Der erste Super Bowl wurde am 15. Januar 1967 in Los Angeles ausgespielt. Die Green Bay Packers schlugen die Kansas City Chiefs mit 35:10. Die Packers scheiterten in diesem Jahr nur knapp, verloren das entscheidende Spiel gegen Seattle erst in der Verlängerung. Es war ein Spiel, das lange im Gedächtnis bleiben wird. Schafften es doch die Seeadler von der Westküste, in 44 Sekunden 15 Punkte zu erzielen und ein Spiel zudrehen, in dem sie nie geführt hatten und sich zunächst in die Verlängerung retten mussten. In Green Bay, Wisconsin rätselt man wahrscheinlich bis heute, wie dieses Spiel verloren gehen konnte. Die Dosis an Spektakel war an diesem Tag aufgebraucht. In der zweiten Begegnung hatten die Indianapolis Colts im Stadion der New England Patriots gegen die Hausherren keine Chance und verloren mit 7:45. Der Sieg der Pats, wie die Mannschaft in Kurzform genannt wird, hatte einen unangenehmen Nachgeschmack. Es sollen nicht normgerecht aufgepumpte Bälle verwendetet worden sein, wenn die Pats das Angriffsrecht hatten.
In den 2 Wochen Vorbereitungs- und Wartezeit auf das große Finale erfolgt mediales Dauerfeuer. Jede noch so unbedeutende, kleine Geschichte wird als „breaking news“ mit höchster Dringlichkeitsstufe verkauft. Der Super Bowl gilt als das größte Einzelsportereignis der Welt. In den USA werden 250 Millionen vor den Fernsehern sitzen. Nur etwa 20% der Amerikaner bringen dem Super Bowl kein Interesse entgegen. Außerhalb der USA werden in 175 Ländern, auf allen Kontinenten Live-Bilder zu sehen sein. In Glendale werden bereits einige Tage vorher eine große Anzahl von Korrespondenten erwartet. Kein billiges Unterfangen, die NFL selbst bietet Hotelzimmer für 270 Dollar pro Tag an. Wer wenige Tage vorher eine Eintrittskarte erwerben will, muss tief in die Tasche greifen. Am Montag vor dem Super Bowl Wochenende kostete die billigste Karte 3.715 Dollar, auch für einen Ticketpreis von 14.203 Dollar wäre noch der Eintritt möglich.
Das Duell zwischen der Westküste (Seattle) und Ostküste (Boston/Patriots) wird nach deutscher Zeit bereits am Montag, 30 Minuten nach Mitternacht starten. Es ist nicht davon auszugehen, dass es eine ähnlich einseitige Angelegenheit wie im letzten Jahr werden wird. Die Denver Broncos verloren das Endspiel gegen Seattle mit 8:43 in East Rutherford vor den Toren New Yorks. Bereits zur Halbzeit stand es 22:0 für das Team von Cheftrainer Pete Carroll.
Wer kassiert die fünfte Saisonniederlage oder wer schickt wen in die Wüste? Auf Grund der geographischen Lage des Endspielortes haben die amerikanischen Medien das Spiel zum „Duel in the Desert“, Kampf in der Wüste erklärt. Die fünfte Saisonniederlage wäre die bitterste, aber einen wird es treffen. Wenn die Spieluhr abgelaufen ist, wird der Verlierer schnell das Feld räumen. Bis es soweit ist, darf fleißig im Kaffeesatz gelesen werden. In der Vorbereitung müssen beide Trainer auf aktuelle Eindrücke verzichten, das letzte direkte Aufeinandertreffen liegt eine Weile zurück. Es war am 14. Oktober 2012, der 6. Spieltag der regulären Saison, da lieferten sich beide ein spannendes Match. Das bessere Ende hatten die gastgebenden Seattle Seahawks für sich und gewannen knapp mit 24:23. Das entscheidende Personal ist seitdem an Bord geblieben. Die Chef-Trainer hießen damals schon Bill Belichick und Pete Carroll. Die Laufspielzüge der Seahawks liefen bereits damals über Marshawn Lynch. Keiner erlief in den Play-offs soviel Raumgewinn wie der gebürtige Kalifornier. Er spielt die Saison seines Lebens, es ist in einigen Spielsituationen unglaublich anzusehen, wie er durch die gegnerische Verteidigung marschiert. Verständlich, dass Seattle fast doppelt soviel Raumgewinn durch Laufspielzüge erzielt hat als der Finalgegner. Das wird eine der entschiedenen Fragen sein, ob Verteidigung der Patriots das Laufspiel unterbinden kann.
Das Team aus Seattle stellte auch in dieser Saison wieder die beste Verteidigung von allen 32 gestarteten Teams. Sie gestattete den gegnerischen Teams insgesamt nur 254 Punkte, im Durchschnitt knapp 16 pro Spiel, hier zum Vergleich die Pats, da waren es 313 Gegenpunkte, was einen Durchschnitt von über 19 Punkte pro Spiel ausmachte. Patriots-Spielmacher Tom Brady wird sich zusammen mit seiner Angriffsabteilung einiges einfallen lassen müssen, um die nötigen Punkte für den Sieg zu holen. Er wird bevorzugt werfen, auf Julian Edelman, Brandon LaFell und Danny Amendola. Damit er das im Spiel halbwegs in Ruhe tun kann, muss ein Spieler aus Deutschland wieder einen guten Job machen. Sebastian Vollmer hat seine zweite Chance, sich einen Siegerring zu holen. Er hat keine Lust darauf, wie 2012, als Verlierer vom Platz zu gehen. Er wäre auch der erste Deutsche, der einen Super Bowl gewinnt. Der 2,03 m große und 145 kg schwere Vollmer hat im Spiel die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass kein generischer Spieler zu Tom Brady durchbrechen kann. Der Spielmacher sollte mindestens 4 Sekunden Zeit bekommen für einen erfolgreichen Wurf. Dafür trainiert Vollmer bis zu 12 Stunden am Tag. Eine harte Arbeit, er musste sich einen natürlichen Muskelpanzer antrainieren, um die Verteidiger weg blocken zu können. Eine Schwerstarbeit, bei der Verletzungen nicht auszuschließen sind. „Nach jedem Spiel hast du ein Gefühl, wie nach einem Autounfall“, so Vollmer in einem Interview. Seine Arbeit genießt hohe Wertschätzung, sein aktuell laufender Vertrag ist mit 27 Millionen US-Dollar dotiert. Durch Passspielzüge holten die Patriots 4.121 Yards an Raumgewinn, zum Vergleich, bei den Seahawks waren es 3.250 Yards. Im Angriff wird also die Frage zu entscheiden sein, Seattles Läufe oder New Englands Pässe, heißt im Umkehrschluss welche Verteidigung ist erfolgreicher, New Englands gegen das Laufspiel oder Seattles, gegen die geworfenen Bälle. Ein gute Indikator ist ein Blick auf die Wettquoten und die sind ausgeglichen, es gibt keinen klaren Favoriten. Egal, auf welches Team Geld gesetzt wird, die Quoten liegen im Durchschnitt bei 1,9. Wie es ausgegangen ist wissen wir am Montagmorgen, so gegen 4 Uhr, bis dahin werden die Nachrichtenticker fleißig weiter Informationen verbreiten.