Mittwoch, 25. Dezember 2024
Schlagworte Bücher

Schlagwort: bücher

Vom Nutzen der Biographien anderer für das eigene Leben – Serie:...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Schon so lange wollen wir Catherine Fried „Über kurz oder lang. Erinnerungen an Erich Fried“ aus dem Wagenbach Verlag besprechen. Das ist ein kleines rotes Leinenbändchen mit einer umwerfenden Fotografie auf dem Titel. Das steht sie, die robuste und resolute Catherine und hat den kleinen Ehemann Erich Fried neben sich, der ihr, obwohl eine Treppenstufe höher stehend, gerade mal an den Mund reicht. So ein Bild vergißt man nie wieder, vor allem sie im langen schwarzen talarähnlichen Mantel und Siebenmeilenstiefeln und er locker mit Tasche in der Hand und verkrumpelter Hose und einem T-Shirt, das auch schon bessere Tage gesehen hat. Und dieses Foto drückt genau aus, was im Text zur Sprache kommt und was sich mit unseren eigenen Erinnerungen an Erich Fried verbindet, eine große Zärtlichkeit für diesen selbstsüchtigen Riesen – metaphorisch gesprochen - , der es fertigbrachte, daß alle nach seiner Pfeife tanzten, der aber seinerseits ein mitleidender und den Worten Flügel verleihender Dichter aus Wien war und blieb. Ein sehr schönes anrührendes Buch.

Gärten zwischen Lust und Last – Serie: Die letzten Ratschläge für...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Reginald Arells „Pinnegars Garten“, erschienen bei Heinrich&Hahn, ist so ungefähr das Gegenteil von schwergewichtigen Romane und nur in einem Vergleich mit sehr guten Romanen gleich: auch hier wird leichtfüßig erzählt. Allerdings von Gärten und von ihnen Besessenen. Klar, daß das in England spielt, auf einem Herrensitz, wo tatsächlich durch seine Pflanzenkenntnis der ehemalige Gehilfe Pinnegar zum Obergärtner aufsteigt und ein legendärer „Old Harbaceous“ wird. Ein unterhaltsames Lesevergnügen und lernen tut man auch was dabei. Nicht nur über Gärten.

Dinge geregelt kriegen: Ratgeber für und gegen alles! – Serie: Die...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Seit ihrem spektakulären literarischen Auftritt und der Erringung des Ingeborg-Bachmann-Preises 2006 in Klagenfurt, schreibt Kathrin Passig, hier zusammen mit Sascha Lobo, so Zwischendurchbücher, die Ausfluß ihrer Zentralen Intelligenz Agentur sind, sagen wir einfach mal, weil auf intelligente Weise Alltagsprobleme einen höheren Schliff erhalten, dadurch aber auch aus der Welt zu schaffen sind. „Dinge geregelt kriegen, ohne einen Funken Selbstdisziplin“ aus dem Rowohlt Verlag Berlin, ist so ein Buch, daß Position bezieht, daß zu frühes Handeln fast immer verderblich ist, liegen lassen dagegen die Probleme oft von selbst erledigt. Wir haben manche Passagen Freunden vorgelesen oder auch kopiert – Entschuldigung -, weil gar zu treffend unser bürokratisches Bewußtsein herausgekitzelt wurde und einem gelassenen Sein gegenübergestellt wird. Also ein witziger Ratgeber, der, wen man ihn ganz ernst nimmt, bedeutet, dieses Buch zwar vielleicht zu kaufen, aber keinesfalls zu lesen, denn es gibt immer viel Sinnvolleres und Lustvolleres zu tun, wenn man gleichzeitig sein schlechtes Gewissen beerdigt.

