Berlin, Deutschland (Weltexpress). Obwohl sie von früh bis spät auf zwei Arbeitsstellen schuften reichen für Millionen Italiener die Einkommen nicht aus, um bis zum Monatsende durchzuhalten. Sie stehen bei Caritas Schlange, müssen auf eine Gesundheitsversorgung verzichten, die Rückzahlung der Hypothek wird zum Albtraum und das Auto zum unerschwinglichen Luxus. So beschreibt Caritas Ambrosiana nach einer Umfrage am 30. Juni 2025 die Lage von Vier von Zehn Italienern, die sich heute ärmer als vor einem Jahr fühlen. Die Zahlen werden durch eine Umfrage bestätigt, die die Meinungsforscherin Alessandra Ghisleri für Only Numbers durchführte.
Die Umfrage zeigt zwischen 2019 und 2024 einen Nettokaufkraftverlust von minus 10,5 %. In dieser Zeit stiegen die Reallöhne weniger stark als die Inflation, und Italien verzeichnete einen der höchsten Reallohnrückgänge der G20. Allein diese Zahl verdeutlicht, wie die Plattform „Collettiva“ der Gewerkschaft CGIL betont, die Frustration und das Misstrauen, die sich heute im ganzen Land ausbreiten. Hinzu kommen Steuern (die 53,5 % der Befragten belasten), Wohnkosten (42,9 %) und das Auto, das für 32,6 % der Familien zu einer untragbaren Notwendigkeit geworden ist. Während wir über Wachstum, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit diskutieren, versuchen Millionen Italiener, sich durchzuschlagen. Familien entdecken das Einkaufen an der Solidaritätstheke wieder, um ein paar Euro zu sparen. Sie verzichten auf Urlaub, neue Kleidung und oft sogar auf ihre Würde. Armut ist keine Ausnahme mehr. Sie ist Alltag und prägt das Land von Nord nach Süd. „Collettiva“ hebt dazu weiter hervor, dass die neue Armut kein Randphänomen mehr ist. Sie zunehmend die Mittelschichten betrifft, Familien, die bis gestern noch „normal“ waren und es schafften, ihre Kinder zur Schule zu schicken, sich einen Arztbesuch oder ein paar Urlaubstage leisten konnten. Heute genügen unerwartete Ausgaben, ein Trauerfall oder eine außerordentliche Rechnung, um sie in die Armut abrutschen zu lassen. Darüber hinaus, gebe es auch ein subtileres, weniger messbares Elend, die Unsicherheit, die Angst vor dem Morgen. 62,6 Prozent der Italiener glaubten, die Regierung habe nicht genug getan, um Familien bei den hohen Lebenshaltungskosten zu unterstützen. Und diese Enttäuschung zeige sich sowohl bei denjenigen, die rechts wählen, als auch denen, die sich links bezeichnen.
Caritas-Direktor Ambrosiana, Luciano Gualzetti, betont, dass diese Fragilität nicht nur ökonomischer, sondern auch sozialer und urbaner Natur ist. Die Vororte leeren sich tagsüber und füllen sich abends, der Nahverkehr ist überlastet, die Schulen haben Probleme. Eine integrierte Vision, die Soziales, Wohnen, Gesundheit und Mobilität vereint, sei nicht vorhanden.
Es ist ein Zustand, den die Cgil gut kennt und den sie seit langer Zeit anprangert, insbesondere für bestimmte soziale Gruppen. „Besonders die Lage junger Menschen ist durch die hohe Prekarität der Arbeitsverhältnisse gekennzeichnet“, betont Generalsekretär Maurizio Landini. „Mehr als ein Drittel der jungen Menschen unter 35 Jahren und fast ein Viertel der Frauen haben einen befristeten Vertrag und/oder eine unfreiwillige Teilzeitbeschäftigung . Wir haben mit 27 % die niedrigste Beschäftigungsquote in Europa.“ Ganz zu schweigen von der absoluten Armut, die sich als strukturelles Phänomen bestätigt hat und 5,7 Millionen Menschen betrifft. Sie breitet sich auch unter den Erwerbstätigen weiter aus, wobei die Zahl der Menschen zunimmt, deren Einkommen nicht ausreicht, um einen angemessenen Lebensstandard zu gewährleisten.
Ein Quartalsbericht von ISTAT vom 1. Juli 2025 bestätigt, dass die soziale Lage der Arbeitenden durch die steigende Inflation und der Preise weiter alarmierend ist, insbesondere für Arbeitnehmer und Rentner. Im Vergleich zu den Ergebnissen einer Umfrage vom Mai 2025 stiegen die Preise um 1,7 Prozent, darunter sowohl die Warenpreise (von +0,8 % auf +1,0 %) als auch die Dienstleistungspreise (+2,6 % auf +2,7 %. Insgesamt stiegen die Lebensmittelpreise (von +3,0 % auf +3,5 %. Darunter für frisches oder gekühltes Obst (von +4,2 % auf +7,1 % und die Fleischpreise (von +4,1 % auf +4,5 %; +0,5 %). Bei transportbezogenen Dienstleistungen beträgt das Wachstum von +2,6 % auf +2,9 %. Treibende Kraft sind dabei die See- und Binnenschifffahrt (von +8,8 % auf +17,9 %), gefolgt von den Dienstleistungen im Zusammenhang mit privaten Verkehrsmitteln (von +1,3 % auf +1,8 %, gegenüber Mai 2025 um +0,8 %).