Schlagworte Fischer Verlag
Schlagwort: Fischer Verlag
Arten, Abarten und Unarten der bürgerlichen Gesellschaft um und nach 1900...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Wenn schon, denn schon, hatten wir uns gedacht und den Marathon gewagt, nämlich die „großen Hörspiele“, will sagen, „Buddenbrooks“, „Der Zauberberg“ und „Tod in Venedig“ hintereinander wegzuhören, immerhin 19 CDs! Die waren also das „denn schon“ und das „Wenn schon“ war die Hörspielfassung, die aus dem Film „Buddenbrooks“ von Heinrich Breloer gefertigt wurde und über die wir eine ausführliche Rezension brachten, vgl. Link. Sollen wir es laut sagen? Ja, wir finden dieses Produktion des Hessischen Rundfunks und Radio Bremen aus dem Jahr 1965, also vor 45 Jahren!, so facettenreich, differenziert und aussagekräftig, daß sie einfach tiefer in die Familie der Buddenbrooks eintaucht, als es die Hörspielfassung des Films möglich macht, die auf die üblichen gut zwei Stunden Film festgelegt ist. Denn hier, hier erhalten Sie wirklich die ganze Familiengeschichte auf insgesamt sieben CDs.
Von dekadenter, spiritueller Todessehnsucht im „Zauberberg“ zum echten „Tod in Venedig“...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das Entscheidende aber kommt auch bei dieser Hörspielfassung vom „Der Zauberberg“ des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 2000 sehr gut heraus: es ist die zeitgenössische Auseinandersetzung des Castorp mit den Gedanken der Zeit, den aufrührerischen genauso wie denen des Haupthelden Lodovico Settembrini, der Freimaurer ist und Humanist, also schon das, was den Nationalen, die nun in Deutschland am Zuge waren, verhaßt war. Es geht also um politische und philosophische Fragen und auch um die Musik, die auf der letzten CD im Kapitel „Fülle des Wohllauts“ uns fünf Musikstücke nahbringt: Verdis „Aida“ und Bizets „Carmen“ sowie Gounods „Faust“, Debussys Skandalstück der Zeit: Prélude í l’après-midi d’un faune und Franz Schuberts „Am Brunnen vor dem Tore“.
„Schneller als der Tod“ von Josh Bazell aus dem Fischer Verlag...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Um eine Woche früher als sonst, der Leipziger Buchmesse wegen, erscheint diesmal die KrimBestenliste. Und das ist uns auch noch nie passiert, daß wir uns aus gutem Grund gleich selber aus dem letztmonatlichem Artikel zitieren können: „Da waren doch schon das letzte Mal Senkrechtstarter an die Spitze geprescht, aber Roger Smith hat mit „Blutiges Erwachen“ diese aus dem Nirwana heraus noch überholt. Smith? Ja, da muß man sich erst einmal sortieren, denn die Smiths waren alle drei gerade dran bei der KrimiBestenliste und weit vorne. Da gibt es Tom Rob Smith bei DuMont mit „Kind 44“ zum Beispiel, und Martin Cruz Smith mit „Stalins Geist“ und Roger Smith mit „Kap der Finsternis“ im Tropen Verlag, der Unterschlupf bei Klett-Cotta hat. Und Letzterer ist es, der jetzt wiederum aus Südafrika das „Blutiges Erwachen“ vorlegt.“ Aber erstens ist Roger Smith auf Platz 2 gerutscht, weil es einen neuen Senkrechtstarter gibt. Und zweitens ist der nächste Smith tatsächlich dieses Mal auf Platz 3 neu, nämlich der erwähnte Martin Cruz Smith, der „Die Goldene Medaille vorlegt“, erschienen bei C. Bertelsmann. Dieser Smith hat seinen neuen Krimi gerade auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt.
Die lange Nacht der kurzen Liste – Serie: Fünf der sechs...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Diese Veranstaltung ist doch eine treffliche Zusammenarbeit von Literaturhaus, Kulturamt Frankfurt und dem Börsenverein, dem Träger der Frankfurter Buchmesse und des Deutschen Buchpreises. Das zeigt sich am Begrüßungsreigen, den die Hausherrin Maria Gazzetti eröffnet, Kulturdezernent Felix Semmelroth fortsetzt und Alexander Skipis für den Börsenverein abschließt. Endlich tritt mit Felix Semmelroth ausgerechnet ein Anglist an, der die englischen Bezeichnungen eines deutschen Preises „Shortlist“ links liegen läßt und sinnklar von der kurzen und der langen Liste spricht. Außerdem fällt uns auf, weil wir gerade den Artikel über die angeblich ’übergeschlechtliche’ Funktion der männlichen Anrede unserer Kollegin im Weltexpress gelesen hatten, in welch konsequenter Weise Felix Semmelroth die Autorinnen und Autoren und die Besucherinnen und Besucher begrüßt. Das tut auch Alexander Skipis völlig selbstverständlich, der allerdings gleich wieder von ’Shortlist’ spricht. Schade. Da wünschen wir uns Felix Semmelroth als beispielgebend für den Deutschen Buchpreis und der Kurzen und Langen Liste.
Von der Kurzweiligkeit von langen Lesungen – Serie: Fünf der sechs...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Clemens J. Setz kam als dritter Vortragender, als witziger, schlagfertiger und trotz seiner Jugend versierter Gesprächspartner mit Moderator Gerwig Epkes so gut ins Geschäft, daß dieser durchaus alt aussah. Setz las später auch aus seinem Roman „Die Frequenzen“ aus dem Residenzverlag, den wir noch nicht kennen, der aber erst einmal nicht die Hauptrolle spielte, denn der junge Autor aus Graz hatte auf schlichte Fragen differenzierte und gehaltvolle Antworten und auf jeden Fall immer die Lacher auf seiner Seite. Aber darum ging es nicht, sondern eher darum, daß sich hier einer im Literaturbetrieb behaupten will, ohne dem Modestrom der Zeit hinterherzurennen, sondern eher mit einer auf seine Heimat Graz bedachten Bodenständigkeit zeigt, wie man abheben kann, ohne sich aufzugeben. Irgendwie kamen uns bei seinen Ausführungen immer Paul Celans Maxime: „Schwerer werden, leichter sein“ in den Sinn.