Montag, 23. Dezember 2024
Schlagworte Filme

Schlagwort: Filme

Zeiten des Aufruhrs – Yair Qedars dokumentiert die Auswirkungen der „Gay...

Berlin (Weltexpress) - „Das Schlimmste ist das Alleinsein.“, schildert ein prominenter Homosexueller in einem frühen Interview in „Hazman Havarod“ die Situation israelischer Schwuler und Lesben Mitte der achtziger Jahre. Drei Homosexuelle, die sich öffentlich dazu bekannten, gab es laut Yair Qedars Dokumentarfilm „Hazman Havarod – Gay Days“ damals in Israel. Rund ein Jahrzehnt später waren es eintausendmal so viele. Im Berlinale Panorama zeigt die präzise und erhellende Reportage des israelischen Regisseurs die „Gay Days“ der Jahre 1985 bis 1998 und wie sie das Lebensgefühl und Selbstverständnis israelische Homosexueller grundlegend veränderten.

Wer mich liebt, nimmt den Flug – Vergebliches warten auf dem...

Berlin (Weltexpress) - „Menschen kommen, Menschen gehen. Nie geschieht etwas.“ So beklagte es ein Filmcharakter, der stets in einer Lobby saß, schon lange vor Begründung der Berlinale in einem Film. Die gleiche Beobachtung hätte auch eine der Figuren in Angela Schanelecs „Orly“ machen können. Anders als der gealterte Kriegsveteran in „Grand Hotel“, der vergeblich auf irgendeine Abwechslung wartet, sitzen Schalenacs Protagonisten nicht in der Wartehalle eines Hotels, sondern eines Flughafens. Der Flughafen ist das moderne Pendant zu den klassischen filmischen Stätten der Begegnung. In den USA war es einst die Autobahnraststätte, in Europa der Bahnhof oder das Hotelvoyer. Endpunkt oder Anfang einer Reise und somit unterschwellig eines neuen Lebensabschnitts, Schnittpunkt unterschiedlichster Lebensläufe und Schicksale. Wo sonst lassen sich freudige Wiedersehen, zufälliges Aufeinandertreffen und schmerzvolle Abschiede so ideal in Szene setzen? Technischer Fortschritt und Billigflieger hinterlassen nun auch auf der Leinwand ihre Spuren. Auf die Bahn ist sowieso kein Verlass mehr. Wer ankommen will, der fliegt.

Und keiner weint mir nach – Babak Najafis Kinderfilm erzählt über...

Berlin (Weltexpress) - „Kaum zu glauben, dass du schon fünfzehn bist.“, sagt Sebbes Mutter. „Ja,“, lächelt der Junge: “Fühlt sich großartige an.“ Vielleicht ist es die bitterste Szene in Babka Najafis Porträt einer bitteren Jugend. Großartig ist nichts am tristen Dasein, welches „Sebbe“ in einer verwahrlosten Wohnung mit seiner nervlich überlasteten Mutter führt. Das zurückgenommene Drama des gebürtigen Iraners Najafi über den Alltag des jungen „Sebbe“ in einer dänischen Kleinstadt ist einer der eindringlichsten Film im Programm der Berlinale Generations.

Odysee im Weltraum – Koji Masunari und Masashi Ishihama sagen „Welcome...

Berlin (Weltexpress) - „Wo ist die nächste Spielstätte?“ Was die kleine Natsuki fragt möchte man selber gerne wissen, nachdem man „Welcome to the Space Show“ gesehen hat. Filmfestivals sind schon etwas Tolles, doch die wundervolle „Space Show“, zu der Regisseur Koji Masunaris und der Zeichner Masashi Ishihama bei Berlinale Generations einladen, stellt jedes Kinoprogramm in den Schatten. Um in die intergalaktische Unterhaltungsshow zu sehen, welche die japanischen Trickfilmkünstler in ihrem Animé „Welcome to the Space Show“ vorführen, muss man nur dem weißen Kaninchen folgen.

Allein in vier Wänden – Die Gebrüder Paz inszenieren eine tragisch-komischen...

Berlin (Weltexpress) - Der ganze Berlinale-Stress war einfach zu viel. Ich glaube, ich leide an „Phobidilia“. Nicht unter negativen Nachwirkungen des gleichnamigen Films des israelischen Regie-Duos Doran und Yoav Paz, sondern unter dem so bezeichneten Zustand, welcher den Titelcharakter befällt. Nachdem ich das Spielfilmdebüt der Paz-Brüder im Panorama der Berlinale gesehen habe, weiß ich, dass ich nicht allein bin und wie meine Geisteshaltung - wir ziehen diese Bezeichnung dem leicht pathologisch klingenden Begriff 'Zustand' vor – heißt. „Phobidilia“ ist ein ernsthaften Sozialdrama, welches einige fälschlicherweise für eine Satire halten. Offenbar ist denen nicht klar, wie real und weit verbreitet die im Film inszenierten Symptome sind. Genau wie der junge Mann (Ofer Schechter) im Zentrum der Handlung hatte ich einen Nervenzusammenbruch an einem öffentlichen Ort. Allerdings nicht aufgrund endlosen Feierns, sondern Überarbeitung. Der Hauptcharakter, der sich später Wainblum nennt, verlässt daraufhin seine Wohnung nicht mehr. Vier Jahre lebt er so in der Gesellschaft von Bildschirmgestalten wie Seifenoper-Charakteren, Videohelden und Internetbekanntschaften. Bis äußere Umstände seine hermetisch abgeriegelte Existenz bedrohen.

