Freitag, 18. Oktober 2024
Schlagworte Drama

Schlagwort: Drama

Weißer Fleck – Marie Miyayamas sensible Familiengeschichte “Der rote Punkt”

Berlin (Weltexpress) - Ganz unaufgeregt und sanft verläuft diese Personendrama, das eigentlich kein wirkliches Drama ist. In ihrem Spielfilmdebüt “Der rote Punkt” schrieb und inszenierte Marie Miyayama die Geschichte einer Erlösung. Es ist ein unscheinbares Drama, doch ein wahrhaftiges, über eine innere Befreiung. Die junge Japanerin Aki (Yuki Inomata) reist in einen kleinen deutschen Ort, auf der Spur ihrer Eltern die während des Familienurlaubs dort einst verunglückten. Nur ein roter Punkt ist von den Eltern geblieben. Er markiert eine Stelle auf einer Landkarte Süddeutschlands. Hier erlitt die Familie Akis einen Autounfall, den nur sie als kleines Mädchen überlebte. Zu dem Flecken Land auf der Karte bricht Aki auf. Doch nicht sie muss sich von innerer Last befreien. Sie zeigt den anderen erst, dass nur ein Abschluss mit dem Vergangenen Ruhe bringt.

Ich ist eine andere – Sylvana Krappatsch ist “Die Besucherin”

Berlin (Weltexpress) - Dass sie nicht “sie”, die fremd Frau ist, erkennt Agnes erst, als sie deren Totenschein liest. Durch Zufall ist sie in die Wohnung der Unbekannten getreten, in deren Leben. Die andere ist abwesend und Agnes nimmt ihren Platz ein. Bis eines Tages ein fremder Mann neben ihr liegt. Er weiß, dass sie nicht die ist, die er suchte. Doch beide sind nicht willens, das Spiel zu beenden. In einem vielschichtigen Drama porträtiert die neunundzwanzigjährige Drehbuchautorin und Kurzfilmregisseurin Lola Randl “Die Besucherin” als Frau am Rande des psychischen Abgrunds. Wie nah sie diesem ist, begreift die von Sylvana Krappatsch Gespielte erst, nachdem sie den Halt fast verloren hat.

Rätsel ohne Lösung – Atom Egoyan verliert sich im Handlungskonstrukt von...

Berlin (Weltexpress) - Eine Geigenspielerin an einem See zu elegischer Musik. Seine vertraute inszenatorische Eleganz, wie sie die Eingangsszene zeigt, ist das Einzige, mit dem Kanadas künstlerisch renommiertester Regisseur Atom Egoyan in seinem neuen Werk überzeugt. Als faszinierende These über ein fiktionales biografisches Moment beginnt “Simons Geheimnis”. Doch die zwischen Jugenddrama, Vergangenheitsbewältigung und Familiengeschichte pendelnde Erzählung verliert sich im verwirrenden Beziehungsgeflecht seiner Figuren. Wie in Egoyans bekanntestem Werk geht es um ein “Süßes Jenseits”, welches der Hauptcharakter konstruiert.

Gespenster – Monika Treut vermengt japanische Geistersage und modernes Liebesdrama zu...

Berlin (Weltexpress) - “Vielleicht existiere ich nur in der Vorstellung einer andern Person.” Der Satz ist eine versteckte Warnung an die junge Künstlerin Sophie, dass sie an einer Grenze wandert, emotionaler und spiritueller Natur. Monika Treues mystisch angehauchtes Drama “Ghosted” ist angefüllt mit solch mehr oder minder subtilen Verweisen auf die Geheimnisse der Protagonisten. Von diesen Geheimnissen bleiben den Filmcharakteren nur Ahnungen. Viel klüger wird auch der Zuschauer aus der schleppenden Handlung nicht. Eine leise Geschichte der inneren Dramen will “Ghosted” erzählen. Asiatischer Spiritualismus und westliche Romanze inspirieren Monika Treuts Studie über Todesnähe und Verarbeiten von Verlusten. Der Stilbruch eines unaufgeregten Melodrams, einer zärtlichen Geistergeschichte, eines leichtlebigen Films über den Abschied verliert sich jedoch im Abwegigen. Zuviel spukte der Autorin bei “Ghosted” im Kopf herum, wie den Protagonisten die Geister der Vergangenheit.

Nicht nur sauber, sondern rein – Makaber und menschlich ist Christine...

Berlin (Weltexpress) - Leichen pflastern ihren Weg. Fast jedenfalls. Wenn Rose und Norah zu Werk schreiten, sind die Toten gerade abtransportiert. Um ihre finanziellen Probleme zu bewältigen, eröffnen die Schwestern ein Reinigungsunternehmen der besonderen Art. Sie säubern Tatorte. Amy Adams und Emily Blunt machen Christine Jeffes Tragikkomödie zum unaufdringlichen Vergnügen. Außer Blut müssen die zwei weiblichen Hauptfiguren in “Sunshine Cleaning” mit allerlei anderen menschlichen Überbleibseln fertig werden. Mit verdrängter Trauer, alltäglichen Sorgen und ihrer eigenen Vergangenheit beginnen die beiden langsam aufzuräumen.

Wechselbäder – Kunstvoll und markig: „Der Prozess“ und „Die Räuber“ beim...

Berlin (WELTEXPRESS) - Von Einheitlichkeit oder gar Einförmigkeit kann in der deutschsprachigen Theaterlandschaft offenbar keine Rede sein. In den für das tt 09 ausgewählten Inszenierungen sind so völlig unterschiedliche Auffassungen von Regie, Darstellung und Ausstattung erkennbar, dass es leicht möglich ist, von einer Produktion hellauf begeistert und, durch den Besuch der nächsten, völlig desillusioniert zu sein. Bezüglich der Publikumsreaktionen lässt sich feststellen, dass die so uneinheitlich sind wie die Theaterangebote. Angebot und Nachfrage scheinen sich durchaus zu entsprechen.

