Für eine Studie wurden 236 Frauen und Mädchen in Flüchtlingscamps über ihre täglichen Erfahrungen befragt. Auf den Feldern, beim Sammeln von Feuerholz oder sogar zu Hause vergewaltigt zu werden, war die größte Angst aller Teilnehmerinnen der Studie. Nahezu einstimmig waren sie auch der Meinung, dass die MONUC-Truppen bisher keine Sicherheit gewährleisten könnten. Ekkehard Forberg betont: „World Vision fordert den UN-Sicherheitsrat daher auf, Druck auf alle Parteien im Kongo auszuüben, damit sie dafür sorgen, dass sexuelle Gewaltdelikte künftig unterbleiben und dadurch der Friedensprozess umgesetzt werden kann. Die Friedenstruppen müssen personell verstärkt werden. Wichtig ist auch, dass mehr weibliches Personal eingesetzt wird.“
Die Vereinten Nationen haben in der DR Kongo die größte Friedenstruppe aller Zeiten eingesetzt. Oberstes Ziel ist es, die Zivilbevölkerung zu schützen. Dies gelingt bisher nicht. „Selbst wenn ich im Haus bin, habe ich große Angst“, erzählt eine junge Frau. „Manchmal nehmen sie deinen Mann mit, manchmal vergewaltigen sie dich oder befehlen deinem Ehemann, die eigene Tochter zu missbrauchen.“ Ein anderes Mädchen erzählt: „Eines Nachts kam eine Gruppe von Soldaten und überfiel unsere Nachbarn. Sie vergewaltigten die Mutter und töteten drei Familienmitglieder.“ Die MONUC-Truppen würden nichts gegen diese Gräueltaten unternehmen und die Täter laufen lassen.
Die Frauen in der Studie beschreiben die Vergewaltiger als Männer in Uniformen. „Darum können wir davon ausgehen, dass viele Gewalttäter auch in den Reihen der Polizei und bei den Regierungstruppen zu finden sind“, erläutert Forberg. World Vision fordert daher, den Druck auf die kongolesische Regierung zu erhöhen, damit Polizisten und Soldaten eine gute Ausbildung erhalten, strikte Kommandostrukturen aufgebaut werden und vernünftige Gehälter bezahlt werden.
Nach den Möglichkeiten befragt, wie sexuelle Gewalt beendet werden könnte, empfahlen die Frauen eine strenge und harte Bestrafung von Tätern. Dies sei derzeit nicht der Fall. Viele Täter seien einige Wochen verschwunden und kämen dann wieder. „Die befragten Frauen in der Studie haben sehr genaue Vorstellungen, wie der Friedensprozess umgesetzt werden kann. Sie sollten daher an allen Diskussionen beteiligt werden, damit sie ihre speziellen Bedürfnisse und Nöte erläutern können“, fordert Forberg.
Im Osten Kongos versucht World Vision der Gewalt entgegenzuwirken, indem die Kinderhilfsorganisation Soldaten in Schulungen die internationalen Gesetze und Menschenrechte erklärt. Kommandeuren wird erläutert, wie sie die Zivilbevölkerung schützen können. In den Kommunen wurden Schutzkomitees geschult. Frauen in Flüchtlingslagern lernten die Herstellung energieeffizienter Kochherde, um die Zahl von Übergriffen während des Sammelns von Feuerholz zu reduzieren.