Er selbst ist einer der Alumni, derjenigen also, die selbst an dieser Universität studiert haben, wovon sich inzwischen 30 000 im Alumni-Verein zusammengeschlossen haben. Deshalb liegt für Wilhelm Bender nahe: „In alter Verbundenheit mit meiner Alma Mater und in Respekt vor dem Veränderungsprozeß der Uni sowie ehrenvoller Nachfolge von Hilmar Kopper übernehme ich gerne den Vorsitz.“ Wilhelm Bender ist auch Vorsitzender der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain, was wichtig wird, weil er als einen Schwerpunkt bezeichnet: „Ich möchte aber auch die Vernetzung der führenden Repräsentanten von Stadt und Region weiter vorantreiben.“, womit er an die alte Bürgeruniversität anknüpft, als die sie 1914 gegründet wurde.
Es waren Politiker wie der Oberbürgermeister Franz Adickes, Industrielle wie Wilhelm Merton und vor allem Bürger jüdischer Herkunft, die ihr Vermögen spendeten und tatsächlich die erste Stiftungsuniversität Deutschlands schufen, im Gegensatz zu den Universitäten der Obrigkeit allerorten. Bender: „Ich finde die Bestrebungen der Goethe-Universität, sich als Bürgeruniversität zu profilieren, unbedingt unterstützenswert. Mit erfolgreichen populärwissenschaftlichen Formaten wie den Bürger-Vorlesungen oder der Kinder-Uni aber auch kulturellen Highlights wie den Frankfurter Poetikvorlesungen ist sie der ins seiner Vielfalt unerreichte intellektuelle Nukleus des Rhein-Main-Gebiets!“ Seit 2008 ist diese Uni wieder Stiftungsuniversität und nimmt mit über 50 seit 2000 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren den deutschen Spitzenplatz ein.
Bestes Einvernehmen herrschte bei der Stabsübergabe zwischen den drei Herren, die immer wieder auch auf den vorherigen Unipräsidenten Steinberg zu sprechen kamen, mit dem Hilmar Kopper jahrelang zusammengearbeitet hatte. Gutes Miteinander von Universitätsleitung und dem Uni-Freundeskreis ist auch angesagt, haben beide doch unterschiedliche Aufgaben im gemeinsamen Ziel, der Johann Wolfgang Goethe Universität den internationalen Rang zu geben, der ihr zukommt. So ist es eine der vornehmsten Aufgaben des Fördervereins wichtige Wissenschaftspreise zu verleihen und besondere Veranstaltungen an der Universität durchzuführen. Verbunden mit dem Vorsitz sind in Personalunion zwei weitere Vorsitzendenämter: der Vorsitz der ’Stiftung pro universitate` und der Vorsitz der ’Paul Ehrlich Stiftung`. Letztere verleiht jährlich am 14. März den ’Paul Ehrlich und Ludwig Darmstaedter-Preis` in der Frankfurter Paulskirche und hat eine vorausschauende Personenpolitik betrieben, denn mehrfach erhielten den Preis Forscherpersönlichkeiten aus dem biochemisch-medizinischen Umfeld, die erst danach auch den Nobelpreis erhielten. Aber auch die beliebten und bewährten Poetikvorlesungen, die über Wochen eine literarische Koryphäe an Frankfurt binden und für massenhaften Zulauf aus der ganzen Stadt sorgen, wird von den Freunden finanziell getragen.
Das alles hat es schon vor Hilmar Kopper gegeben, denn die Uni-Freunde, die sich offiziell ’Vereinigung von Freunden und Fördern der Johann Wolfgang Goethe-Universität` (vff) nennen, besteht seit 1918. Koppers Amtszeit sei demnach, so Müller-Esterl, von drei Aspekten geprägt gewesen. „nämlich Konsolidieren, Expandieren und der Öffnung und dem Brückenbau zu den Bürgern von Stadt und Region.“ Denn Kopper schuf innerhalb der Fördervereinigung eine Neuerung, das Kuratorium der Freunde, ins Leben, das heute über 30 Vertreter aus Industrie, Handel und Politik zählt. Zufrieden resümierte er: „Insgesamt konnten während meiner Amtszeit 600 neue Mitglieder für die Freundesvereinigung gewonnen und der Universität 5,2 Millionen Euro zugewendet werden, zuletzt fast 700.000 Euro im Jahr. Zusätzliche 4,2 Millionen Euro wurden als Kapital in der ’Stiftung pro universitate` angesammelt.“ Auch diese ’Stiftung pro universitate’ will an die alte Idee der Frankfurter Bürger von 1914 anknüpfen, ihrer Universität ein Gesicht und eine innere Identität zu geben; die Universität wurde wieder selbstverständlicher Teil der Stadtgesellschaft. „Dies wäre ohne das Wissen und tatkräftige Wirken Hilmar Koppers nicht möglich gewesen“, so Universitätspräsident Müller-Esterl.
So war es auch Kopper, der die Gründung des Alumni-Rates vorgeschlagen hatte, dem heute der Diabetes-Spezialist Prof. Heinz Hänel (sanofi-aventis) vorsitzt und dem Personen des öffentlichen Lebens angehören wie der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU), die ehemalige Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), oder Prinz Asfa-Wossen Asserate. Sicher würde eine Verquickung der Alumnis mit den Förderern noch mehr persönliche Triebkraft und auch noch mehr Gelder akquirieren. Allerdings machten alle drei Redner klar, daß die Gesellschaft der Freunde nicht nur auf Geld aus sei – große Vermögen, die gespendet werden oder Stiftungsprofessuren nehmen sinnvoll den Weg direkt über die Universität -, sondern daß es tatsächlich um das wissenschaftliche Leben in der alten Wissenschaftsstadt und freien Reichsstadt Frankfurt gehe.
Da fühlte sich Wilhelm Bender richtig, der als Student noch Adorno und Carlo Schmid gehört hatte, aber auch Habermas: „Für mich ist es ungemein beeindruckend, wie sich die Goethe-Universität in den letzten zehn Jahren entwickelt hat. Da ist zum Beispiel der Qualitätssprung auf dem wissenschaftlichen Feld, und ich bin überzeugt, daß die Goethe-Universität bald zu den besten deutschen Universitäten zählen wird. Den Standort Frankfurt als Mittelpunkt der dynamischen Wirtschaftsregion Frankfurt-Rhein-Main stärkt sie schon heute nachhaltig: Als einer der führenden europäischen Unternehmensstandorte profitiert dieser Jahr für Jahr von rund 3.000 hervorragend ausgebildeten Absolventen der Goethe-Universität!“
Daß Bender auch weiterhin die größte Universitätsbaustelle Europas vor Augen hat, wird den Macher nicht stören, sondern eher dazu reizen, den mit rund 600 Millionen weitergebauten Campus Westend – hinter dem IG-Hochhaus, dem wunderschönen Poelzig Bau, den dieser Architekt 1928 für die IG-Farben baute – solidarisch zu stützen und den Zusammenhang mit den vier Uni-Standorten in Frankfurt zu halten.