Mein Leben und ich – Interessanter Auftakt zur Konventionalität: Jean Beckers...

Berlin (WELTEXPRESS) - Seine hübsche Frau, die reizenden Kinder, den soliden Beruf - eines Tages kann Antoine Meliot (Albert Dupontel) es nicht mehr aushalten. Er kündigt seinen Arbeitsplatz und seiner fassungslosen Frau Cecile (Marie-Jose Croze) die Ehe. Das alles an seinem Geburtstag. Den Kindern sagt er die Wahrheit, wie er ihre Geschenke empfindet, die Freunde trifft es auf einer misslungenen Überraschungsfeier noch schlimmer. Wie die französische Version von “Falling Down” beginnt Regisseur und Drehbuchautor Jean Becker sein Drama “Tage und Stunden”. Ein wohlhabender Mann führt eine perfekte Existenz, die in ihrer makellosen Spießbürgerlichkeit zum Goldenen Käfig geworden ist. Ihr will er nicht wie in dem US-Thriller in einem Amoklauf entrinnen, sondern auf viel spannendere, authentische Weise: durch schonungslose Ehrlichkeit. Nachdem er den Freunden, seiner Gattin und den Betriebskollegen deren Selbsttäuschung und Konventionalität enthüllt hat, setzt er sich ins Auto und fährt ans Meer. Zu seinem alten Vater, um mit ihm zu angeln. Wäre “Tage und Stunden” hier zu Ende, hätte Becker eine lakonische Filmperle geschaffen, einen wahrhaftigen, desillusionierten Hauptcharakter, dem man seine Bitterkeit verzeiht. Doch Film und Protagonist vollführen eine Kehrtwendung: Schnulzigkeit statt Sarkasmus, Larmoyanz statt Pikanterie. Nur aus Güte war Meliot gemein, den er muss sterben und wollte, dass niemand ihn vermisst. All die Gemeinheiten vergibt man Regisseur Jean Becker und seiner Hauptfigur, diesen dramaturgischen Umschwung jedoch nicht.

Berlin Babylon – “Kopf oder Zahl” bietet reißerische Dramatik in...

Berlin (Weltexpress) - “Mein Sohn soll sterben!”, heißt es hochdramatisch gleich zum Auftakt. Mit den schlimmsten Mängeln von “Kopf oder Zahl” wird man hier sogleich konfrontiert: Traudl Haas’ überdramatisierende Hintergrundstimme und unsägliche Sensationsgier. Benjamin Eichler und Timo Joh. Mayer sind hauptverantwortlich für das Kriminaldrama. Statt in einem ernsthaften Kinofilm wähnt man sich in einem überlangen Musikvideo von Agro Berlin: krasse Typen, geile Nutten, korrupte Bullen und Heroin. Böse, böser, Berlin , dachten sich die vermutlich in Sindelfingen aufgewachsenen Drehbuchautoren. Die Hauptstadt imaginierten sie als Sumpf des Verbrechens. Als unglaubwürdiger Spießbürgeralbtram kommt der Ensemblefilm “Kopf oder Zahl” nun in die Kinos.

Traurig aufgelegt – “Cadillac Records” mit Adrien Brody scheitert an der...

Berlin (Weltexpress) - Wie kann man mit sechs Biografien aufwarten, ohne von einer etwas zu erzählen? Ganz einfach, beweist “Cadillac Records”. Ursprünglich sollte “Cadillac Records” von Phil und Leonard Chess handeln. Darnell Martin packt stattdessen die Biografien der ganz Großen des Plattenlabels zusammen und will gleichzeitig die Geschichte des Blues erzählen. Statt etwas von einer Person, erfährt man nichts von vielen. Muddy Waters (Jeffery Wright), Little Walter (Columbus Short), Howlin` Wolf (Eamonn Walker), Etta James (Beyonce Knowles), Chuck Berry (Mos Def) und Plattenproduzent Leonard Chess (Adrien Brody) stehlen sich gegenseitig das Rampenlicht. Blues, das ist die zu Musik gewordene Schönheit des Traurigen, doch davon spürt man nichts. “Cadillac Rekords” ist weder schön noch tragisch, nur traurig belanglos.

Der schöne Schein – „So glücklich war ich noch nie“ fühlen...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Ein Schauspielerfilm. Nicht nur, weil er durchgängig prominent besetzt ist, sondern auch, weil es um Hochstapeln geht, wo einer nur besteht, wenn sein Hochstapeln menschlich überzeugend wirkt, ja er sich selber in der fremden Haut so zu Hause fühlt, daß er selber glaubt, diese Person, die er darstellt, zu sein. So geht es Frank (Devid Striesow). Er gefällt sich in der Rolle dessen, der in einer teuren Boutique Kleidungsstücke anprobiert, weil ihm das gefällt: mehr Schein als Sein. Als er dann eine junge Frau (Nadja Uhl) einen Mantel anprobieren sieht, wo ihn die junge Frau mehr interessiert als der Mantel, nimmt er diesen zum Anknüpfungsanlaß, drängt sich ihr über das Angebot, ihr diesen Mantel zu kaufen, auf, was sie rundherum ablehnt und geht. Das ist eine sehr feinsinnige Szene, die sich erst voll erschließt, wenn man später erfährt, daß sie eigentlich die Käufliche von beiden ist, denn sie ist Prostituierte.

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