Sprache I: wie lernen Deutsche wieder Deutsch? Und wie bewahren und...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Schon deprimierend, wenn man rückblickend bedenkt, daß in den Jahren der Wiederannäherung der beiden Deutschlands, der durch den Zusammenbruch der Sowjetunion endgültigen weltweiten Übernahme des „american way of life“, auch für Rußland also, und damit einhergehend eine Übermacht der amerikanischen Sprache sich ausbreitete und auch in dem größer und wirtschaftlich interessanter gewordenen Deutschland für so einige das non plus ultra wurde, entweder zum ’Denglisch` verballhornt oder gleich als englische Worte in deutschen Sätzen verwandt, schon deprimierend also, wenn man in diesen Jahren sich in Deutschland mit der „Rechtschreibreform“ beschäftigt hatte, die alle wichtigen sprachlichen und sprachkritischen Kräfte band, die erstens keine Reform brachte, die zweitens nicht anerkannt wurde, die drittens halb- und dreiviertelweise zurückgenommen, schließlich alle unfähig machte, sich noch rechtschreibsicher zu fühlen, weil der Bezugspunkt „alte“ oder „neue“ Rechtschreibung stets dazu gesetzt werden mußte. Ein Trauerspiel.

Die Schande Chinas – Ehemaliger chinesischer Pen-Präsident und Bürgerrechtler Chinas Liu...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Und wir gehörten als Weltexpress noch zu denen, die vor und nach der Buchmesse in Artikeln forderten, daß dem monatelang inhaftierten jetzt 54 Jahre alte Literat Liu Xiaobo endlich eine Anklage zukomme, damit er in einem Prozeß darstellen könne, daß er nichts anderes getan hat, als seine Meinung zu sagen und zwar öffentlich. Das hat nun in einem flugs zu Weihnachten inszenierten Prozeß – um diese Zeit ist die westliche Welt mit Weihnachten und Neujahr absolut beschäftigt – direkt zum Urteil von elf Jahren Haft geführt. Es zeigt sich zudem, daß es reine Taktik der Chinesen war, bis zur Buchmesse überhaupt nichts zu tun, um die potentiellen Kritiker abzulenken. Schauen wir uns also genau an, was das Gericht urteilt und wie die internationale Welt darauf reagiert.

Literarische Zechtour – Mit Joyce, Beckett und Swift durch Dublin

Berlin (Weltexpress) - Irland ist ein Land, dass politisch zuletzt eher negative Schlagzeilen machte. Als eines der Länder, die von den EU-Subventionen am meisten profitierten blockierte es im vergangenen Sommer den EU-Reformvertrag. Der gewisse Pragmatismus, der hinter dieser Entscheidung stand, macht sich auch auf der kulturellen Ebene bemerkbar: Um weder auf ihr Guinnes, noch auf die hohen literarischen Künste des Landes verzichten zu müssen, veranstalten die Iren "literarische Zechtouren". Schauspieler führen die Trinklustigen von Kneipe zu Kneipe.

Die Qual der Wahl: die Romane verschenken, die man selber gerne...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Ein weites Feld, hätte der gute alte Theodor Fontane gesagt, der sowohl wirklich ein sehr guter Schriftsteller ist und das ’alt` als Gütezeichen trägt. Weniger bekannt als seine Romane ist seine gesellschaftliche Durchsicht, der eine herrliche Sprüchesammlung zu verdanken ist, wie: Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf. Aber er war auch für das Direkte und deshalb legen wir gleich los. „Die Piefke-Saga“ von Felix Mitterer aus dem Haymon Verlag ist gar kein richtiger Roman, dafür ein gesalzenes Drehbuch, wo man sich viele Wendungen und Gedankenblitze, die eigentlich aus dieser Fernsehserie stammen, genüßlich in Ruhe über die Zunge gehen lassen kann. Wenn es von dieser 1991 erschienen gebundenen Ausgabe nun ein Taschenbuch gibt, das als Untertitel „Komödie einer vergeblichen Zuneigung“ trägt, ist das ein Hinweis auf den fortlaufenden Kultcharakter dieser fernsehtauglichen Handlungsstränge von Berlin über Wien bis ins Tirolerische. Mittenrein.

