Still und dramatisch schrill zugleich – Serie: „Hans Holbein d. Ä.: Die Graue Passion in ihrer Zeit“ als Landesausstellung in der Staatsgalerie Stuttgart (Teil 2/2)

Hans Holbein d.Ä. (um 1465 – 1524),

Frankfurt am Main (Weltexpress) – Es sind Typen, die wir sehen, aber sie haben nicht mehr ihre Charaktermasken, sind also im Übergang von der Spätgotik zur Renaissance, aber haben gleichzeitig noch nicht deren Individualität. Eine spannende Geschichte. Wenn nun im großen Saal der Ausstellung gegenüber als erstes diese 12 Tafeln hängen, so hängen die 6 grauen auf der linken Seite. Hätte man den Altar ursprünglich geöffnet, links aufgeklappt und rechts, hätte man die weiteren sechs ehemaligen Innentafeln gesehen, allerdings weit auseinander. Auch wenn man von Flügelaltären keine Ahnung hätte, erhielt man sie hier. Denn die neuen sechs Tafeln, die durch die Zersägung der Tafel nun nicht mehr Rückseite sind, sondern ebenfalls Vorderseite, führen – diesmal in einem eleganten Beigeton mit etwas Ocker, Grün, was dennoch nach Grisaille aussieht – uns an der Erzählung eindeutig vor, daß wir nicht mehr von links nach rechts die Geschichte lesen dürfen, sondern streng untereinander erst links, dann rechts schauen müssen. Dann sieht jeder, daß das Hauptstück fehlt, daß also die Kreuzigung ausgespart ist und es auf der rechten Seite weitergeht mit der Kreuzabnahme, der Grablegung und der Auferstehung.

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