Schlagworte Biedermeier
Schlagwort: Biedermeier
Silberbesteck & Tafelsilber – Warum Totgesagte einfach aus Erfahrung doch immer...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Im Weltexpress war soeben über die Ausstellung „Manieren. Geschichten von Anstand und Sitte aus sieben Jahrhunderten“ im Focke-Museum in Bremen zu lesen. Dabei kam dem Besteck eine wichtige Funktion zu. Tatsächlich begann der Siegeszug des Bestecks in Europa erst im 18. Jahrhundert, schon um 1900 aber war es ein fast lebenswichtiges Detail der reichen Stände geworden. War’s das schon? – wohl kaum, denn abgesehen von seiner nostalgischen Note eignet sich Tafelsilber wie kaum ein anderer Alltagsgegenstand als hervorragendes Distinktionsmerkmal, wie geschehen.
Wo der Mops zum Mohammed wird – Serie: „Malerei des Biedermeier...
Wien (Weltexpress) - Nicht schlecht, sich vor dem Betrachten der Ausstellung die Zeitleiste noch einmal anzusehen, in der seit 1813, der Völkerschlacht bei Leipzig, die Napoleons Herrschaft über Mitteleuropa beendete, die wichtigsten Daten aufgelistete sind, zu denen der Wiener Kongreß mit seinen Bespitzelungs- und Einschüchterungsversuchen nicht wenig beitrug, ein Biedermeier zu schaffen, in dem man sein Heil auf Erden in den eigenen Wohnstuben suchte, statt draußen auf den Straßen sich zu versammeln oder sogar noch dort Politik zu machen. Dazu paßte es gut, daß harmlose und harmonische Bildinhalte Favoriten waren, wie Landschaften und Stilleben und auch die Porträts, die in besonderer Weise die Spanne des Zeitalters aufzeigen, das zwischen nüchternem, ja unnachsichtigem Realismus einerseits und zuckriger Idealisierung von Mensch und Tier lag.
Wie der Mensch sich und seine Umwelt inszeniert – Serie: „Malerei...
Wien (Weltexpress) - Johann Baptist Reiter sticht heraus mit „Selbstbildnis vor Staffelei mit Model“ von 1845. Da war der Maler 32 Jahre. Selbstbewußt steht er vor der Staffelei, ein wirklicher Profi, halb schaut er uns, die den Malprozeß Beobachtenden mißtrauisch-mißmutig an, halb hat er das eine Auge zugekniffen, um mit dem anderen die junge Dame mit den Schläfenlöckchen noch genauer fixieren zu können, denn man schließt ein Auge, um mit dem anderen besser sehen zu können. Selbstverständlich sind jedoch nicht wir gemeint, die er anblickt, sondern der Spiegel, in dem er sich und sein Modell genau beobachten muß, will er ihre Seitenansicht und seine das Modell betrachtende Miene adäquat auf die Leinwand bringen. Das Bild sticht heraus, weil es den Malprozeß selbst thematisiert und auf das Wesentliche in sehr flächiger Malerei konzentriert ist. Auch in den Farben, der grüne Hintergrund links, das rote Kleid rechts und der braunsamtene Malerkittel. Entscheidendes Detail bleibt jedoch das fixierende Malerauge, dem alles, das eigene Aussehen und wie man bei anderen ankommt, untergeordnet ist. Eine sehr realistische und ungeschönte Darstellung, die nichts Kleinteiliges hat und auch durch seine nicht glänzende, ja geradezu italienisch freskohafte Oberfläche von dem ein Bild zuschließenden Firnis der anderen Gemälde abweicht.
Frankfurt feiert mit Heinrich Hoffmanns Geburtstagswochenende auch das bürgerliche Engagement seiner...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Dieses Wochenende am 13. und 14. Juni soll auch etwas zurechtrücken, was allen, die sich seit Monaten mit dem Schöpfer des Struwwelpeter beschäftigen, immer deutlicher wird: wie sehr der Mensch Heinrich Hoffmann hinter seinen weltberühmten Kinderfiguren selbst in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main vergessen wurde. Dabei hatte dieser im besten Sinne schlitzohrige und aufrechte, sich in alle öffentlichen belange einmischende Arzt und Vereinsmeier dieses Schicksal schon vorausgeahnt. „Aber in aller Bescheidenheit muß ich schon gleich vornherein gestehen, daß der unvernichtbare Struwwelpeter”¦eine bedeutsamere Rolle spielte als alle meine beruflichen und anderweitigen Leistungen. Im Leben werden oft Nebendinge zu Hauptmomenten.“, schreibt er in seinen ’Lebenserinnerungen um 1890. Zu seiner 50jährigen Doktorfeier hält eine Zeichnung fest: „Papa, wir gratulieren Dir!“. Man sieht einen würdigen älteren Herrn, die Bein übereinandergeschlagen am linken Bildrand und vor ihm Figuren aus seinen Bildwerken, hauptsächlich aus dem Struwwelpeter, aber ach, alle männlich und wieder einmal ist das beliebte Paulinchen, einziges Mädchen im Struwwelpeter, nicht dabei. Auch Heinrich Hoffmann war ein Kind seiner Zeit, allerdings ein besonders aufgeklärtes und mutiges und vielseitiges dazu.
„Salut“ für die neue Dauerausstellung im Struwwelpeter Museum, Sektion I –...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - „Frankfurt stickt voller Merkwürdigkeiten“ wußte schon der Altfrankfurter Johann Wolfgang Goethe, den man hier – wie auch an der Universität in Bockenheim noch steht – als Bürgerlichen hoch hielt und weder das ihm verliehene „von“ benutzte, noch den „Herrn Geheimrat“ im Titel führte. Das ändert sich derzeit gewaltig, wo alle möglichen politischen Amtsinhaber mit den erworbenen oder geschenkten Doktoren- und Professorentiteln hausieren gehen. Neufrankfurterisch ist so was, so wie neureich immer ein Prädikat war für diejenigen, die protzig etwas zur Schau stellen müssen, und wir sind sicher, den Heinrich Hoffmann, den bürgerlichen Dr. Heinrich Hoffmann hätte es vor diesem Neufrankfurterisch gegraut und er hätte flugs einen „Professor Doktor Struwwelpeter“ geschrieben.
Struwwelpeters Geschwister im Biedermeier im Holzhausenschlößchen – Serie zum Zweihundertsten Geburtstag:...
Frankfurt am Main (Weltexpress) - Das ist ein schöner Einfall, die exquisite feine Ausstellung von Kinderbüchern der Biedermeierzeit im wunderschönen Holzhausenschlößchen, ein Wasserschloß, das die Frankfurter Bürgerstiftung seit nunmehr 20 Jahren bespielen darf, unter dem Titel der „Geschwister“ laufen zu lassen. Allerdings so sieht es der Betrachter sogleich, das ist wie mit den Stiefgeschwistern aus der ersten Ehe des Vaters, die mindestens 30 Jahre älter sind, aber – und das ist der zweite Blick – die trotz anderer Mutter in den Gesichtszügen eine deutliche Ähnlichkeit haben. Haben Sie unser Bild verstanden? Die dort gezeigten Bücher sind im geistigen moralischen Gehalt, Impetus müßte man sogar sagen, so ziemlich just das Gegenteil von Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“, aber seine Bilder, die Zeichnung seiner Figuren, und auch die kindlichen Untaten, die hat er zu großen Teilen ganz eindeutig bekannten Vorlagen entnommen.