Berlin, Deutschland (Weltexpress). Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich bei seiner Tagung am Freitag in Passau einstimmig dafür ausgesprochen, den Sprachgebrauch mit dem angeblich „dritten Geschlecht“ zunächst weiter zu beobachten. „Die Erprobungsphase verschiedener Bezeichnungen des dritten Geschlechts verläuft in den Ländern des deutschen Sprachraums unterschiedlich schnell und intensiv“, sagte der Vorsitzende Josef Lange.
In einer Pressemitteilung vom 16.11.2018 die mit „Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung zur ‚Geschlechtergerechten Schreibung‘ – Beschluss des Rats in seiner Sitzung am 16.11.2018 in Passau“ übertitelt ist, heißt es: „Der Rat für deutsche Rechtschreibung definiert die folgenden sechs Kriterien als Grundlage für ‚Geschlechtergerechte Schreibung‘:
Geschlechtergerechte Texte sollen
– sachlich korrekt sein
– verständlich und lesbar sein
– vorlesbar sein (mit Blick auf die Altersentwicklung der Bevölkerung und die Tendenz in den Medien, Texte in vorlesbarer Form zur Verfügung zu stellen)
– Rechtssicherheit und Eindeutigkeit gewährleisten
– übertragbar sein im Hinblick auf deutschsprachige Länder mit mehreren Amts- und Minderheitensprachen
– für die Lesenden bzw. Hörenden die Möglichkeit zur Konzentration auf die wesentlichen Sachverhalte und Kerninformationen sicherstellen
Dabei ist jeweils auf die unterschiedlichen Zielgruppen und Funktionen von Texten zu achten.“
Dass die Debatte um den Genderstern kontrovers läuft, das wird nicht verschwiegen.
In der „Frankfurter Allgemeine“ (16.11.201) wird dazu angemerkt: „Der sogenannte ‚Genderstern‘ wird seit einiger Zeit gebraucht, um männliche, weibliche und andere Geschlechtsidentitäten in nur einem Wort abzubilden. Mittlerweile gibt es Forderungen, den Genderstern auch in den Schulen zuzulassen, nicht zuletzt, um damit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Rechnung zu tragen, ein drittes Geschlecht im Personenstandsrecht anzuerkennen.“
Deutsche in deutschen Landen und außerhalb dieser mischen sich in die Debatte ein, darunter Politiker wie Anton Hofreiter und Dr. Götz Frömming.
Anton Hofreiter von Bündnis 90/Die Grünen fragt: „Auf dem Personalausweis kommt bald das dritte Geschlecht, warum hinkt dann der Duden nach?“ Hofreiter hätte sich offenbar gewünscht, dass „der Rat … ein klares Signal für Vielfalt“ setzt „und das Bewusstsein für die Bedeutung unserer Wortwahl“ schärft.
Der bildungspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Dr. Götz Frömming, ist anderer Auffassung und will beispielsweise den Gebrauch des sogenannten Gendersterns an Schulen nicht tolerieren: „Die natürliche Entwicklung unserer Sprache darf nicht durch politisch motivierte Eingriffe gelenkt und damit beschädigt werden. Der ‚Genderstern‘ ist Ausdruck einer schon beinahe faschistoid zu nennenden Gesinnung. Er hat in unseren Schulbūchern nichts zu suchen. Vielmehr muss das historisch gewachsene generische Maskulinum als genuiner Bestandteil unserer Muttersprache wieder mehr Beachtung im Unterricht finden.“
Immerhin hat der Rat für deutsche Rechtschreibung, von der Bundesrepublik Deutschland (BRD), der Republik Österreich, der Schweizer Eidgenossenschaft, dem Fürstentum Liechtenstein, der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens geschaffen wurde, den Genderstern nicht fürs amtliche Regelwerk vorgesehen. Noch nicht. Nach eigenen Angaben habe er als „zentrale Instanz in Fragen der Rechtschreibung“ die Aufgabe, „den Schreibgebrauch der deutschen Rechtschreibung, die wie alle Bereiche der Sprache einer steten Entwicklung unterworfen ist, und ist Garant für die Bewahrung der Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum“ zu beobachten.
Laut „FAZ“ habe er auch „von den staatlichen Stellen den Auftrag erhalten, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln“. Der Genderstern oder auch der Gendergap genannte Tiefstrich hat es also nicht in diese Weiterentwicklung geschafft. Noch nicht, was daran liegt, dass einzelne Mitglieder offenbar ihre BRD-Brille ablegten. Nirgendwo in deutschen Landen wird der Genderstern so sehr in den Vordergrund gerückt, wie in der BRD und das nicht nur in akademischen Kreisen, sondern auch in Politik und Presse.