Zusammen ist man weniger allein – Gemeinsam einsam sind die jungen...

Berlin (Weltexpress) - „Parade“ ist ein verstörender Film. Isao Yukisadas Film schleicht sich im Gewand einer Komödie heran, dem eines jener lustigen Ensemblefilme über eine Gruppe zusammengewürfelter junger Leute, die ihren Weg im Leben finden. Die ein gemeinsames Erlebnis einander näher bringt. Die vereint eine riskante Situation bewältigen. Keine Angst, all das ist „Parade“. Es wäre ungerecht, Yukisadas Verfilmung des 2002 erschienen Romans Shuichi Yoshidas den Rang einer Komödie abzusprechen, so scharf funkelt sein Sarkasmus, so amüsant sind dessen originelle Charaktere. Sind sie nicht sympathisch, wie sie sich in ihrem beengten Drei-Raum-Apartment in Tokio arrangieren? Der Gesundheitsfanatiker Naoki, der allmorgentlich noch vor Sonnenaufgang drauflos joggt, die arbeitslose Schauspielerin Kotomi, immer auf Abruf für ihren inzwischen berühmten Schauspieler-Freund, der verplante Sushi-Kellner Ryosuke und die abgebrühte Zeichnerin Mirai. Ganz normale junge Menschen – oder?

Japan, mon amour? – Die Geschichte von „Yuki & Nina“ in...

Berlin (Weltexpress) - Selten findet man sie, diese besonderen, unscheinbaren Filme, die einfach schön sind. „Yuki und Nina“ ist eines dieser Kleinode. In berührenden Bildern erzählen der japanische Regisseur Nobuhiro Suwa und sein französischer Kollege Hippolyte Girardot von einer Kinderfreundschaft die durch Distanz auf die Probe gestellt wird und Distanz zu überwinden lernt. Um ein großes Ereignis geht es und dennoch geschieht nicht zu viel in diesem sanften Kinderfilm über die Freundinnen „Yuki & Nina“.

Meine liebe Herren Gesangsverein – Crayton Robey sucht „The Boys in...

Berlin (Weltexpress) – Wer sind „The Boys in the Band?“ Die Frage stellt Dokumentarfilmer Crayton Robey zu Anfang seines geistreichen Spurensuche „Making the Boys“. Es ist Christopher Street Day und keiner der Feiernden scheint „The Boys in the Band“ mit etwas zu verbinden. Nur einer überlegt skeptisch. Von so einem Film habe er mal gehört, ihn aber nie gesehen. Positive Assoziationen weckt der Film nicht – sofern sich überhaupt jemand an ihn erinnert. Unbekanntheit – vielleicht das traurigste Schicksal für ein einstiges Skandalwerk wie „The Boys in the Band“. Wer mitreden wollte, musste es gesehen haben. „Es gab dem Publikum jemanden, den sie guten Gewissens verachten konnten.“, sagt Edward Albee. „A Perverse Interest“ attestierte ihm einst Variety mehrdeutig. Carson Kressley aus der TV-Show „Queer eye for the Straight Guy“ bringt den damaligen Reiz des Stückes auf den Punkt:“Es war das erste mal, dass man offen schwule Charaktere auftreten sah.“

Eine flog über das Kuckucksnest – Porträt einer Psychose: Gamma Bak...

Berlin (Weltexpress) - Porträt einer Psychose: Gamma Bak setzt sich im Berlinale Forum mit ihrem „Schnupfen im Kopf“ auseinander.

Im Krebsgang – Der Krabbenkutter war ihr Schicksal: Sabus sozialpolitische Groteske...

Berlin (Weltexpress) - Düsterkeit, Rauch, Enge. Dazwischen Männer, die sich abquälen und gequält werden, von grausamen Gestalten, die sie mit Knüppeln antreiben. Halb Dantesches Inferno, halb Chaplinesker Fließband-Betrieb aus „Modern Times“ ist die Szenerie des Berlinale-Beitrags „Kanikosen“. Kein Wunder, dass die Charaktere sich in der Hölle wähnen. Der japanische Regie-Individualist Sabu verfilmte Takiji Kobajashis gleichnamigen Roman von 1929 als modernen Kommentar auf Unterdrückung, Obrigkeitsgehorsam und Ausbeutung. Die literarische Vorlage gilt in Japan als Klassiker der sogenannten proletarischen Literatur, ein Markstein der Arbeiterbewegung. Sabu nähert sich der Geschichte über geknechtete Arbeiter eines Konservenfabrikschiffs mit der nötigen Respektlosigkeit.

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