Spielen und nicht quatschen – Trainer Kreis rügt seine Mannheimer Profis nach dem 2:4 in Berlin

Weil sich die Vorrundenersten in der Vergangenheit oftmals in den Play-offs sang- und klanglos verabschieden mussten. Gescheitert an der hohen Erwartungshaltung, gescheitert am übersteigerten Gefühl der eigenen Überlegenheit und gnadenlos ausgekontert von den vermeintlichen Außenseitern…

Als am Freitag alle vier Spitzenteams als Verlierer vom Eis schlichen, mutmaßten Beobachter der Szenerie "Na ja, offensichtlich möchte keiner so recht mit dem fragwürdigen Omen des Vorrundensiegers in die Play-off-K.o.-Runde starten." Doch die Eisbären hängen offensichtlich diesem Aberglauben nicht nach. Sie haben sich am Sonntag nach 0:1- und 1:2-Rückständen aufgerappelt. In einer Begegnung, die sicherlich nicht durchgängig spielerisch höchsten Ansprüchen gerecht wurde. "Aber spannend und dramatisch war es allemal", wie Adler-Trainer Harold Kreis hinterher befand. Und Berlins Nationalverteidiger Frank Hördler meinte: "In diesem Spitzenspiel der Liga waren beide Mannschaften vom ersten Bully an 100 Prozent bei der Sache."

Weil Berlin gegen Mannheim im Laufe der Jahre zu einer Prestigeangelegenheit geworden ist. Beide haben mit je fünf die meisten Titel unter dem Dach der DEL erobert. Beide haben sich in Vorsaison-Umfragen als die Hauptanwärter auf die aktuelle Meisterschaft herauskristallisiert. Mannheim war zwischenzeitlich wie Ingolstadt (jetzt 2.) auch Tabellenprimus, die Eisbären abgerutscht ins Mittelfeld. Und hatte seine beiden Heimspiele gegen die Berliner gewonnen. So heißt es im direkten Vergleich in diesem Spieljahr 2:2, da die Eisbären die erste Kraftprobe in den eigenen vier Wänden 3:2 n.V. für sich buchen konnten.

Die Hauptstädter dürften auch deshalb voll konzentriert bei der Sache gewesen sein, um sich bei den Fans für die kaum erklärbare 1:5-Pleite vom Freitag in Augsburg zu rehabilitieren. Ihre allseits bekannte Konteranfälligkeit dokumentierte sich beim 0:1, als sie in einer 4:3-Überzahl Mannheims Defensivrammbock Denis Reul enteilen ließen. Doch war das diesmal nicht spielentscheidend. Weil eine Stärke der Jackson-Schützlinge bei der Strafenverteilung (8 Minuten gegen den EHC, aber 14 gegen die Adler) eindrucksvoll mit drei Treffern in Überzahl vorgeführt werden konnte. Berlin hat das erfolgreichste Überzahlspiel der 14 DEL-Klubs.

Beim 4:2 haben sich auch die mitunter kritisierten Leistungsträger – Vorwurf, sie würden sich in kritischen Situationen mitunter verstecken – der Berliner von ihrer besten Seite gezeigt: Mit Kapitän Richie Regehr, Topscorer Darin Olver, den wichtigen Play-off-Garanten der Vorsaison Florian Busch und Andre Rankel markierten jene Akteure die Tore, von denen Trainer Don Jackson beispielgebende Impulse erwartet. Auch die Torschuss-Statistik von 35:26 sprach zugunsten der Berliner. Während Mannheims sonst torgefährlichste Puckjäger Christopher Lee und Adam Mitchell bis auf eine Vorlage leer ausgingen.

Trainer Kreis war auf der Pressekonferenz vor allem damit unzufrieden, "dass meine
Mannschaft im zweiten Drittel den Focus verloren und sich über Gegner und Schiedsrichter aufgeregt hat. Die Spieler sollen spielen und sich auf das Wesentliche konzentrieren und nicht quatschen. So haben die Berliner gewonnen." Ein Kreis-Wort zum Sonntag!

Info: Pre-Play- offs (7. bis 10.) starten am 143. Play-offs-Viertelfinals ab 21.3.2012.

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