Inhaberin Lidia Kozlowska habe es sich zur Aufgabe gemacht, ein polnisches Nationalgericht in Berlin zu etablieren, lesen wir online, und so serviert die patente Frau mit ihrer Familie "Pierogi mit vielen verschiedenen Füllungen". „Wir machen das frisch und nach Hausfrauenart in der Küche“, sagt sie im Gastraum, der ihr Wohnzimmer sein könnte. Sessel und Sofas, Stühle und Tische vieler Farben und Formen sind voll mit gemischten Publikum, das sich gemütlicher einrichtet, als gemeinhin in Restaurants üblich. Fiffty-fiffty sei das Verhältnis von Deutschen und Polen, kommentiert Kozlowska, die den zunehmend Interessierten am Nachbarn der Berliner Republik bald Bücher polnischer Autoren, die ins Deutsche übersetzt wurden, in die Regale stellen will. Auf den Tisch stellt sie Piroggen auch "mit saisonalem Kürbis". Köstlich wie Bolle amüsieren kann sich König Kunde auch mit einem Bigos-Teller voll mit Weißkohl, Sauerkraut und viel Fleisch für nur drei Euro.
Essen und Trinken, Lesen und Musizieren sind Passion im Pierogarnia. Jeden Donnerstag ist Jam-Session. Spätestens die Musiker essen dann die letzten Piroggen mit Schweinefleischfüllung auf. Füllungen mit Käse und Kartoffeln, Sauerkraut mit Waldpilzen, Linsen, Spinat und Fetakäser werden mit einem Klecks Schmand in unmittelbarer Umgebung des Gurken- und Möhrentalers aufgetischt. Toll. Toll auch, daß der Teller mit den leckeren Portionen für 4,50 Euro auf den Tisch kommt. Günst ist auch die Tagessuppe. Heute Erbenssuppe. Für zwei Euro ist die richtig gut.
Lustig wird`s im Laufe des Abends, bei dem das Lech vom Faß nur so durch die Kehle rinnt. Frisch gezapft bringen Herr und Frau Kozlowska mit ihren Kindern das frisch Gezapfte in Halbe-Liter-Gläsern. Wir brauchen dafür nur Zweidreißig auf den Tresen legen. Tee im Glas für einen Euro und Kuchen im Glas, unglaublich, für drei Euro. Kuchen im Glas?
Offensichtlich. „Die Sorten wechseln“, sagt Lidia Kozlowska. Das Glas bleibt. Es sind kleine Einweckgläser mit Rundrand. Diese Mehrweggläser von Weck konservieren den Kuchen und der schmeckt nach Montagen, denn montags ist Produktionstag (sonntags ist auch zu, denn dann ist Ruhetag), wie am ersten Tag. „Heute verkaufen wir hier Schokoladebnkuchen und karamellkuchen“, freut sich die Kozlowska und stellt zwei davon auf den Tisch. Doch die 100-Gramm-Rundrandgläser nimmt sie gleich wieder mit. Für andere Gäste.
Vom Kuchenglas zum Gerstensaft. Biere in der Flasche, der halbe Liter für Zweefuffzig, werden angeboten. Tyskie, Zywiec, Warka Strong heißen einige der Flaschenbiere. Im Sortiment der Säfte sind auch süße. Neben Bieren brint die Bedienung Brausen. „In Polen produzierte Säfte und Fruchtsaftgetränke, die Sie sonst nirgends so wie hier genießen können“, lesen wir in der Karte.
„Genießen können `se och Kaffee in guter alter Manier“, versprechen die Kozlowkas. Gesagt, getan.
Das Pierogarnia sei ihr familienbetriebener Beitrag für Kultur im Kiez, für Stadtkultur im Berliner Wedding. An diesem Donnerstag, darf ich schreiben, stimmt das. Polnisch, Deutsch und Musik erfüllen das Pierogarnia. Wenn erst im kommenden Sommer die Fußball-Europameisterschaft steigt, die in der Ukraine und in Polen ausgetragen wird, dann werden weitere Sprachen den Raum erfüllen und der deftige Duft gutgemachter Piroggen in gutgemachter Atmosphäre einer eigenwilliger Einrichtung. Dann wird aus dem musikalisch-kulinarischen Wohnzimmer mit W-Lan eine EM-Eventsitzplatztribüne im Wedding.
Pierogarnia, Turiner Straße 21, 13347 Berlin-Wedding, Nähe U-Bhf Leopoldplatz,Öffnungszeiten: dienstags bis samstags von 13 bis mindestens 21 Uhr, Kontakt: Lidia Kozlowska, telefonisch unter 030- 89 62 69 27, am Besten zwischen 12 und 13 Uhr, per Fax: 030-54 81 07 52 oder per Email: info@pierogarnia.de, Website: www.pierogarnia.de
Mehr über Piroggen unter Website: http://de.wikipedia.org/wiki/Pirogge