Freitag, 25. Oktober 2024
Schlagworte Bockenheimer Depot

Schlagwort: Bockenheimer Depot

„Familienbande“ mit einem Beigeschmack von Wahrheit – Benjamin Brittens „Owen Wingrave“...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Nach der atemlosen Beklemmung, in den der perfekt inszenierte und berührend gesungene zweite Akt dieser als Fernsehoper konzipierten Kammeroper die Zuhörer und Schauer im Bockenheimer Depot versetzte, brandete riesiger Beifall auf. Beim ersten Zeigen vor dem Vorhang. Beim zweiten Mal allerdings war laut und deutlich auch ein-zwei-drei Buhs zu hören. Nun finden wir das immer gut, wenn Zuschauer sich Luft machen, sei es durch „Bravo, Brava“ oder eben Mißfallensäußerungen. Letztere kann man meistens einordnen, in Gegner von Regietheater, oder gegen das Rampensingen, oder sonstwas. Aber diesmal ließen uns die ’Buhs` ratlos. Denn selten kann man eine so geschlossene, stringente und überzeugende, noch dazu werkgetreue Inszenierung sehen, wie diesen zweiten Akt, der das Drama zu Ende führt, das begann, als der Sproß einer 300jährigen Offiziersdynastie Owen Wingrave „Nein“ sagt zu seiner vorgesehenen militärischen Karriere und mit seiner Kriegsdienstverweigerung den Familienkrieg auslöst – und ihn verliert. Als Toter. Also gehen die Buhs auf die Rechnung des Komponisten, entschieden wir, aber toten Komponisten wird in der Regel kein Buh beschert?

Sieben auf einem Seil. Ein herrlicher ephemer Augenblick – Der Tigerpalast...

Frankfurt am Main (Weltexpress) - Atemberaubend. Die Zeit steht still und das eigene Herz pocht, denn die sieben Akteure, die sich aneinandergeschmiegt an den Händen haltend über das meterhohe Seil bewegen, widersprechen aller Lebenserfahrung unseres Körpers. Das kann einfach nicht gut gehen. Erst recht nicht, als die Schlangenseiltänzer auf dem Seil nun vom einen Seil auf ein anderes – schräg gespanntes – treten. Aber wir haben Ausnahmekünstler vor uns, die auch ihr potentielles Scheitern und Abstürzen, bei der Höhe müßte man allerdings eher von Herunterfallen sprechen, in ihr Spiel miteingebaut haben, so daß man den Abend über immer wieder rätselt: spielen sie mit uns, diese Seiltänzer, oder nur mit sich. Denn daß sie für uns auf dem Seil nicht nur gehen, sondern tanzen und vor allem spielen, das steht außer Frage und das sollen sie auch. Noch nie allerdings hat das Wörtchen „Seiltanz“ eine solche Berechtigung wie hier, denn nicht allein die hohe Körperkunst und extreme Seilattraktionen werden geboten – die auch –, sondern die Seile sind wie eine breite Bühne, auf der die Geschichte eines Seiltänzern vor unseren Augen barfuß, auf Spitzen- und auf Stöckelschuhen vorgetanzt wird.

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