Stardirigent und Leinwandheld – Gustavo Dudamel kann man am 6. Dezember in der Berliner Philharmonie, gleichzeitig im Kino, in der Digital Concert Hall und per App auf iPhon, iPad und iPod erleben

Gustavo Dudamel in einer Ankündigung der Berliner Philharmoniker, Screenshot vom 04.12.2013. © WELTEXPRESS

Und da gibt es – wir leben im digitalen Zeitalter – wiederum zwei Möglichkeiten: Wer mit dem Internet vertraut ist, loggt sich ein und sitzt in der Digital Concert Hall (DCH) in der ersten Reihe und doch zu Hause im eigenen bequemen Sessel – und muss aufs Bier nicht bis zur Pause warten. Die Philharmoniker und die Deutsche Bank machen es möglich. Das weltbekannte Orchester mit großer Tradition hat  sich – neben Philharmonie und Kammermusiksaal – mit der DCH ein dritte Spielstätte geschaffen und überträgt dort in jeder Saison rund 40 philharmonische Konzerte live in mehr als 100 Länder. Und den Blauen Schrägstrich im Quadrat selbstverständlich auch. Die technische Qualität der Übertragung entspricht dem künstlerischen Niveau auf dem Podium. Und jeder, der will, kriegt einen Platz. Vorausgesetzt, er hat einen Computer mit DSL-Internetzugang. Die DCH hat inzwischen etwa 330.000 registrierte Kunden auf allen fünf Kontinenten, mehr als 16.000 Musikfreunde haben ein laufendes Abo abgeschlossen. Sie können neben den Live-Konzerten der Berliner Philharmoniker jederzeit auch ältere TV-Aufzeichnungen aus der großen Vergangenheit des Orchesters genießen, weltberühmten Dirigenten von Claudio Abbado bis Lothar Zagrosek begegnen und spannende Dokumentationen wie Rhythm Is It! oder Trip to Asia betrachten. Wer sich jedoch den technischen  Möglichkeiten nicht gewachsen fühlt oder mit einer noch preiswerteren Möglichkeit liebäugelt, bekommt auch die geboten: im Kino.

Die Weltpremiere der Digital Concert Hall im Kino startete am 10. Februar 2010 im  Cinestar am Potsdamer Platz. Mittlerweile sind 34 Häuser in Italien, Irland, Großbritannien, Österreich, der Schweiz und in der Tschechischen Republik mit dabei. Es gibt in 76 deutschen Städten die Gelegenheiten – davon allein fünfmal in Berlin –, ein Konzert auf der Leinwand zu erleben. Empfohlener Ticketpreis: 19 Euro. Die Konzertpausen werden mit einem Blick hinter die Kulissen, Informationen über die Arbeitsweise der DCH, Einführungen in die musikalischen Werke oder Gesprächen der Künstler des Abends mit einem Mitglied der Philharmonikeradäquat genutzt. In der vergangenen Saison wurden mehr als 20.000 Besucher gezählt.  

Star des Konzerts und Leinwandstar am 6. Dezember also Gustavo Dudamel. Der ist bekennender Fan der Digital Concert HalI. In der ersten Übertragung eines seiner Konzerte mit den Berliner Philharmonikern wird er zur Höchstform auflaufen, Orchester und Publikum mitreißen und der eigenen Begeisterung für Musik, Musiker und Musentempel durch Sprünge und eleganten Hüftschwung Ausdruck verleihen, der einem Südamerikaner angeboren scheint. Er soll einmal gesagt haben, dass er das Dirigieren durch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gelernt habe. Und so dirigiere er nun alles, auch professionelle Orchester.

1999 wurde das Ausnahmetalent Dudamel, damals ganze 18 Jahre alt, zum Chefdirigenten des staatlichen venezolanischen Simon-Bolivar-Jugendorchesters ernannt, das in den Jahren 2000, 2002 und 2005 auch in Berlin ethusiastisch gefeiert worden ist.  Hervorgegangen ist das Ensemble aus »El systema« – einem herzerwärmenden Projekt, das es allen (!) Kindern in Venezuela  ermöglicht, kostenlos ein Instrument spielen zu lernen und gemeinsam zu musizieren. Dudamel liebt »Musik mit Symbolcharakter«. Es sei ihm wichtig – sagte er einmal  – zum Beispiel die Energie eines Beethoven und die Sehnsucht nach Frieden und Freiheit in vielen seiner Werke, zunächst auf seine jungen Kollegen, aber letztlich auf jeden Musiker und jeden Zuhörer zu übertragen. 

Am Freitag, dem 6. Dezember, 19.30 Uhr, stehen diese Werke auf dem Programmzettel: Die 4. Sinfonie c-Moll D 417 von Franz Schubert  und  die 4. Sinfonie  B-Dur op 60 von Ludwig van Beethoven. Beide Konzerthälften werden eingeleitet durch Suiten Nr. 1 bzw. Nr. 2 für kleines Orchester von Igor Strawinsky. Hochstimmung und Beifallsstürme seien vorausgesagt.

Übrigens klatschen erfahrungsgemäß nach den Übertragungen auch viele Kinobesucher. Das  bestärkt hoffentlich die Kinobetreiber, weiterzumachen. Über Beifallsbekundungen in den Wohnstuben gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Genau so wenig wie über Erfahrungen von Technikfreaks, die die neuesten Möglichkeiten nutzen wollen und sich eine entsprechende App für iPhon, iPad und iPod zugelegt haben. 

Bleibt nur noch, auf eine allerletzte Möglichkeit hinzuweisen, die Kunstgenuss aus dem »himmlischen Zusammenspiel der Berliner Philharmonikern unter Gustavo Dudamel«  (The Daily Telegraph) verspricht: eine CD. Im September erschienen und noch im Angebot: Liveaufnahmen von Richard Strauss ´ "Also sprach Zarathustra", "Don Juan" und "Till Eulenspiegels lustige Streiche". Eine einmalige Anschaffung – fürs ganze Leben.

Informationen zu technischen Möglichkeiten, teilnehmenden Kinos  und Preisen unter: www.berliner-philharmoniker.de/kino

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