Es ist im Leben unmöglich, allen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Wichtig ist jedoch, wie man mit Rückschlägen umgeht und welche Konsequenzen die getroffenen Entscheidungen haben. Auch die griechische Tourismus-Branche ist natürlich unmittelbar von der Finanz- und Staatskrise zwischen Ägäis und Akropolis betroffen.
Allein im Mai sei die Zahl der Griechenland-Urlauber um 6,4% gesunken, sagte Dr. Jorgo Chatzimarkakis bedauernd, der Umsatz sogar um 12%. Dafür verantwortlich machte der EU-Abgeordnete die partiell verzerrt dargestellte griechische Wirklichkeit in den Medien, die mit Übertreibungen, Verallgemeinerungen, veralteten Archivbildern von Demonstranten und schlicht falschen Behauptungen dem Griechenlandbild in Deutschland geschadet hätten. Das sei deshalb verheerend für den griechischen Tourismus, weil Deutschland mit großem Abstand der wichtigste Quellmarkt des griechischen Tourismus ist. Und das nicht erst seit König Otto Rehakles die Griechen 2004 sensationell zum Fußball-Europameister machte.
Dr. Ilias Galanos wies darauf hin, dass die Krise für den Urlauber auch Vorteile habe: Preisnachlässe von bis zu 20% seien aktuell für den Verbraucher zu erreichen, natürlich bei gleicher hoher Urlaubsqualität. Wichtig waren ihm auch einige Richtigstellungen über die Wirklichkeit in Griechenland in den Zeiten der Finanzkrise. Er betonte ausdrücklich, dass Griechenland
– ein vergleichsweise sicheres Urlaubsland mit niedriger Kriminalitätsrate ist
– die Mehrheit der Griechen hinter der Regierung stehen und deshalb
– die Demos in einem sehr begrenzten Raum innerhalb Athens stattfinden
– die Gesamtanzahl griechischer Demonstrationen unter EU-Durchschnitt liegen
Tatsächlich will auch dem kritischen Betrachter nicht einleuchten, warum die Bevölkerung einer westlichen, pluralistischen Demokratie, wegen der Fehler ihrer politischen Führung ausgerechnet jetzt auf Grundrechte wie Streik und Versammlungsfreiheit verzichten sollen. Anderswo wird schließlich auch gestreikt und das ist auch gut so in einer Demokratie. Ein berechtigter Kritikpunkt der zuhörenden Journalisten, waren hingegen die hohen Rüstungsausgaben der Griechen, die sie sich vor allem in Abgrenzung zum ewigen Kontrahenten Türkei leisten. Sicher auch ein Punkt, den die griechische Regierung angesichts der Gesamtlage schnellstmöglichst überdenken wird, der aber einen Griechenland-Urlaub in keiner Weise weniger attraktiv machen sollte.
Entscheidend für die nahe Zukunft des griechischen Fremdenverkehrs ist vielmehr, dass der Kunde das hohe Potential eines Griechenland-Urlaubs erkennt. Denn Griechenland ist viel mehr als eine Kette von Bettenburgen mit Strandzugang. Genau das Gegenteil ist hier zu finden: durch die extreme Kleinteiligkeit der griechischen Inseln ist Urlaub auf sehr individueller Ebene möglich.
Besuche der bedeutenden historischen Stätten lassen sich beliebig mit Baden oder Sport verbinden. Die Strategie der Hellenen ist hierbei, den Fokus auf den hohen Variabilitätsgrad möglicher Urlaubskombinationen zu legen. Der Schlüssel zum Erfolg soll in einem attraktiven Mix aus guter Qualität (value for money) und hochwertigen Angeboten während des Aufenthaltes bestehen.
Dafür ist man auch bereit, den Werbe-Etat für Touristik von derzeit 14 Millionen € (zum Vergleich: die Türkei setzt 90 Millionen € ein) zu erhöhen. „Das wird natürlich wieder Aufsehen erregen“, weiß Ilias Galanos schon jetzt, “wenn wir Investitionen in die Zukunft tätigen, stehen wir aktuell in der Kritik. Wenn wir aber gar nichts tun, werden wir auch kritisiert.“ Ein Teufelskreis wie es scheint: Einerseits ist striktes Sparen das Gebot der Stunde, andererseits sollte man den letzten effizienten Bereich der Wirtschaft nicht auch noch das letzte Wasser abgraben.
Tatsächlich lässt sich konstatieren, dass Griechenland in seine Tourismusangebote trotz und wegen der Krise unbedingt investieren muss. Fast 20% des BIP wird durch Tourismus erwirtschaftet, 800 000 Arbeitsplätze sind in Griechenland direkt von ausländischen Besuchern abhängig.
„Wenn uns der Fremdenverkehr jetzt auch noch einbricht, dann ist der Staatsbankrott nicht zu vermeiden“, merkt Herr Galanos am Ende nachdenklich an. Angesichts der vielfältigen Schönheit Griechenlands hoffentlich ein Orakel, das sich nicht bewahrheiten wird.