Die Männer, tags zuvor beim Vefolgungsrennen mit desaströser Vorstellung am Schießstand (nur 34 Treffer bei 100 Schüssen), vermochten sich alles in allem nicht zu rehabilitieren. Ohne den wegen eines Infekts abgereisten Topathleten Andreas Birnbacher belegten sie beim letzten Biathlon-Weltcup vor den Weltmeisterschaften in Nove Mesto (Tschechien/ 7. bis 17. Februar) nach 4x 7,5 km den 7. Platz. Das schwächste Abschneiden in diesem Winter nach den Rängen 6, 3 und 4. Das Duell der beiden augenblicklich besten Mannschaften wurde erst durch die Schlußläufer Martin Fourcade (Frankreich) versus Dimitri Malischko (Russland) zugunsten der Franzosen entschieden.
Autosuggestion hieß die Devise des Tages beim schwarz-rot-goldenen Frauen-Quartett. Nicht zurückschauen auf vorherige Rennen, auf Patzer am Schießstand oder während des Rennens auf die Gegnerschaft!
Startläuferin Franziska Hildebrand hielt das Team im Rennen (3.). Miriam Gössner, zuvor im Sprint grandios auf die Nase gefallen (62./ nicht qualifiziert für den Verfolger), kompensierte erneut Schießunsicherheiten (4 Fehler) durch überragendes Laufen. So blieben die Schützlinge von Bundestrainer Gerald Hönig, der wohl taktisch die beste Variante in der Aufstellung gefunden hatte, auf Rang drei. Daraus machte die 26-jährige Nadine Horchler in ihrer bislang erfolgreichster Weltcup-Woche durch zehn Treffer ohne Nachlader und couragiertem Laufen Platz eins. Den sicherte die 34-jährige Andrea Henkel auf dem Schlussabschnitt dank ihrer Routine und Nervenstärke gegen die aufstrebende Russin Olga Wiluchina (4 Nachlader).
Zuvor kein Podestplatz in den Einzelrennen, aber dann Staffelsieg?- Wie ist das bei der vermeintlichen Generalprobe einzuordnen? – Hat es ein spezielles Programm zur mentalen Wiederauferstehung nach den Rückschlägen – bis auf Horchler – im Sprint/Verfolger gegeben?
"Ich sehe den Weltcup hier nicht als WM-Generalprobe", sagte Franziska Hildebrand "Und man kann auch wenig daraus für die WM ableiten. Das war die dritte Wettkampf-Woche hintereindander, eine Serie, die natürlich ihre Spuren hinterlassen hat. In drei Wochen kommen alle erholt und gut trainiert zur WM. Und dann kann vieles ganz anders aussehen." Über eine Wiedergutmachung oder einen angestrebten Staffelrang habe man sich vorher nicht unterhalten: "Ich habe mir vorher nicht mal angeschaut, wer auf meiner Runde die Gegnerinnen sein werden."
Die Thüringerin Henkel meinte: "Es ging in der Staffel nicht um eine Rehabilitierung für die im Schnitt nicht guten Einzelresultate. Wir wollten allerdings schon zeigen, dass wir es besser können und dass mit uns in Nove Mesto zu rechnen ist. Aber natürlich gibt Platz Mut und Motivation für die kommenden Trainingstage. Wir sind übrigens im Vorjahr in der letzten Staffel vor der WM 5. geworden und haben dann in Ruhpolding den Titel geholt."
Aus diesem Vierer sind allerdings Magdalena Neuner (Karriereende) und Tina Bachmann (Formverlust) ausgeschieden.
Dennoch zählt Miriam Gössner auch die deutsche Formation zu "den vier oder fünf Mannschaften, die für den Weltmeistertitel infrage kommen." Von Antholz scheidet sie mit der Einschätzung, "dass dies hier trotz der tollen Kulisse und Anfeuerung durch die Zuschauer nicht mein Pflaster, meine Strecke und auch nicht meine Höhe ist…ich wollte natürlich meines Bestes geben. Dass funktionierte im Sprint nicht, in der Staffel schon eher. Also reise ich mit positiven Gefühlen nach Hause, werde dort bei der Familie ein wenig Kraft tanken und freue mich auf die Rennen bei der WM."
Die Schützlinge von Männer-Bundestrainer Marc Kirchner werden die Pleiten von Antholz nicht so leicht aus den Schuhen und aus dem Kopf bekommen. Denn nach dem zuvor wohl statistisch schlechtesten Abschneiden im Verfolger – Bester auf Rang 28 Florian Graf – bei je einem Weltcuprennen, gelang im Mannschafts-Wettbewerb nur eine minimale Korrektur. Die sonst so zuverlässigen Florian Graf (drei Nachlader/ dann Rang 10) und Erik Lesser (4 Strafrunden plus 3 Nachlader!) ließen das Aufgebot rettungslos auf die 15.Stelle zurückfallen. Der frühere Sprint-Weltmeister Arnd Peiffer ("Das war die eindeutig schwärzeste Weltcup-Woche meiner Karriere") brachte sein Team auf Platz 9 (nur 2 Nachlader) zurück. Und der Staffel-Neuling Johannes Kühn hatte noch genügend Kraft und Konzentration, dank nur eines Nachladers Rang 7 zu erreichen.
Chef-Verbandstrainer Uwe Müssiggangs Kurzfazit: "Der Ausklang der Frauenrennen war insofern erfreulich, dass sie gezeigt haben, aus eigener Kraft einen Sieg schaffen zu können. Positiv zudem die Lauf-Fortschritte von Franziska Hildebrand und von Nadine Horchler. Die unbefriedigenden Ergebnisse der Männer sind für mich eher eine negative Momentaufnahme und entsprechen nicht dem generellen Leistungsstand. So schlecht, wie sie hier aussahen, sind sie ganz bestimmt nicht."