Schlagworte Berlinale Wettbewerb
Schlagwort: Berlinale Wettbewerb
Honig zieht Bären an: Der türkische Film „BAL“ gewinnt den Goldenen...
Berlin (Weltexpress) - Großer Auftritt, mittelgroße Spannung und ein allgemeines Kopfnicken zum Goldenen Bären für den türkischen Spielfilm „Bal“, der keinem wehtut und in einer Welt der Hektik und des Konsums das Schicksal eines Sechsjährigen namens Yusuf hoch oben in den Wäldern sehr einfühlsam und poetisch in seiner Traurigkeit darstellt, wie in unserer Besprechung im Weltexpress angegeben. Für Regisseur Semih Kaplanoglu ist dieser Film der Abschluß einer Trilogie. Er nahm den höchstem Preis der Berliner Festspiele vom Jury-Präsidenten Werner Herzog und Festivalchef Dieter Kosslick gerührt entgegen. Anschließend erläuterte er der Presse, daß er auch den Preis der ökumenischen Jury erhalten habe, auf den er sehr stolz sei, weil es ihnen zeige, daß man auf dem richtigen Weg und in der richtigen Richtung filmisch arbeite.Den Silbernen Bären erhielt Roman Polanski für „Ghostwriter“, der, wie inzwischen jeder weiß, nicht nach Berlin zur Vorstellung seines Films kommen konnte, weil ihn elektronische Fußfesseln an die Schweiz binden. Seine Produzenten werden den Bären übergeben, den Polanski zu zwei bisherigen Bären hinzufügen wird, wie er voller Freude telefonisch mitteilte.
Der Gute Mensch von Tokio – Berlinale Wettbewerb: Yoji Yamada widmet...
Berlin (Weltexpress) - Das ist ein langsames, schön gefilmtes Werk des japanische Regisseur Yoji Yamada, der für sein Gesamtwerk die Berlinale Kamera erhält, die außerhalb der Bären verliehen wird. Einst hatte diesen Preis auch Kon Ichikawa erhalten, dessen Film ’Ototo’ nun Yamada neu auflegt, aber wirklich in neuer Version. „Otouto“ heißt im Deutschen der ’kleine Bruder’ und an ihm vollzieht sich die Darstellung eines Familienlebens, in dem die ältere Schwester Ginko (Sayuri Yoshinaga) die Hauptrolle spielt. Sie ist der gute Mensch von Tokio und eine solche Schwester, Frau, Mutter, Tante, Freundin wünscht sich jeder! Darin liegt gleichzeitig die doch leichte Fragwürdigkeit dieser so sympathischen Rolle.
Das befreite Selbst – Berlinale Wettbewerb: Benoit Delepine und Gustave Kervern...
Berlin (Weltexpress) - „Und wo ist Isabelle Adjani?“, war die naheliegende Frage auf der Pressekonferenz, auf die die beiden Regisseure unisono die Antwort gaben: „Isabelle? Wie im Film ist sie ein Geist. Der gute Geist unseres Films und vielleicht ist sie unter uns. Sie steht hinter Ihnen und schaut Ihnen über die Schulter.“ Abgesehen davon, daß der halbe Saal sich umdrehte, zeigt der Unterhaltungswert dieser Aussagen, welche geistvollen Lachnummern da abgingen und zwar kontinuierlich eine gute halbe Stunde lang, so daß eindeutig gesagt werden kann: Der Film „Mammuth“ ist schon gut, aber die beiden Regisseure mit ihrem Hauptdarsteller Gerard Depardieu zu erleben, ist noch besser.“
Schwacher Kerl muß in Serie morden – Berlinale Wettbewerb: Michael Winterbottom...
Berlin (Weltexpress) - „Was wollen Sie mit diesem Film sagen, was wir nicht schon hunderte Male gesehen haben?“, war die erste Kritikerfrage nach der Vorführung von „The Killer inside me“, einer Verfilmung des 1952 erschienenen Thrillers „Der Mörder in mir“ vom Pulp-Kult-Autor Jim Thompson (1906-1977), ein Krimi von der harten Sorte, der 1976 schon einmal verfilmt wurde. Die Frage war nicht unberechtigt und Winterbottom redete sich raus, in dem er schlicht sagte, er habe diese Worte, diese Situationen des Buches einfach in Bilder umsetzen wollen, in schrecklich blutige, qualvoll anzusehende Gewaltorgien, die sich immer gegen Frauen, noch dazu ausgesprochen schöne richten, die buchstäblich abgeschlachtet werden. Ab und zu muß auch ein Mann daran glauben, aber die werden erschossen und nicht persönlich durch Lou Ford (Cadey Affleck) durch Gewalt der Fäuste hingerichtet.
