Schirach trifft leise Töne, die sofort ins Hirn gehen und Angst und Schrecken fassbar machen.
Ob die honorigen Männer einer Kleinstadtgesellschaft, eine Berliner Drogengang oder der Vati von nebenan – in jedem Menschen lauert etwas dunkles und böses, das sehr, sehr selten ausbricht. Schrirach bettet die Geschichten in eine aufs Wesentliche reduzierte Sprache. Das ist große Erzählkunst und erinnert an Vorgänger wie Truman Capote. Ob Schirach ein wahrer Widergänger Capotes ist, wird sein nächstes Buch zeigen. Nach zwei Erzählbänden soll demnächst der erste Roman erscheinen.
Schirachs Figuren sind fassbar, seine Geschichten im Grunde menschenfreundlich, allerdings fegt immer ein kaltes Grauen, menschliche Dramen sind immer und überall. Ein wichtiges Buch, empfindsame Schicksalsmelodien eines großen Erzähltalents.
Schuld: Stories, Ferdinand von Schirach, 208 Seiten, Piper Verlag Juli 2010, 14,90 Euro