Schlagworte Retrospektive
Schlagwort: Retrospektive
Der kunstgeschichtliche Erbe auf der Suche nach seiner gesellschaftlichen Rolle –...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wir haben bisher den ersten Raum mit drei frühen Gemälden aus den Jahren 1956/57 gesehen. Jetzt verwirrt uns die Hängung. Denn es folgt ein Porträt von Hans Vogelsang von 1969, das inhaltlich und zeitlich zusammenhanglos, aber als menschliches Abbild einfach vollendet an der Wand hängt. Ja, die konnten malen, die Alten, sprich Altdeutschen, aber Werner Tübke kann es, gerade 30jährig, auch und warum man in Zusammenhang mit ihm kaum vom frühern und mittleren Otto Dix spricht, haben wir noch nie verstanden. Ein tolles Porträt, aber schnell übergangen durch die folgenden fünf überdimensionierten Diptychen, die die fünf Kontinente darstellen und allesamt von 1958 sind. Sie waren dem Hotel Astoria in Leipzig zugedacht, also einem öffentlichen Ort und in der Tat erinnern diese 245 x 245 cm Öl auf Holz Gemälde an Freskenmalereien, wie sie z.B. Diego Rivera schuf. Also bildgewordene Aufklärung der Welt mit ihren Herrschen und den Abhängigen, ja in Afrika und Asien wie Sklaven gehaltenen Menschen. Viele Silhouetten und auch ausgemalten Personen wird man auf späteren Bildern wiedersehen, ohne daß man weiß, ob dies gezielte Zitate Tübkes sind oder ob er sich hier ein Formen- und Personenrepertoire erarbeitet, das er dann nutzt und benutzt.
Der kunstgeschichtliche Erbe auf der Suche nach sich selbst – Serie:...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Gleich vorneweg. Da glaubt man, den in der BRD so bitterlich verkannten und unterschätzten und in der DDR zwiespältig als Heroen und gesellschaftlichen Nichtsnutz behandelten Maler Werner Tübke, einer der bildgewordenen Vertreter der Leipziger Schule, ganz gut zu kennen und seinen sich auf altdeutschen Vorbilder, also Cranach und Dürer, berufenen Malstil als seine wesentliche künstlichere Handschrift zu erkennen – und dann das. Dann diese trotz ’nur’ neunzig von seinen gemalten 400 Gemälden überbordende Ausstellung eines Lebenswerkes, in dem es kunstgeschichtlich drunter und drüber geht, in dem man die Anverwandlung der früher Spanier genauso sieht wie die von Goya, aber dann die Florentiner, auch die Venezianer, ja, das ist Carpaccio und Mantegna auch, aber erst recht die Manieristen und ganz einwandfrei Rosso Fiorentino mit den gewaltigen gedrehten Leibern, wenn da nicht auch eine Spur Dalí dabei wäre und eine so eigene Mischung, daß man zwar Assoziationen hat, aber ein eigenständiger Künstler dabei heraus kommt: Werner Tübke.
Ein Fest der Malerei – Meisterwerke im Fokus: Lovis Corinth im...
Wien (Weltexpress) - Früher, da nannte man sie in einem Atemzug, die deutschen Impressionisten Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth, die zwar alle drei zu Lebzeiten schon als deutsche Malerfürsten galten und entsprechende Ehre hierzulande erfuhren, die aber durch die Mit- und Nachwelt, sprich erst einmal den Ersten Weltkrieg und die Folgen im Ausland: Boykott deutscher Kunst, und dann durch die Nazis auch in Deutschland selbst verfemt, verraten, vergessen wurden. Aus ihrer Mitte hat sich in den letzten Jahren Lovis Corinth zu einem Ausstellungsmagneten gemausert. Waren diese erst noch auf Deutschland beschränkt, so 1985/86 in Essen und München, so hat spätestens seit dem letzten Sommer und der vielbeachteten Ausstellung im Musée d’Orsay auch erstmals Paris staunend mitbekommen: Die Deutschen können malen. Und im Ausstellungstitel „Zwischen Impressionismus und Expressionismus“ – in Deutschland dann in Leipzig und Regensburg nachfolgend - wurde dabei Lovis Corinth auch aus der Impressionistenecke herausgeholt und bekam einen eigenen malerischen Raum.
Tiefenschärfe, Schärfentiefe – „Thomas Ruff. Oberflächen, Tiefen“ in der Kunsthalle wien...
Wien (Weltexpress) - Wenn gerade in Wien unter Anwesenheit des Künstlers eine Ausstellung seiner Fotografien eröffnet wurde, liegt nahe, beim Titel selbst nachzufragen, denn Thomas Ruff sagte: „Ich gehe davon aus, daß die Fotografie nur die Oberfläche abbilden kann“, der Titel aber verspricht: Oberflächen und Tiefen. Noch dazu sind die Ausstellungsankündigungen, ob als Plakat oder Info mit dem Bildnis einer jungen blonden Frau im auffälligem roten Pullover geschmückt, die uns einigermaßen leer anblickt und wo wir auf den Begriff „Tiefe“ nicht kämen, den wir – gerade in der Kunst – allzusehr metaphorisch als das Innerste nach außen Kehren, als das Aufspüren des Hinter- und Untergrundes, als das Entdecken, was die Welt im Innersten zusammenhält, assoziieren und interpretieren. In der Ausstellung dann, eigentlich aber erst in der großen unverstellten Halle mit dem gerundeten Oberlicht, wird uns optisch klar, daß es sich bei Thomas Ruff und dem Begriff „Tiefe“ um das räumliche Phänomen handelt.