Vatertochter und Mater Dolorosa – Berlinale Wettbewerb: Penille Fischer Christensen kümmert...
Berlin (Weltexpress) - Ja, sie hat es nicht leicht, diese Tochter Ditte (Lene Maria Christensen), die laut der Aussage ihrer Mutter die einzige Frau ist, die Rikard Rheinwalds (Jesper Christensen) je respektierte. Er liebt seine Tochter, sie ihn auch. So ist das manchmal mit Vätern und Töchtern und es ist eine Liebesbeziehung fürs Leben. Die gibt viel und kostet viel. Spielt der Tod mit hinein, dann wird es deshalb so existentiell, weil es stimmt, was die Tochter vor dem Tod über den Vater sagt: „Ich kann ohne ihn nicht leben.“ Denn sie war von ihm nicht abgenabelt. Der erste und einzige Konflikt zwischen ihnen, und der ist nun gleich wiederum existentiell, ist seine Forderung, daß angesichts seines drohenden Todes die Tochter, die Kunstgeschichte studierte und eine Galerie führt, die Großbäckerei Rheinwalds übernehmen soll, einen bekannten Traditionsbetrieb, der schon die dänische Königsfamilie belieferte. Das Beste, was man über ihre Ablehnung, dies zu tun und damit den Vater in dem Bewußtsein sterben zu lassen, daß die jahrhundertealte Arbeit der Rheinwalds zu Ende ist, wäre, daß dies ihre Abkoppelung von der symbiotischen Beziehung zum Vater wäre.
Mitten im Leben – Berlinale Wettbewerb: Jasmila Zbanic ,Gewinnerin des Goldenen...
Berlin (Weltexpress) - Eine komplexe, sehr überzeugende filmische Arbeit, die zeigt, wie sehr das Kino ein Abbild gesellschaftlicher Wirklichkeit sein kann, wahr, spannend, traurig und froh auf einmal. Regisseurin Jasmila Zbanic, die auch das Drehbuch schrieb, hatte mit ihrem Erstling „Grbavica“ auf Anhieb 2007 den Goldenen Bären gewonnen. Nun legt sie erneut einen Film vor, der auf die Veränderungen ihrer Heimat Bosnien in Sarajewo und Umgebung reagiert. Es handelt sich um ein junges, durchaus gutsituiertes Paar, das sich liebt, das spürt man den ganzen Film über. Es ist eine junge unbeschwerte Liebe, die nichts hat von den gängigen Küchen- und Schlafzimmerszenen nebst neurotischen Beziehungskrisen, aber auch nichts von dem stummen Nebeneinanderleben anderer Filmehen. Sie ist Stewardeß und er wird gerade wegen seiner Alkoholprobleme im Dienst gefeuert. Beide wollen ein Kind, das von alleine nicht kommt, weshalb sie eine künstliche Befruchtung in Gang setzen.
Tobias Moretti wird zu Ferdinand Marian – Berlinale Wettbewerb: Oskar Roehler...
Berlin (Weltexpress) - Die Zeiten ändern sich. Heute kennen die Kinder die Hollywoodstars mitsamt ihren Liebhabern oder Ehemännern, Anfang der Fünfziger Jahren gab es in dem abgepackten Keksverschnitt für 10 Pfennige kleine Drucke der bekannten Filmstars, die fast alle aus dem Dritten Reich überlebt hatten, die man in Alben einkleben konnte. So auch der rassig aussehende österreichische Schauspiele Ferdinand Marian, Ferdl genannt, der nach dem Kriege zwar Berufsverbot erhalten hatte, aber im Gedächtnis der Leute haften geblieben war, denn mit seiner Darstellung des Jud Süß in dem gleichnamigen Film, - den Veit Harlan im Auftrage Goebbels, der diesen Auftrag von Hitler erhalten hatte, - war wie beabsichtigt der deutsche (nationalsozialistische) internationale Film konstituiert. Hitler hatte damit an die Traditionen der Stummfilmzeit anknüpfen wollen und diesen Film zu Propagandazwecken nutzen wollen.
