das Bühnenbild von Jens Kilian ist ein kühles, technisches Abstraktum, das - so meinen wir – wesentliche Teile der Regie von Vera Nemirova mitübernommen oder doch zumindest vorgegeben hat. Eine aufs Menschenmaß getrimmte Welterschaffungserzählung, was man sowohl positiv: der Mensch im Mittelpunkt, wie auch negativ: Reduktion des Mythos auf menschlich Banales und Modisches verstehen kann. Und genauso durchwachsen sind unsere Eindrücke.