Der mächtige Sultan Sharaman (Ronald Pickup) herrscht dort „mit Weisheit und Güte“. Mord, Folter und das Köpfen von Kindern, die seinem Gefolge vor die Pferde laufen, schließt das natürlich nicht aus. Letztes droht dem Waisenjungen Dastan. Doch der Sultan ist von Dastans gutem Charakter, der in Disney-Filmen bekanntlich sofort erkennbar ist, eingenommen und krönt dessen Haupt, statt es rollen zu lassen. Als Erwachsener ist Dastan (Jake Gyllenhaal) „Prince of Persia“ und zieht mit seinen Stiefbrüdern Garsiv (Toby Kebbell) und Tus (Richard Coyle) dem gütigen Vorbild ihres Vaters folgend in den Krieg. Angestachelt von ihrem Onkel Nizam (Sir Ben Kingsley) erobern die Brüder die heilige Stadt Alamut. Da sie keine Ahnung von Kinderfilmklischees haben, wissen sie nicht, dass finster blickende Onkel immer böse sind, und Nizam es auf einen magischen Dolch abgesehen hat. Die von Alamuts Prinzessin Tamina (Gemma Arterton) gehütete Zauberwaffe wird zu Dastans letzter Hoffnung, als der Sultan ermordet und ihm das Verbrechen angehängt wird. Gemeinsam mit Tamina muss er verhindern, dass der Dolch in Nazims Hände gerät und „Der Sand der Zeit“ entfesselt wird.
„Der Sand der Zeit“ verrinnt in Mike Newells Abenteuerfilm in einem einfallslosen Effektreigen, der so aufregend ist, wie das zweistündige Anstarren einer Eieruhr. Dass Ben Kingsley als Filmschurke vom Dienst vor keiner Bosheit zurückschreckt, um die Waffe an sich zu bringen, ist angesichts der tumben Rolle, für die sich der Oscarpreisträger hergibt, verständlich. Bei der Wahl des auf dem gleichnamigen Computerspiel basierenden Drehbuchs bewies Bruckheimer einmal mehr ein Gespür für hirnrissige Dialoge: „Das erste, was wir gelernt haben, ist: Wenn alles scheitert, stecke den Dolch in den Stein!“ Oder den Kopf in den Sand, dachte sich Regisseur Newell, der sich für die Pappmaché-Kulissen und Gummi-Schlangen des fantasielosen Werks derart schämt, dass er die Szenerie wann immer möglich hinter Staubwolken versteckt. „Der Sand der Zeit“ wirbelt nur so über die Leinwand, als wolle Bruckheimer ihn dem Publikum wortwörtlich in die Augen streuen. Vermutlich sieht sich der Produzent in der Tradition eines anderen filmisches Sandstreuers, dessen possierliche Unbedarftheit der des als „Dieb von Bagdad“-Abklatsch über die Leinwand springenden Jake Gyllenhaals nicht unähnlich ist: „Sandmann, lieber Sandmann…“ – Nur Spaß gemacht hat es im Kino nicht. Dafür stellt „Prince of Persia“ das Sandmännchen mit seiner Einschläfer-Quote in den Schatten.
Wer aufgrund der dröhnenden Spezialeffekte während der Kinovorstellung nicht einschläft, reibt sich am Ende des Actionfilms ungläubig die Augen: da wird die gesamte Handlung wieder auf Anfang gedreht. Auch dies eine Art von Wendung, die mit jeder Eieruhr stilsicherer gelänge. Oder droht gar eine Fortsetzung – „Prince of Persia 2: Dust to dust“? Darauf ließe sich nur mit einem Zitat des Sandmännchens antworten: Gute Nacht!
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Titel: Prince of Persia – Der Sand der Zeit
Land/ Jahr: USA 2010
Genre: Abenteuerfilm
Kinostart: 20. Mai 2010
Regie: Mike Newell
Drehbuch: Jordan Mechner, Boaz Yakin, Doug Miro, Carlo Bernard
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton, Sir Ben Kingsley, Alfred Molina, Richard Coyle
Laufzeit: 120 Minuten
Verleih: Disney
Internet: www.prince-of-persia-derfilm.de