Mütterlein fein – Berlinale Wettbewerb: Natalia Smirnoff legt mit „Rompecabezas“ filmische...
Berlin (Weltexpress) - Das eine kann man jetzt schon sagen. Diese Berlinale wird durch zwei Häufungen in die Geschichte der Berlinalen eingehen. Das eine sind die Filmsujets mit den ach so armen Männern, die im Gefängnis schmachten, woran meistens die Mütter schuld sind – nicht konkret, aber grundsätzlich. Das andere ist die Tatsache, daß weit mehr als eine junge Regisseurin hier den alten Hasen zeigt, wie man das macht, einen Film so zu erzählen, daß auf der Leinwand Charaktere erscheinen, die man noch nicht kannte, die Dinge machen, von denen man auch nicht wußte, daß sie in solcher Ruhe und mit solcher Leidenschaft durchgezogen werden können. Die 1972 in Buenos Aires geborene Regisseurin Natalia Smirnoff bringt mit ihrem Film genau das: Die emsige Hausfrau, liebevolle Mutter und brave Ehefrau Maria Del Carmen erhält zum 50. Geburtstag von der Familie ein Puzzle geschenkt. Gleich beginnt sie zu puzzeln, hört quasi nicht mehr auf, erfüllt trotzdem ihre Familienpflichten und gewinnt im Nu die nationalen Meisterschaften in Argentinien. Nur nach Deutschland, dem Ort der Weltmeisterschaft will sie dann nicht.
Zerstörte Blütenträume – Berlinale Wettbewerb: Lisa Cholodenko verführt mit „THE KIDS...
Berlin (Weltexpress) - Die angesprochenen Blütentraume beziehen sich darauf, daß hier die amerikanische Regisseurin einen tollen Stoff – zwei lesbische Frauen in Lebensgemeinschaft, von denen die eine mit Samenspende zwei Kinder zur Familie beisteuerte, die andere finanziell die Familie erhält – munter und mit Witz und Verve erzählt und den Mut hat, die Kinder den Samenspender suchen zu lassen, mit ihm Kontakt aufnehmen und eine neue Form des Familienlebens kreiert, weil dieser, dem die Ergebnisse seiner Samenspende richtig gefallen, die eingefahrene Familienstrukturen so richtig aufmischt und sich eine Liebesbeziehung zwischen ihm und der Mutter seiner gespendeten Kinder ergibt. Auch dies völlig glaubwürdig. Ein schönes und ein aufklärerisches Kinoerlebnis, werden doch Außenseiter der Gesellschaft hier zu selbstverständlichen Akteuren. Und dann zerstört die Regisseurin ihre eigene Geschichte, indem sie einen Schluß herbeiführt, in dem die Ursprungsfamilie sich rein und heilig des Störenfriedes entledigt, mit dem die Kinder nicht mehr reden und den die Frauen aus dem Haus werfen. Obwohl gerade dieser weder besitzergreifend noch zerstörerisch, sondern geradezu integrativ und warmherzig allen Familienmitgliedern gegenüber auftrat. Damit ist das reaktionäre Familienbild, mit dem Amerika seit den 50er Jahren die Welt überzieht, wiederhergestellt: die heilige Familie.
Der muslimische Aschermittwoch – Berlinale Wettbewerb: Burhan Qurbani kommt mit seinem...
Berlin (Weltexpress) - Mit einem filmischen Erstling als Regisseur direkt auf die Berlinale zu gelangen, das sei zuvor nur Roland Emmerich gelungen, hieß es anläßlich der Pressekonferenz nach der Filmvorführung. Der Film selbst, dessen Titel als erste Säule des Islam dem Koran entnommen „Glaubensbekenntnis“ heißt, ist ein Episodenfilm, in dem am Anfang die handelnden Personen an ihrer Arbeitsstelle, der Großmarkthalle, vorgestellt werden, wobei von drei Muslimen anschließend deren Geschichten ausführlicher erzählt werden, die immer wieder in Gemeinsamkeiten münden, entweder, daß sich die handelnden Protagonisten im gefilmten Leben treffen oder indem in eine Geschichte die zeitlichen Parallelexistenzen kurz eingeblendet werden. Um was es geht? Um das Leben in Deutschland im Zeichen des Islam.