Ein spannendes Erlebnis für Kinder und Erwachsene ist „Der Taucher“ von...

Warschau (Weltexpress) - Vor knapp 20 Jahren fand ich Zeit für die – mühselige – Originallektüre des taiwan-chinesischen Cartoonisten und Comiczeichners, Cí i Zhí¬zhōng (auf Deutsch u.a.: Lehrsprüche des Laotse). Dieser erweckte – mit seinen Cartoon-Stories – chinesische Klassiker wieder zum Leben. Mehr noch, er machte sie zu Beststellern. Ich fragte mich damals, wann würde es auch bei uns soweit sein und jemand nähme sich unserer Klassik auf diese Art und Weise an. Die Jahre vergingen.

Der Neue auf Platz 1 heißt David Peace mit „Tokio im...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Nun ja, wir können es verschmerzen, daß „Der Brenner und der liebe Gott“ von Wolf Haas nun beim dritten Mal auf den 2. Platz gerutscht ist und nächstes Mal ausgeschieden ist. Denn wir wissen, seit Brenner mit dem lieben Gott persönlich zu tun hat, wird es schon weitergehen mit ihm und auch eine achte Fortsetzung beim Verlag Hoffmann und Campe erscheinen! Obwohl uns das schon interessiert, warum eine Jury, die im Vormonat die Plätze festlegte, sich dann neu entscheidet. Wir stellen uns das so vor, daß diese Krimis beim letzten Mal noch nicht von allen gelesen waren und deshalb jetzt eine neue Wertung erhielten, denn eigentlich hält man ja seine eigenen Favorisierungen bei. Diese Frage ist bei David Peace besonders angebracht, denn er ist das dritte Mal nun plaziert, fing aber auf Platz 7 an. Nun also David Peace mit „Tokio im Jahr Null“ auf Platz 1, verlegt von Liebeskind. Wenn auch hier die literarische Qualität so gelobt wird, in der unter den miesesten Bedingungen eines verlorenen Krieges nun auch noch ein Frauenschänder gesucht wird, dann ist das schon etwas Besonderes, denn das ist kein Thema, das leichtfüßig daherkommt, sondern Sprache vermittelt hier, die traurigsten Realitäten lesbar zu gestalten und damit auch immer verstehbar, wenngleich nicht verzeihbar zu machen.

Hinter verschlossenen Türen – Andrea Maria Schenkel spricht mit Lida Bach...

Berlin (Weltexpress) - „Ich bin noch im Auto. Ich war in München, die Schwester abholen. Das hat jetzt länger gedauert, als ich gedacht habe“. Den Termindruck hört man Andrea Maria Schenkel an. 2006 gelang der 47-jährigen mit ihrem Kriminalroman „Tannöd“ eines der erfolgreichsten literarischen Debüts der letzten Jahre. „Tannöd“ spürt dem bis heute ungeklärten „Mordfall Hinterkaifeck“ nach. Eine gesamte Familie wurde auf einem Einödhof erschlagen. Die Aussagen der Dorfbewohner fügen sich zum Bild gemeinschaftlichen Schweigens und vorgeführter Biederkeit. Inzwischen hat die gelernte Postangestellte und dreifache Mutter zwei weitere Kriminalromane veröffentlicht. Im im Jahr 2007 kurz nach „Tannöd“ erschienenen „Kalteis“ geht es Schenkel um einen Frauenmörder und dessen Opfer. Während „Kalteis“ ebenfalls auf einem historischen Kriminalfall basiert, ist ihr 2009 erschienener Roman „Bunker“ Schenkels erstes rein fiktionales Werk. Die Veröffentlichung von „Tannöd“ lag Schenkel am Herzen, sie hätte es notfalls im Selbstverlag getan. Nun verfilmte die schweizerische Regisseurin Bettina Oberli den Heimatkrimi für die große Leinwand.

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