Berlin, Deutschland (Weltexpress). „Du kannst alles erreichen, was Du willst, weil Du auch ein Stern bist“, so oder so ähnlich erzählt ein Vater seinem Sohn beim nächtlichen Blicken in den Kosmos eine, seine Weisheit und auch, daß er sich nicht darum kümmern solle, „was die Leute sagen. Man muß im Leben so viel träumen wie man nur kann. Die Träume, die Du jetzt hast, darfst Du niemals verraten. Versprochen? Versprochen!“
Der Film „Nachtwald“ von den Regisseuren André Hörmann und Katrin Milhahn beginnt – ein Jahr später in der Schule. Klasse, Klingen, Klassenkameraden und Klassenkeile. Kleinstadtidylle in einem Tal, umgeben von bewaldeten Höhen. Mittelmäßigkeit scheint in diesem Mittelgebirge Trumpf und Mitschwimmen mit und in der Masse, allgemein auch Aftergang genannt oder Idylle. Wie gemalt und mitten in der Schwäbischen Alb also und mit einem „Kleingeist als Bürgermeister“, Kleinbürgern als Nachbarn und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch einem Pfaffen als legale Droge für Dödel zwischen Himmel und Hölle. Das Übliche und Üble.
Herr Dr. Thomas Haller (gespielt von Marc Limpach), Bademantel, kurze Hose, lange Strümpfe und Höhlenforscher. Für andere: ein Freak. Er ist aber einer, der in einem beachtlichen Haus mit Büchertapeten wohnt oder auch nicht. „Papa ist tot“, sagt Mama Sabine (gespielt von Meike Droste) zu Paul.
Muß Sohn Paul die größte unentdeckte Höhle der zerkleinerten Kleindeutschen Lösung ohne Vati finden? Ja, aber nicht alleine. Paul (gespielt von Levi Eisenblätter) und Max (gespielt von Jonas Oeßel) machen sich als ziemlich beste Freunde auf den Weg. „Zusammen hauen sie, mit einem waghalsigen Plan im Gepäck, von Zuhause ab: Sie wollen die sagenumwobene Ursulen-Höhle finden, die irgendwo in den Bergen verborgen liegen soll. Niemand im Dorf glaubt, dass es die Höhle wirklich gibt, obwohl Pauls Vater … jede Menge Hinweise darauf gefunden hat… Allein in den Bergwäldern fühlen sich Paul und Max so frei und unbeschwert wie nie. Doch das Abenteuer wird schnell turbulenter als die Jungs erwartet hatten. Die beiden müssen über sich hinauswachsen, um in der Wildnis zu bestehen. Dieser Sommer wird sie für immer verbinden!“
Beide büchsen aus, besorgen sich Süßen und einem Tankwart Saures, blättern in einem Herrenheft und in einem Buch mit sieben Siegeln. Eine rabenschwarzer Nacht, ein Bach und Teich in taghell, aber der Bauch ist leer. Pilze für die Plauze. Paul und Max werden zu Sammlern. Dazu Lagerfeuerromantik. Wenn das nicht was von Tom Sawyer und Huckleberry Finn in den Bergen hat, was dann?
Die Ausreißer werden längst gesucht, auch mit Hunden. Doch die beiden Buben sehen einen Wolf. Wildnis, aber wahr. An einem Wasserfall steigt nicht nur die Spannung. Auch die Stimmung erreicht Tiefpunkte und Traurigkeit. Nicht nur ein träumender Vater (Alderan und anderes Allerlei) kommt in dem Film vor, sondern auch ein prügelnder. Gut das es Glühwürmer gibt, die schlagen nicht, auch keinen Schaum.
Erst verstecken sich beide vor einem Hubschrauber und dann finden sie eine Höhle, die Höhle, „die sagenumwobene Ursulen-Höhle“. Tusch und Tränen, Blaublicht im Bergwald!
Der handwerklich gut gemachte (Kinder-, Jugend- und Abenteuer-)Film um Freundschaft und en passant um Ausgrenzung, Schikane und Schläge (Gewalt von Erwachsenen gegen Kinder) ist einer in freier Wildbahn (Natur pur) und für die Flimmerkiste, aber auch fürs Träumen und Nachdenken.
Filmographische Angaben
- Titel: Nachtwald – Das Abenteuer beginnt
- Staat: BRD
- Jahr: 2021
- Sprache: Deutsch
- Kategorie: Kinder-/Jugendfilm
- Regie: André Hörmann
- Buch: André Hörmann und Katrin Milhahn
- Kamera: Michael Hammon
- Schnitt/Montage: Vincent Assmann
- Musik: Marian Lux
- Originalton: Frank Schubert
- Darsteller: Levi Eisenblätter (Paul), Jonas Oeßel (Max), Marc Limpach (Vater Thomas) und Meike Droste (Mutter Sabine) u.a.m.
- Produzenten: Daniel Reich und Christoph Holthof
- Länge: 96 Minuten
- Kinostart in der BRD: 24.11.2022
- FSK: 6 Jahre